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Ochajon 06 - Und Feuer fiel vom Himmel

Ochajon 06 - Und Feuer fiel vom Himmel

Titel: Ochajon 06 - Und Feuer fiel vom Himmel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Batya Gur
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Ägyptern stehen, strömt etwas, das uns unser Selbst geraubt hat. Wenn wir weinten, als wir das ›Lied der Kameradschaft‹ hörten, weinten wir über uns selbst und darüber, was uns das Lied vorlog. ›Die Kameradschaft‹ – so wie wir sie an jedem Holocaustgedenktag besingen, die Kameradschaft, von der das Lied sagt: ›Wir trugen dich ohne Worte / grau, hartnäckig und schweigend‹ –, sie ist es, was dieser Staat und dieses Volk uns auferlegt haben. Und wir dachten, dass das Volk und der Staat so eine Art Mutter und Vater seien, während da niemand war – außer uns und unseren gebrandmarkten Eltern.
    Mein ganzes Leben, unser ganzes Leben, ist aus der Verhüllung dieser Wahrheit gewirkt – aus der Verhüllung des Mordes, der an Mutter und Vater verübt wurde, und des Mordes, den wir verübten. Es ist nicht genau eine Lüge. Das Feigenblatt war keine Lüge, sondern Kultur. Das ist alles, was es gibt. Gerade in dem, was Tirza tun wollte, liegt Anarchie. Das ist nicht einmal ›Post-Zionismus‹. Das ist nicht, die Zerstörung verstehen, aus der wir geschaffen sind. Tirza hat jenen Zionismus in Reinform bewahrt, jene konstruktive Lüge. O diese Reinheit, mit der ich verheiratet war, die ich mehr liebte als mich selbst. Diese Reinheit, jetzt hat sie mich eingeholt.« Er schwieg.
    »Haben Sie sie gestoßen, und dann fiel die Säule um?«, fragte Michael unvermittelt.
    »Ich erinnere mich nicht genau«, antwortete Rubin, »ich schüttelte sie ein wenig, hielt sie an den Schultern fest, danach griff ich nach ihrem Hals – sie schwieg nicht, ich wollte, dass sie schwieg … dass sie nicht dieses müßige Zeug sagen würde.«
    »Und das hat Matti Cohen gesehen«, bemerkte Michael.
    Rubin schwieg.
    »Er hat Sie gesehen«, sagte Michael. »Anfangs dachte er, es sei ein Streit, aber am Morgen hörte er, dass Tirza tot war, und dann brachte er die Dinge in Zusammenhang, erst am Morgen fiel bei ihm der Groschen, nicht wahr?«
    Rubin schwieg.
    »Da haben Sie ihm Digoxin in den Kaffee getan, oder? Oder haben Sie die Ampullen ausgetauscht? Ich habe nicht ganz verstanden, ob …«
    Rubin schwieg. Er spürte mit aller Schärfe, dass sich jene Blase von Licht und Wärme zwischen ihm und Michael verflüchtigte. Er erkannte die Härte der Realität an, die die Brüderlichkeit der Gefühle negierte, die sie für einen Moment einander nahe gebracht hatte, und trug es Michael nicht nach, dass er wieder zu seinem Selbst zurückgekehrt war.
    Seine vollständige Einsamkeit erschien ihm momentan richtiger denn je.
    »Haben Sie das Gebäude verlassen, um Tirza zu treffen?«, fragte Michael. »War es ein initiiertes Treffen? Von vornherein?«
    Rubin nickte schwach, halb bestätigend.
    »Wann? Wann sind Sie hinausgegangen?«, insistierte Michael. »Vor Mitternacht oder nachher?«
    »Vor«, sagte Rubin mit dumpfer, leiser Stimme, »um Viertel vor zwölf, sie wartete auf mich.«
    »Und keiner hat es gesehen?«
    »Es war niemand da, niemand war in den Schneideräumen, alles war gerade leer, nur in den Nachrichten … aber sie waren beschäftigt …«
    »Und die Wächter am Ausgang, wie kommt es, dass sie nicht sahen, dass Sie hinausgingen?«
    »Sie haben mich vielleicht gesehen, sicher haben sie«, antwortete Rubin nachdenklich und schloss die Augen, »aber es lief Basketball, sie achteten nicht so genau darauf, ich gehe immer ein und aus, ich bin nicht irgendein Fremder … ich bin hinausgegangen und zurückgekommen.«
    »Und den Zwirnbau haben Sie von hinten betreten?«, fragte Michael.
    »Ich habe einen Schlüssel«, bestätigte Rubin.
    »Und so … Sie haben sich mit Tirza getroffen, sie getötet, und niemand hat es gesehen?«
    »Niemand. Es war niemand da«, sagte Rubin.
    »Außer Matti Cohen«, entgegnete Michael.
    »Ja«, räumte Rubin ein, und seine Stimme brach. »Er kam dort vorbei, und ich war mir nicht sicher, ob … ich hoffte … ich bin in die Redigierräume zurückgekehrt, es regnete, ich war nass, ich sagte etwas von meinem Auto … ich weiß selbst nicht, woher ich … die Eingebung? Man könnte es Eingebung nennen …«, fügte er bitter hinzu, »die ganze Zeit dachte ich, dass … und danach kam Natascha … ich weiß«, er erwachte plötzlich, »Sie denken, ich sei ein Ungeheuer – tötet, mordet und geht zurück an die Arbeit wie … als sei nichts passiert.«
    »Während es eigentlich nicht so war?«, fragte Michael in sachlichem Ton, bemüht, jede Spur von Ironie herauszuhalten.
    »Es war … als sei ich nicht

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