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Ochajon 06 - Und Feuer fiel vom Himmel

Ochajon 06 - Und Feuer fiel vom Himmel

Titel: Ochajon 06 - Und Feuer fiel vom Himmel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Batya Gur
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wolltest du von ihm? Chefez, hörst du? Ich spreche mit dir, oder? Jetzt antworte mir endlich«, verlangte sie mit kleinmädchenhafter Ungeduld, und ihre schmalen Lippen bogen sich mit demonstrativer Unzufriedenheit nach unten. »Einen Moment«, schrie Chefez, »ich muss einen Moment kalkulieren, oder? Was bringt er? Frag ihn, ob er noch eine Nachricht hat. Wenn wir das wissen, wird der aktualisierte Line-up rausgehen, frag ihn genau, nein, gib ihn mir.«
    Für einen Augenblick vernebelte sich alles in Zadiks Bewusstsein – wie unter Wasser hörte er die Gespräche ringsherum, wie hinter Glas sah er den Regisseur der Nachrichten Karen, die Sprecherin, beiseite ziehen, hörte, wie die Produktionsassistentin vom Zimmer der Auslandskorrespondenten aus in die Türkei telefonierte, Eres Details der Populitika-Umfrage klärte und Karen mit lauter Stimme fragte: »Was ist das, hier steht ›Clinton‹? Was Clinton?«
    »Nix wissen«, antwortete Eres und wandte sich zur Seite.
    »Freunde«, sagte Zadik autoritär, denn darauf warteten sie, dass ihnen einer etwas mit Autorität sagte, egal was, »heute surfen wir nicht, haltet euch gefälligst an den Zeitplan, es gibt keinerlei Überziehungen, denn wir haben heute eine längere Populitika.«
    »Ist der Line-up in Ordnung? Du hast überhaupt nichts gesagt«, beschwerte sich Eres.
    »Außer Mosche Lion hast du Themen mit dem Müll«, erwiderte ihm Zadik.
    »Das sind herzzerreißende menschliche Geschichten!«, rief Eres erregt.
    »Was ist denn da herzzerreißend, was bitte, ein Haufen Müll, das ist es …«
    Plötzlich klangen Stimmen von den beiden Fernsehgeräten her, die gegenüber dem Sitzungstisch hingen. »Dreh die Lautstärke runter«, befahl Zadik Aviva, »seit wann gibt es hier ein Bild mit Sound? Hier hat jetzt Ruhe zu herrschen.«
    »Warum immer ich«, murrte Aviva, »die Fernbedienung ist überhaupt nicht bei mir, Eres hat sie genommen, er wollte etwas auf Kanal Zwei sehen. Dreht den Ton ab«, sagte sie und blickte Eres dabei an.
    »Wann wird die erste Kerze angezündet?«, rief jemand aus dem Zimmer der Graphikerin, »vorher oder nachher?«
    »Was ist denn mit dir los, vorher, klar vorher, jedes Jahr ist es vorher!«, schrie Niva zurück und zog ein Blatt aus dem Drucker des Computers. »Hier ist der aktualisierte Line-up«, verkündete sie und riss die perforierten Randstreifen vom Papier ab.
    Dani Benisri erhob sich von seinem Platz und streckte seinen Körper. Zadik fing flüchtig seine Silhouette und seinen flachen Bauch ein. So hatte er selbst ausgesehen, als er in Benisris Alter war, vor zwanzig Jahren konnte er ein Hemd in die Hose stecken, ohne dass man von außen etwas gesehen hätte, ganz sicher nicht diesen Berg, den er jetzt unter seinem Hemd und seinem Jackett vor sich her trug.
    Benisri strich die Ränder seines schwarzen T-Shirts glatt. »Was ist mit den Entlassenen von ›Cholit‹? Warum habt ihr das auf Punkt 27 gesetzt?«, erboste er sich. »Ich rede mit dir, Eres, tu nicht so, als ob du mich nicht hörst.« Er sah Eres zornig an, und als jener mit seinen knochigen Schultern zuckte und mit dem Kopf zu Chefez hinüberwies, wandte der Korrespondent für Arbeit und Wirtschaft seinen Blick Chefez zu. »Sag, Chefez, hast du das gesehen?«, verlangte er zu wissen.
    »Das …«, sagte Eres, »das fällt überhaupt raus, keine ›Cholit‹-Entlassenen heute, es gibt so schon genügend Themen, die mit Streik zusammenhängen.«
    »Und was ist mit dem Mord in Petach Tikva?«, fragte David Schalit. »Ich habe euch gestern Nacht die Zeugenaussagen von den Nachbarn und das Ganze gebracht, das ist im Line-up überhaupt nicht erwähnt.«
    »Der Mord in Petach Tikva fällt raus«, antwortete ihm Eres gleichmütig und befingerte den Reißverschluss seines blauen Pullovers.
    »Raus?!«, entsetzte sich David Schalit. »Wie kannst du eine solche Story rauswerfen – einer haut jemandem ein Messer rein, nur weil sich der über den Lärm der Autohupe beschwert? Kommt dir das ganz normal vor? Alltäglich? Das müsste eigentlich an der Spitze der Ausgabe sein!«
    »Nichts zu machen«, sagte Eres ungerührt, »stattdessen gibt es Mosche Lion. Sagt mal, hat jemand die Heizung abgestellt oder was? Es ist schrecklich kalt hier.«
    »Niva!«, schrie Zivia, eine der Produktionsassistentinnen. »Wir haben kein Studio in Tel Aviv, hörst du?«
    David Schalit ließ sich neben der Datentypistin nieder. »Willst du einen Aufmacher?«, rief er Eres zu. »Dann schreib dir

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