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Ochajon 06 - Und Feuer fiel vom Himmel

Ochajon 06 - Und Feuer fiel vom Himmel

Titel: Ochajon 06 - Und Feuer fiel vom Himmel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Batya Gur
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eine Seele von Mensch«, murmelte Zila, drückte die Türklinke hinunter, betrat das Zimmer und ließ die Tür hinter sich zufallen, ohne auf Jafa und Michael zu warten.
    »Was hat sie denn?«, fragte Jafa und schüttelte ihren Pferdeschwanz. »Sie wird langsam zur Männerhasserin, warum, hat sie Probleme mit Eli?«
    Michael zuckte die Achseln. »Wer hat keine?«, entgegnete er nebulös, öffnete die Tür und wartete, bis Jafa hineinging. Auch er hatte Zilas Stimmung wahrgenommen, die in letzter Zeit besonders trübe war, und Eli Bachars Unruhe. Doch obwohl er sehr in ihre Ehe, ihr Leben und in ihre Beziehungen mit den Kindern involviert war – schließlich war er der hauptsächliche Ehestifter gewesen, und er war der Pate ihres ältesten Sohnes –, wagte er es nicht, ausdrücklich zu fragen. Höchstenfalls fragte er Eli Bachar: »Was gibt’s so?«, und sah ihn mit prüfendem Blick an, was Eli normalerweise dazu brachte, unbehaglich herumzurutschten und zu sagen, »was?« Doch Eli wich seinem Blick einfach aus. Bevor Michael in Urlaub gegangen war, hatte er ihn zweimal auf einen schnellen Kaffee an der Straßenecke eingeladen, sie beide allein, und ihn sehr gezielt gefragt: »Was gibt’s Neues? Wie geht’s dir?« Er war sicher gewesen, Eli würde verstehen, dass er wirklich daran interessiert war zu erfahren, was ihn plagte. Doch auch da war Eli ihm ausgewichen – einmal hatte er gesagt, »alles in Ordnung, warum?«, und beim zweiten Mal hatte er sogar geantwortet, »nicht so besonders«, sich aber nicht näher dazu geäußert und rasch das Thema gewechselt.
    Jafa hatte Recht, dachte Michael, als er Rubin jetzt so betrachtete. Sein Gesicht hatte etwas von bogartscher Herbheit, die Art, von der üblicherweise vorausgesetzt wird, dass sie bei Frauen sehr beliebt ist, da sie in ihren Augen nur die Tarnung für ein extremes Zärtlichkeitspotenzial ist. Es war auch erkennbar – an der Art, wie Rubin gestern beim Verlassen des Polizeipräsidiums am Migrasch Harussim mit leiser Stimme zu Jafa gesprochen und wie er ihr in die Augen geblickt hatte, bis man förmlich sehen konnte, wie sie dahinschmolz –, dass Rubin seine Wirkung auf Frauen genau kannte, obgleich nicht ersichtlich war, dass er daraus besondere Freude bezogen hätte. In seinen Augen lag ein gewisser Ausdruck von Großzügigkeit, die im Grunde vielleicht auch Schwäche sein mochte, doch der starken Sensibilität, die aus ihnen sprach, konnte man sich nicht entziehen.
    »Sie sind normalerweise ein gesunder Mensch?«, fragte ihn Michael, und Rubin zuckte zusammen und blickte ihn befremdet an. »Ich meine – das Herz, Blutdruck und all das. In dem Formular hier steht«, Michael zog aus dem braunen Umschlag, den er in Händen hielt, ein Blatt mit der unterzeichneten Aussage Rubins über Tirzas Tod, »dass Sie fünfzig sind, geboren 1947, stimmt das?«
    »Stimmt, in zwei Monaten einundfünfzig«, präzisierte Rubin und verzog seine Lippen wieder zu einem scheinbaren Lächeln, doch ein Schleier schien mit einem Mal das sanfte Grau seiner Augen zu trüben. »Weshalb fragen Sie nach meinem Gesundheitszustand?«
    »Eine Standardfrage«, erklärte Michael, »wir wollen Leute nicht durch unbeabsichtigte Anspannung gefährden, so wie im Falle von Matti Cohen.«
    »Denkt man auch bei Ihnen, dass Matti Cohen einen Herzinfarkt wegen des Verhörs und des Stress bekam?« Rubin spannte sich. »Man hätte nicht zustimmen dürfen, ihn in seiner Verfassung zu verhören, ich habe ausdrücklich zu Zadik gesagt … ach, was ändert das noch.« Rubin machte eine wegwerfende Armbewegung und sah Michael erwartungsvoll an.
    Michael reagierte nicht darauf, sondern wiederholte seine Frage, während er vorgab, auf das Papier vor ihm konzentriert zu sein, ob Rubin besondere gesundheitliche Probleme habe.
    »Keinerlei besondere Probleme«, antwortete Rubin.
    »Nehmen Sie irgendwelche Medikamente regelmäßig ein?«
    Rubin sah ihn etwas erstaunt an. »Nichts«, sagte er, und das Erstaunen in seinen Augen wich einer gewissen Gespanntheit. »Manchmal irgendwelche Optalgin gegen Kopfschmerzen oder Rückenschmerzen, Allergien in den Zwischenjahreszeiten – ich bin allergisch gegen Zypressenblüte –, aber nichts weiter Besonderes. Was hat das mit Zadik zu tun?«
    »Wir fragen alle«, erwiderte Michael, »so wie wir alle fragen, wo genau sie am Vormittag waren zu der Zeit, als Zadik …«
    »Ja«, sagte Rubin geistesabwesend, »der Junge, Eli heißt er? Er hat mich schon gefragt, bei

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