Ochajon 06 - Und Feuer fiel vom Himmel
gegeben? Hast du etwas genommen? Du hast nichts von ihm genommen. Du schuldest ihm nichts.«
»Was ich davon habe?! Was heißt hier, ›was ich davon habe‹? Was soll das denn hier«, entrüstete sich Schalit, »da gibt es eine Frau, die behauptet, sie sei ganz arm dran, soll heißen, ein Opfer also, und gleichzeitig bewirft sie alle mit Dreck – und bloß sie steht dabei sauber da? Lasst uns doch die gerichtliche Verfügung übertreten, oder wir senden den Namen des Arztes auch nicht, nachher sind noch alle Männer am Arsch.«
»Moment, Moment mal, ich möchte das genau verstehen«, Zadik beugte sich vor und blickte David Schalit an, der die Finger in seine roten Locken grub und sich danach mit ihnen über sein gerötetes Gesicht strich, erneut an seinem Rollkragen zerrte, wieder um den entzündeten, anschwellenden Fleck herum kratzte und sich in seinem Stuhl zurücklehnte, »wovon reden wir hier?«
»Sie verklagt alle beide – Basiuni und den Arzt«, erwiderte David Schalit und schlug mit der Hand auf den Tisch, »beide verklagt sie! Und es gibt kein Verbot, die Namen zu veröffentlichen. Die kann man also ruinieren? Ja? Und was ist mit ihr? Sie bleibt sauber? Morgen kommt eine daher, die sagt, dass ich … dass du …«
»Zuerst mal hat der Richter die Anweisung erteilt, bist du dafür verantwortlich? Nein. Bist du nicht. Hast du die Anweisung erteilt? Nein. Du hast überhaupt keine Anweisung erteilt, der Richter hat sie erteilt«, sagte Chefez und spähte rasch wieder zu Natascha hinüber.
»Dann hat er eben!«, schrie David Schalit und sein Gesicht rötete sich noch mehr. »Dann pfeifen wir eben mal drauf. Ich hab die Schnauze gestrichen voll von diesen ganzen Blutsaugerinnen, die erst rumvögeln wie die Karnickel und hinterher Vergewaltigung, Vergewaltigung schreien. Jede kann heute sagen, dass man sie vergewaltigt hätte, und das Leben von jemandem zerstören, sogar wenn sie diejenige ist, die …«
»Nichts zu machen«, unterbrach ihn Zadik, »als die Geschichte veröffentlicht wurde, haben sie den Namen des Arztes und von Basiuni schon genannt, und wir sind das staatliche Fernsehen, ich hab’s schon gesagt – wir sind die Letzten, die gegen eine gerichtliche Verfügung verstoßen können …«
»Ja, aber man hat festgestellt, dass es keine Beweisgrundlage gibt, und jetzt kommt sie daher und sagt, dass sie ihren Namen beschmutzt hätten. Nicht bloß so, sie hat Klage bei Gericht eingereicht …«
Die Tür des Korrespondentenzimmers öffnete sich und Zipi, eine der Produktionsassistentinnen, rief von dort: »Wer ist der Übersetzer, der kommen soll? Ich hab da nämlich noch die Übersetzung vom türkischen Verteidigungsminister!«
David Schalit stand auf und wollte sich hinter den Sitzungstisch neben die Datentypistin setzen. »Bleib da, wir sind noch nicht fertig«, befahl ihm Chefez und wischte sich mit der Hand über sein großes Gesicht, »seht ihr, wie heiß es hier ist? Dreht die Heizung kleiner.«
»Soll ich den Wartungsdienst rufen?«, fragte Niva mit gespielter Unschuld und schob ihren Fuß in die Holzpantine zurück. »Hast du vergessen, dass wir keine Kontrolle über die Heizung haben?«
»Ich höre jedes Wort von hier aus«, sagte David Schalit, »und reden … es hat keinen Sinn, dass ich was sage – es hört sowieso niemand zu und nicht ich bestimme.«
»Was ist das, was hier steht, ›militärische Dokumente‹?«, verlangte Zadik zu wissen. »Was ist das für eine Geschichte mit militärischen Dokumenten?«
Chefez beugte sich nach vorn und betastete seinen Nacken. »Ich hab mit dir darüber gesprochen«, sagte er müde, »ich hab’s dir gesagt – man hat im Müll streng geheime militärische Dokumente gefunden, wir haben Fotos gemacht, aber es gibt noch keinen Text – wie du siehst, hab ich dem acht Sekunden gegeben, zwei Wörter pro Sekunde.«
Wieder öffnete sich die Tür des Korrespondentenraums, und Zipi schlurfte mit schweren Schritten zu Chefez und knöpfte sich unterm Gehen ihr kariertes Flanellhemd zu, das nur mühsam ihren hervorstehenden Bauch bedeckte. »Ist das heiß hier – tödlich, das ist nichts für eine Schwangerschaft, die Temperatur hier«, klagte sie und sagte noch einmal, sie hätte einen Bericht, den der Militärkorrespondent aus der Türkei auf Türkisch geschickt habe, und es gebe keine Übersetzung.
Das Telefon klingelte wieder. »Chefez, Bezalel ist in der Leitung!«, rief Niva. »Was willst du ihn fragen? Chefez, ich rede mit dir, was
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