Ochajon 06 - Und Feuer fiel vom Himmel
Schnur beschäftigt war, die von dem Hörer des roten Telefons herabhing.
»Leutchen«, Eres erhob seine Stimme und rückte den Metallrahmen seiner Brille zurecht, »es gibt die Mossad-Affäre, Zohar wird darüber berichten, er hat hervorragendes Material.«
»Wo ist er, Zohar? Nicht in der Türkei bei den Manövern der türkischen Armee?«
»Sagt mal«, warf Miri, die Textredakteurin, ein und nahm ihre Lesebrille ab, »meint ihr nicht, dass es Zeit wird, etwas mit diesen Anzeigen zu machen, ›Lügner‹, die jeden Tag in der ›Ha’arez‹ veröffentlicht werden? Meint ihr nicht, dass es interessant wäre zu erfahren, wer dafür zahlt – das kostet doch eine Riesenstange Geld –, und zu klären, über wen das ist?« Sie betrachtete Chefez eingehend.
»Nein«, sagte Chefez zu Eres, »er ist schon zurück, hat angerufen und mitgeteilt, dass er sich verspäten wird, er hat nicht einmal eine Ahnung von Tirza, was passiert ist. Es gibt irgendeine Sache, ich hab nicht verstanden, wo, er ist mit einem Kamerateam aufgebrochen – er ruft gleich an …«
»Alle wissen, wer mit diesen Anzeigen gemeint ist«, sagte Aviva und schürzte ihre Unterlippe, »wer weiß nicht, dass der Lügner Bibi ist?«
»Bist du sicher?«, entgegnete Miri, während sie ihre Lesebrille mit den dicken Gläsern wieder aufsetzte und sich über das Papier vor ihr beugte, »manchmal ist gerade das, was selbstverständlich scheint …«
»Tausendprozentig, es gibt niemanden, der das nicht weiß«, versicherte Aviva.
»Und es gibt Bezalel«, fuhr Eres fort, »der in zwei Stunden mit dem Ministerpräsidenten zurückkehrt. Es gibt eine Sondersitzung zum Thema der Verhandlungsschritte und am Abend gibt es eine besondere Sitzung der Arbeiterpartei …«
»Also echt«, grinste Niva und verband die Schnur des Hörers nut dem roten Telefonapparat.
»Du wirst staunen«, sagte Chefez, »so was gibt es noch – die Arbeiterpartei«, und an Eres gewandt: »Was denn? Gibt es vielleicht keine Arbeiterpartei? Gibt es. Es gibt eine Arbeiterpartei. Ihr wollt die Arbeiterpartei begraben? Was denn, ist die Arbeiterpartei vielleicht eure Mutter, dass ihr sie begraben könnt? Nein. Sie ist nicht eure Mutter. Und sogar wenn ihr nichts über Golda auf den Line-up gesetzt habt, es gibt eine Gedächtnisfeier für Golda, und ich hab gestern gesagt, dass ich eine Aufnahme von der Zeremonie haben will, und wenn es keine Bilder von der Feier gibt, dann soll sie wenigstens erwähnt werden.«
»Und was ist mit dem Punkt Basiuni?«, erkundigte sich Zadik. »Hier steht nur Botschafter von Ägypten und Skandals gibt es was Neues? Oder muss man warten, bis Bezalel in ein, zwei Stunden mit dem Ministerpräsidenten aus Washington zurückkommt?«
»Hört mal«, rief Niva und schwenkte den Telefonhörer, »wir haben kein Studio in Tel Aviv, habt ihr gehört?« Sie blickte Chefez an, der bestätigend nickte. »Also was machen wir?«, fragte Niva und wartete aus Erfahrung nicht einmal auf Antwort – sie beobachtete Chefez, der zuerst David Schalit ansah und dann vorsichtig zu der entfernten Ecke schielte, wo Natascha neben dem Wasserbehälter saß. »Ihr wolltet doch Amir Perez live aus Tel Aviv über den Streik interviewen«, erinnerte sie, aber keiner reagierte, und sie ließ resigniert die Arme baumeln und betrachtete ihre phosphorgrünen Fingernägel – nach Jahren, in denen sie keine Schminke angerührt hatte, malte sie sich plötzlich die Nägel an und noch dazu grün! Versteh einer die Menschen, sagte sich Zadik und erschauerte, dieses Grün war hier nicht am Platz, nicht nach dem, was heute Nacht passiert war –, schlüpfte aus der schweren Holzpantine und legte ihren Fuß, der in einem dicken Wollsocken steckte, auf den Stuhl neben sich.
»Hört mal einen Moment zu«, sagte David Schalit, dehnte den Rollkragen seines schwarzen Pullovers und kratzte vorsichtig um einen großen Stich herum, der auf seinem dünnen Hals prangte, »in Zusammenhang mit dem Botschafter, Basiuni, ich habe die Meldung über Basiuni im Radio gehört und sie haben den Namen des Doktors gesagt, den diese Frau angezeigt hat, aber ihren nicht – sie kann ihn auf eine Million Schekel verklagen und alle in den Dreck ziehen, Basiuni und den Arzt, der sie untersucht hat, und bloß sie kommt ungeschoren davon? Also kommt, dann senden wir eben den Namen des Arztes nicht.«
»Warum? Wieso? Was hast du davon?«, fragte Chefez. »Was kümmert dich der Arzt? Kümmert dich der Arzt? Hat er dir etwas
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