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Ochajon 06 - Und Feuer fiel vom Himmel

Ochajon 06 - Und Feuer fiel vom Himmel

Titel: Ochajon 06 - Und Feuer fiel vom Himmel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Batya Gur
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Fingern gefaltet in seinem Schoß liegen und vermerkte mit unterdrücktem Kummer, sozusagen tränenerstickt, die Namen derer, die neben Zadik auf den Bildern zu sehen waren. In schnellem Tempo benannte er Jizchak Rabin, Golda Meir, Peres, Scharon – in Generalsuniform –, Abba Eban, die Präsidenten Gorbatschow, Carter und Clinton, den Schriftsteller Günter Grass, den greisen Yves Montand, hielt sich besonders bei einem Foto auf, auf dem Zadik, jung und langhaarig, übers ganze Gesicht strahlend, seinen Arm um die Schultern von Sophia Loren gelegt hatte, und danach zeigte er ihn in der Gesellschaft von Arik Einstein und Uri Zohar. Er berichtete von der Liebe des verblichenen Zadik für den israelischen Gesang, vor allem für Gedenklieder, und mit einem Lächeln, das wie dem Schmerz zum Trotz durchzubrechen schien, erzählte er, dass jeder, der Zadik kannte, ihn öfter und falsch den »Munitionshügel« und »Wir beide aus demselben Dorf« hatte summen hören.
    »Da, dafür haben sie einen Etat, so viel man nur will, für den Scherzkeks der Nation«, murmelte Rubin – Michael vermerkte bei sich, dass dies das erste Mal war, dass er hörte, wie Rubin sich außerhalb des Bildschirms scharf und giftig äußerte –, »es gibt Menschen, die rutschen auf der Oberfläche des Lebens herum wie auf Anfängerskiern«, fuhr Rubin fort, ohne den Blick vom Monitor zu wenden, »nette Jungen, das, was man Allerweltslieblinge nennt. Wer liebt Giora nicht? Wer würde ein schlechtes Wort über Giora sagen? Aber was ist Giora außer einer Sammlung von Klischees und ununterbrochener Artigkeiten? Konsequentes Vermeiden jeglicher Konfrontation für die blanke Popularität? Ich ertrage diese netten Leute nicht, die keinen Feind auf der Welt haben.« Rubin stellte den Ton völlig ab, schaltete das Gerät jedoch nicht aus. »Ich muss auf dem Laufenden bleiben«, entschuldigte er sich, »sogar wenn sie einstweilen die ganze Zeit Material aus der Mottenkiste durchlaufen lassen. In einer Weile kommt eine Sondersendung, und die offizielle Mitteilung über Zadik und die Lage im Sender wird herausgegeben.«
    Michael betrachtete Rubins graue, tiefe dunkle Augen mit dem Netz aus feinen Fältchen, das sie umgab, die Falte zwischen den dunklen Brauen, die seinem Gesicht Strenge verlieh, und die schmale Nase, die ein kleiner Buckel mit faszinierender Präsenz ausstattete, die beiden tiefen Furchen längs der Wangen, die auf Leiden hinwiesen, die vollen Lippen, die dennoch nicht den Eindruck von Genusssucht vermittelten, und das silberne, kurz geschnittene Haar.
    »Was für ein scharfer Typ, wirklich ein schöner Mann, live ist er schöner als im Fernsehen, man sieht, wie groß er ist und das alles … erinnert irgendwie an Paul Newman, nicht?«, hatte Jafa von der Spurensicherung gestern über ihn gesagt, als sie auf dem Gang vor Michaels Büro standen, auf dem Weg zu einer kurzen Besprechung über die Ergebnisse des Obduktionsberichts von Matti Cohen. »Du kannst sicher sein, dass der jede Frau kriegt, wenn er nur will«, hatte sie geflüstert und nach einer kurzen Gedankenpause hinzugefügt: »Aber er schaut mir nicht aus wie einer, der das so unbedingt will, er ist nicht fröhlich und bemüht sich auch gar nicht darum, er hat sogar etwas … irgendwie was Totes? Na gut, vielleicht ist er ja jetzt in Trauer, es wird gesagt, dass er Tirza wirklich geliebt hat, obwohl sie geschieden waren. Was hältst du von ihm?«, fragte sie Zila, die zu ihnen gestoßen war und bereits die Hand auf die Türklinke legte.
    »Ja«, erwiderte Zila zerstreut, »er kommt mir nicht vor wie irgendein großer Don Juan, aber ich habe mitgekriegt, dass es keine Frau gibt, die nicht …«
    »Es gibt solche Männer«, dachte Jafa laut nach, »die nicht nein sagen können zu einer Frau. Wenn sie auf ihn abfährt und will – macht er mit, so ein Gesicht hat er.«
    »Eine echt gute Methode«, hatte Zila in einem plötzlichen Ausbruch von Bitterkeit darauf gesagt, »eine überragende Methode, dann kannst du vögeln und bist aber weder schuld noch verantwortlich.« Jafa blickte sie erstaunt an. »Du kannst ihr sogar ein Kind machen«, fuhr Zila fort, »und bist nicht schuld, was soll ich dir sagen? Paradiesisch, so was von einem guten Kerl!«
    »Ich denke wirklich, dass er ein guter Kerl ist«, sagte Jafa, »vielleicht charakterschwach, aber er hat … man sagt immerhin, dass er gut ist, so einer, der quasi allen hilft.«
    »Haben wir gehört, haben wir schon gehört, klar ist er

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