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Ochajon 06 - Und Feuer fiel vom Himmel

Ochajon 06 - Und Feuer fiel vom Himmel

Titel: Ochajon 06 - Und Feuer fiel vom Himmel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Batya Gur
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die Schrift auf: »Wir kehren sofort zur Sendung zurück«. Auch auf dem zweiten Bildschirm war ein Fernsehjournalist in einer Militärjacke zu sehen. »Da ist Sivan Givron, der Neue der Nachrichtengesellschaft – der Militärkorrespondent von Kanal Zwei«, sagte Chefez mit demonstrativem Ärger. »Seht bloß, was für eine Karte der gleich am ersten Tag gezogen hat«, jammerte er, doch in diesem Moment kehrte das Bild auf Kanal Eins zurück und Zohar war sowohl zu sehen als auch zu hören. Alle erstarrten und lauschten, als Zohar mit vor Aufregung erstickter Stimme verkündete: »Es war geplant wie eine militärische Operation: Vier Lastwagen mit Arbeitern aus der Fabrik ›Cholit‹ kesselten den Wagen der Arbeitsministerin ein – der Fahrer der Ministerin war es, der die Polizei alarmierte …«
    »So etwas hatten wir noch nie«, rief Chefez und klopfte Zadik auf die Schulter. Man hätte diese Bewegung vielleicht als Ausdruck banger Aufregung interpretieren können, doch das gelbliche Aufblitzen in Chefez’ braunen Augen ließ auf eine andere Erregung schließen, eine Gier, die zwar auch Zadik nicht gänzlich fremd war, an diesem Morgen jedoch, nach dem Unglück, nicht am Platz war. Zadik wollte Chefez gerade in Erinnerung rufen, dass sie erst vor wenigen Stunden Tirza verloren hatten, doch da sah er in der Tür des Nachrichtenraums, neben Natascha, die an den Türrahmen gelehnt stand, als hätte sie nicht das geringste Interesse daran, was sich am Straßentunnel abspielte, Inspektor Eli Bachar, der zu ihm hinblickte und ihm mit der Hand ein Zeichen gab. Zadik bahnte sich einen Weg durch die Korrespondenten, Produktionsassistentinnen, die beiden Handwerker von der Haustechnik, die an der Tür des Auslandskorrespondentenbüros lungerten, die Textredakteurin, die Graphikerin und all jene, die gehört hatten, dass sich etwas ereignet hatte, und schleunigst herbeigeeilt waren, um sich auf dem Laufenden zu halten. Er blieb vor Eli Bachar stehen, und mit einer irgendwie merkwürdigen Schadenfreude darüber, dass es ihm die Umstände nicht ermöglichten, ihm seine volle Aufmerksamkeit zuzuwenden, sagte er: »Nu, Sie sehen, wie das ist.« Der Inspektor nickte und erwiderte: »Ich hab’s gehört, schon auf dem Weg hierher hat man es mir gesagt, es ist eine Katastrophe.«
    »Dann geben Sie uns ein paar Minuten«, bat Zadik, »ich hab’s noch nicht geschafft, die Leute vorzubereiten.« Er hob den Blick zum Monitor, und auf dem Bildschirm sah er einen Polizisten, der neben Zohar stand und ihm zuhörte. »Euer Mann, kennen Sie ihn?«, fragte er Eli Bachar, und der blinzelte kurz – er hatte lange, dunkle Wimpern wie ein Mädchen, schmale, grüne Augen und eine hohe Stirn, nur das Kinn war zu klein für dieses Gesicht – und gab lustlos Antwort. »Ja, das ist Inspektor Schlomo Molcho, ein guter Mann«, sagte er, gegen Zohars Stimme ankämpfend, die nun, nachdem der Ton auf maximale Lautstärke gestellt war, den gesamten Nachrichtenraum vereinnahmte.
    »Dann hat also«, näselte Zohar am Tunneleingang, »die Polizei guten Grund zu der Annahme, dass die entlassenen Arbeiter mit Sprengstoff ausgerüstet sind … man kann nicht wissen, wie weit sie gehen werden … es werden noch nicht einmal Verhandlungen zwischen den Entlassenen und der Polizei geführt. Einstweilen«, sagte er ins Mikrophon und warf einen Blick zur Seite, »wurden wir aufgefordert, der Öffentlichkeit mitzuteilen, dass die Tunnelstraße für den Verkehr gesperrt ist und die Autofahrer gebeten werden, die Stelle zu meiden und Ersatzstrecken zu befahren.«
    »Benisri«, schrie Chefez zur Glastrennwand des Graphikerraums, »was machst du da? Hab ich dir nicht gesagt, du sollst ins Studio runter wegen der Sendeunterbrechung? Nechemia ist schon dort, und Niva ist selber gegangen, um die Kassette des Films aus dem Archiv zu holen, den du letztes Jahr über die ›Cholit‹-Arbeiter gemacht hast. Warum bist du hier? Hab ich dir nicht gesagt, du sollst runtergehen? Hab ich’s dir gesagt oder nicht? Alle haben’s gehört – ich hab’s gesagt!«
    Dani Benisri, der im Zimmer der Graphikerin stand, antwortete nicht sofort. Zadik sah, wie er sich über den Computerbildschirm beugte und Tamri etwas erklärte, und er eilte selbst hinüber und sah die Computerskizze, die sie schon erstellt hatte, die Straßen und den Tunnel samt zwei Lastwagen an einem und zwei am anderen Ende des Tunnels. Es gibt hier immerhin trotz allem Stellen, wo sie arbeiten, wie es sich

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