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Ochajon 06 - Und Feuer fiel vom Himmel

Ochajon 06 - Und Feuer fiel vom Himmel

Titel: Ochajon 06 - Und Feuer fiel vom Himmel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Batya Gur
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ungarischen Akzent, »er hat ein Hobby, er hält sich einen Hühnerstall neben dem Kompressor. Und seine Kumpels, weißt du, wenn sie warten, die machen sich hier in der Nacht oder manchmal am frühen Morgen ein paar von den Eiern aus dem Stall. Und ab und zu braten sie irgendein Huhn, kein ganzes von hier, bloß Flügel oder Steak.«
    »Ihr habt vielleicht Sitten hier«, hatte Hagar damals gegrinst, die nah am Eingang stand und die Farbflecken auf der Dachfläche musterte. »Bei uns im Fernsehen«, sagte sie gen Himmel, »ist der Leiter der Requisitenabteilung generell ein Bauunternehmer, der Hausherr.« Max Levin hatte sein Gesicht zu einer verächtlich ablehnenden Grimasse verzogen, die Benni Mejuchas’ Besorgnis erregte, denn er bemühte sich stets, keinem von ihnen in die Quere zu kommen. »Gute Beziehungen sind die halbe Arbeit«, predigte er Hagar und jedem, der ihm zuhörte, immer am Anfang einer Produktion. »Man muss das mit etwas überdecken, Sand vielleicht«, sagte Hagar und notierte etwas auf den gelben Block. »Willst du diesen Platz?«, fragte sie nach einer Weile, nachdem Benni sich umgesehen hatte. »Sie haben da am Ende auch einen Basketballkorb«, fügte sie hinzu, »ein komplettes Leben haben die hier, und wir haben nicht mal was davon gewusst.« Er hatte bejahend genickt, er wollte. Er wusste nicht, weshalb, aber zu seinem großen Glück, war Max Levin damit einverstanden gewesen.
    »Cut!«, rief Benni Mejuchas jetzt, schaute sich wieder die Aufnahmen an und blickte danach zum Dacheingang. »Ist er noch nicht zurück?«, murmelte er vor sich hin.
    »Wer?«, fragte Schraiber.
    »Avi«, erklärte Hagar vom Dachrand, »er wartet auf Avi, er ist ein Sun-gun holen gegangen.«
    »Aber es ist Vollmond«, protestierte Schraiber.
    »Vorhin, als er gegangen ist, war keiner«, erwiderte Hagar und warf einen Blick auf ihr Mobiltelefon. »Er wird gleich kommen«, tröstete sie Benni, »und Max bringt sicher auch gleich das Pferd.«
    Doch sie irrte sich. Schon seit über zehn Minuten stand Avi, der Beleuchtungstechniker, mit dem Sun-gun in der Hand vor der Bude des Wachmanns und versuchte, ihn zu überreden, ihn hineinzulassen.
    »Dokument«, wiederholte der neue Wächter mit einem merkwürdigen Akzent, »ohne Dokument – verboten.« Und da half alles nichts. Hagar anzurufen, dass sie zu seiner Rettung herunterkäme, hatte keinen Sinn, denn sie waren mitten im Filmen und sie würde nicht antworten.
    Avi blickte sich um, halb zwei in der Nacht, keine Menschenseele. Nur ein neuer Wächter, vielleicht ein Russe oder auch Südamerikaner, der sich stur stellte, ihm nachrannte bei seinem halbherzigen Versuch, trotzdem hineinzugehen, mit ihm rang und keinem seiner Worte glauben wollte. Doch da kam plötzlich ein Wagen, der mit kreischenden Bremsen hielt. Max Levin entstieg ihm. Er ließ die Autotür offen, stand neben der Bude, ein magerer Zwerg, an dessen Hals eine Brille an einer Metallkette hing, und legte seinen Kopf schräg. »Max!«, jubelte Avi. »Sag’s ihm, sag ihm, dass ich bei eurer Produktion mit dabei bin.«
    »Er wird dich nicht reinlassen, wieso solltest du denn reindürfen – lass ihn ja nicht hinein«, befahl Max dem Wächter und machte ein paar Schritte, wartete, bis Avis Gesicht rot anlief, und erst dann kehrte er um und sagte lächelnd etwas auf Ungarisch. Der Wächter strich sich mit der Hand durch sein langes, spärliches Haar, antwortete ihm etwas und ließ Avi passieren.
    »Igen migen?«, spottete Avi, als sie den Eingang des Gebäudes passierten, und beleuchtete den Gang vor ihnen mit dem Sun-gun.
    »Ich an deiner Stelle würde keine Witze machen«, sagte Max, »vor allem nicht, wenn Benni auf dein Sun-gun wartet. Ich an deiner Stelle könnte überhaupt nicht lachen.«
    »Sag mir eins«, bat Avi, »sag mir, was das soll, das ganze Geh-und-hol um eins in der Nacht. Man könnte denken, er sei der König von England. Bei allem Respekt. Und du, was machst du um diese Zeit hier?«
    »Ein blaues Pferd, ich muss ihm ein blaues Pferd bringen. Komm, komm schon, leuchte mir im Lager, es gibt nicht genug Licht da drinnen«, erwiderte Max und zwängte seinen Körper in den von Gipswänden umschlossenen Raum unter der Eisentreppe.
    »Ich verstehe überhaupt nichts mehr, gar nichts versteh ich«, murrte der Beleuchtungstechniker vor sich hin, »wo hast du hier einen Stecker? Soll man im Dunkeln wissen, wo der Stecker ist?« Während er sprach, tastete er über die Wand und rollte das Kabel des Geräts

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