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Ochajon 06 - Und Feuer fiel vom Himmel

Ochajon 06 - Und Feuer fiel vom Himmel

Titel: Ochajon 06 - Und Feuer fiel vom Himmel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Batya Gur
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Srul?«, fragte Michael und blickte das Foto an.
    Nach längerem Schweigen seufzte Rubin. »Ja, auch Srul, von wem haben Sie von Srul gehört?«
    Michael gab keine Antwort.
    »Srul … ihn haben wir mit vierzehn kennen gelernt, in der neunten Klasse. Er war … er kam aus einem Revisionistenhaus, sein Vater war aus dem Irak eingewandert, hatte eine Polin geheiratet, und hierzulande war er mit dem inneren Kreis Begins verbunden, war in der Etzel, glaube ich … in einer Untergrundbewegung … da wo Begin war – da war auch er. Danach ist Srul mit uns in die Jugendbewegung gegangen, in Immigrantenlager, es gab einen Skandal bei ihm daheim – sie wollten, dass er zur revisionistischen Jugend geht und so weiter …« Rubin verstummte, und nach einigen Sekunden fügte er noch hinzu: »Aber er lebt nicht in Israel.«
    »Er ist nach dem Krieg abgereist«, bemerkte Michael, »wegen der Verwundung.«
    »Er ist in Los Angeles, neo-orthodox geworden, absolut fromm geworden«, sagte Rubin bitter. »Am Anfang haben wir die Verbindung aufrechterhalten, aber schon seit Jahren …« Seine Stimme erstarb, doch Michael wartete schweigend. »Seit Jahren haben wir uns nicht mehr gesprochen«, endete Rubin schließlich.
    »Nur Tirza«, sagte Michael schlicht, als konstatiere er eine Tatsache, »nur sie blieb all diese Jahre mit ihm in Verbindung.«
    »Tirza?!« Rubin sah ihn verstört an. »Wieso Tirza? Was hat Tirza mit …«
    »Sie war in Ihrem Kreis, sie ist hier mit Ihnen zusammen auf dem Bild, nicht? Die drei Musketiere und das alles?«
    »Damals war sie es, früher, sicher, als wir jung waren, und auch … wie wir, wie Benni und wie ich, aber nachher …«
    »Einen Monat vor ihrem Tod war sie in den Vereinigten Staaten«, konstatierte Michael, »wir haben gedacht, sie ist hingefahren, um ihn zu treffen.«
    »Wieso denn das?!« erzürnte sich Rubin. »Sie ist dienstlich gereist, für zwei Wochen, ausschließlich wegen eines Arbeitsauftrags, und die meiste Zeit war sie in New York, sie hatte Termine mit Filmproduzenten … ich weiß nicht, vielleicht war sie ja auch an der Westküste.« Seine Stimme nahm einen vorsichtigeren Ton an. »Ich weiß keine Einzelheiten von dieser Reise, ich bin nicht dazu gekommen, danach mit ihr zu sprechen«, sagte er am Ende.
    »Sie war aber tatsächlich in Los Angeles, drei Tage«, äußerte Michael, »das wissen wir mit Sicherheit. Wir haben Hinweise vom Hotel und über ihre Treffen.« Er veränderte dabei seinen Gesichtsausdruck nicht, obgleich er keinerlei solche Hinweise hatte. »Denken Sie nicht, dass sie sich dort mit Srul getroffen hat?«
    »Das denke ich nicht«, entgegnete Rubin. »Möchten Sie noch einen Kaffee?«
    »Warum nicht? Glauben Sie nicht, wenn man schon einmal bis nach Los Angeles kommt, nehmen wir an, sogar beruflich, meinen Sie nicht, dass sie sich die Mühe gemacht hätte, jemanden zu suchen, der ihr in ihrer Jugend so nahe stand? Hätten Sie es an ihrer Stelle nicht versucht?«
    »Falls es so ist – mir hat sie nichts erzählt«, sagte Rubin trocken, »weder mir noch Benni, Benni hätte es mir erzählt.«
    »Haben Sie die Adresse von Srul?«
    »Warum interessieren Sie sich so für ihn?«, fragte Rubin in erstauntem Ton, doch Michael vermeinte auch Nervosität darin zu hören.
    »Es erscheint mir ziemlich natürlich, dass wir uns für ihn interessieren, speziell wenn der letzte Mensch, den Zadik in seinem Leben sah, ein Orthodoxer mit verbrannter Haut war, es scheint mir ziemlich natürlich, an euren Freund Srul zu denken, oder nicht?«
    »Das kann nicht sein«, sagte Rubin nach kurzem Schweigen, »Srul stand in keinerlei Verbindung mit Zadik, er kannte ihn überhaupt nicht, wieso sollte … und wenn Srul nach Israel gekommen wäre, meinen Sie nicht, wir wüssten davon?«
    »Ich frage Sie«, erwiderte Michael, »genau das frage ich Sie – wenn er nach Israel gekommen wäre, hätte er Sie oder Benni Mejuchas angerufen?«
    »Keine Frage«, antwortete Rubin. »Ich hätte es im Voraus gewusst. Überhaupt keine Frage.«
    »Sagen Sie mir«, Michael sprach ganz langsam, »ist er ein wohlhabender Mensch, Srul?«
    »Woher soll ich denn … mir scheint, er war sehr erfolgreich, mit Diamanten, kommt mir so vor«, sagte Rubin unwillig, »er hat sich mit einer Amerikanerin verheiratet, orthodox, ihr Vater hatte … eine Diamantenschleiferei, eine reiche Familie … die älteste Tochter eines Diamantenhändlers, sie hatte irgendeine Behinderung, etwas … sie ist mit einer gelähmten Hand

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