Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Ochajon 06 - Und Feuer fiel vom Himmel

Ochajon 06 - Und Feuer fiel vom Himmel

Titel: Ochajon 06 - Und Feuer fiel vom Himmel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Batya Gur
Vom Netzwerk:
noch ertragen können mit anzusehen, wie dieser Chefez völlig hemmungslos danach strebte, auf seinem Stuhl zu sitzen, und dass er sich überhaupt nicht schämte! Es konnte doch jeder sehen, wie er ihn imitierte wie ein Papagei und wie eine kaputte Schallplatte wiederholte, was er aus seinem Mund aufschnappte, und wie üblich das alles auch noch siebenmal … zum Erbrechen … Plötzlich spannte sich Chefez und blickte zur Tür des Nachrichtenraums. Zadik folgte seinem Blick – Arie Rubin stand am Eingang und neben ihm Natascha, die an seinem Jackenzipfel hing. Diese Natascha war zu mager, sie sah auch ziemlich schmutzig aus, und dieser Wollschal, ohne den sie keinen Schritt tat, den sie immer bis zum Kinn um den Hals gewickelt hatte, verlieh ihr das Aussehen einer Waise, nur diese blauen Augen … und wie sie an Rubin klebte. Es konnte nicht sein, dass Rubin etwas mit ihr hatte. Zunächst einmal war sie generell die von Chefez und Rubin war nicht … Rubin würde im Leben nicht … Rubin hatte Stil, er würde sich nie erlauben, sich mit einer einzulassen …
    Es schien Zadik, als hätte sich die Stille vertieft, und alle blickten schweigend Rubin an, bis Niva zu ihm eilte, ihm beide Hände auf die Arme legte und ihm ins Gesicht sah, als seien sie beide allein hier im Nachrichtenstudio – wie in einem amerikanischen Film stand sie dort –, und leise, aber für alle zu hören, sagte: »Ein furchtbares Unglück, wir haben uns Sorgen um dich gemacht, Arie. Ist alles in Ordnung, Arie?« Rubin nickte und nahm weiter keine Notiz von ihr, löste nur sanft ihre Hände von seinen Armen. Dann blickte er Zadik an, trat schnell auf ihn zu, beugte sich hinunter und flüsterte ihm ins Ohr: »Ich muss mit dir reden, Zadik, so schnell wie möglich.«
    »Nicht jetzt«, erschrak Zadik, »nach der Morgensitzung habe ich die Abteilungsleiterkonferenz, erst danach kann ich … nach zehn.«
    »Nichts danach«, flüsterte Rubin, »davor. Sofort, wenn der Line-up fertig ist. Es ist dringend.«
    »Okay, okay«, beugte sich Zadik, »aber jetzt setz dich.«
    Chefez verrückte hastig seinen Stuhl, schob ihn nahe an Eres heran, und Rubin ließ sich an der Tischecke nieder. Aviva, die dahinter stand, beeilte sich, ihre weiche Hand auf Rubins Schulter zu legen und sie sanft zu drücken, und David Schalit fing seinen Blick ein und breitete mit hilfloser Geste seine Hände aus. Die Situation war wirklich unerträglich. Die Leute wussten nicht, was sie sagen und denken sollten. Arie Rubin hob das Blatt auf und studierte es, und Chefez verfolgte mit seinem Blick Natascha, die Rubin fragend ansah und ihre Segeltuchtasche auf das Ecksofa neben dem Wasserspender warf.
    »Wir haben keine Wahl«, sagte Chefez wieder und löste seinen Blick von Natascha, die sich an die Wand neben dem Sofa lehnte und mit den Rändern des roten Wollschals spielte, »wie man so schön sagt – wir haben nicht den Luxus zu trauern. Haben wir diesen Luxus? Nein, wir haben ihn nicht. Wir müssen über den Line-up reden.«
    »Also was haben wir heute?«, seufzte Zadik. »Ich sehe es so – heute tritt der Streik in ein weiteres Stadium, Streik der Taxifahrer und des gesamten Gesundheitswesens ohne zeitliche Begrenzung, sie werden gleich auf die Straße gehen, also was bringt ihr davon?«
    »Flughafen und Müll«, erwiderte Eres, »zuerst ein Bericht über den Müll in Tel Aviv – es gibt Bilder auf dem Hintergrund des Aufmachers und dann auch eine Menge Geschichten vom Flughafen.«
    »Ich hab es gestern schon gesagt – bringt in Bezug auf den Flughafen einen interessanten, neuen Blickwinkel mit rein, Fremdarbeiter, Araber«, beklagte sich Chefez. »Ich habe gesagt – bringt Fremde rein, hab ich das nicht gesagt? Ich hab es gesagt. Und vielleicht wäre es auch wert, Telefongespräche mit Leuten zu machen, die im Ausland festsitzen, oder war es das nicht? Das wäre es.«
    »Was Ausland, wie, es gibt hier einen Generalstreik und eine Stilllegung der gesamten Verkehrsmittel, eine Masse Themen«, mischte sich David Schalit ein, und wie immer, wenn er über etwas sprach, das ihn betraf, rötete sich seine Stirn, und auch von seiner spitzen Kinnkante kroch Röte hoch und überdeckte die Sommersprossen auf seinen Wangen. »Eins acht acht verbindet Menschen im Ausland, die ohne Essen festsitzen, gratis mit Tel Aviv …«
    »Gestern habe ich gehört, dass sich Soldaten um Plätze im Bus streiten«, sagte Niva vom Ende des Sitzungstisches her, wo sie mit dem Entwirren der verwickelten

Weitere Kostenlose Bücher