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Ochajon 06 - Und Feuer fiel vom Himmel

Ochajon 06 - Und Feuer fiel vom Himmel

Titel: Ochajon 06 - Und Feuer fiel vom Himmel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Batya Gur
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sich von den Knien.
    »Was ist zu früh zu wissen?«, verlangte Zadik zu erfahren. »Zu früh, um zu wissen, wie …«
    Er verstummte, als Benni Mejuchas im Laufschritt hereinstürmte, die Umstehenden wegstieß, die Leute von der Spurensicherung ignorierte, auf die Knie fiel und sich über Tirza warf – warf oder zusammenbrach, stritten sie hinterher im Nachrichtenraum, als sie erzählten, wie es genau gewesen war, und jemand bedauerte, dass Schraiber diesen Augenblick nicht gefilmt, sondern nur mit gespreizten Armen dahinter gestanden hatte, als entschuldigte er sich dafür, dass er nichts hatte verhindern können. Benni Mejuchas lag über Tirzas Leiche, taub für die Proteste des Mannes von der Spurensicherung, blind für die weißen Kreidezeichen, die behutsame Arbeit des Beweis- und Spurensammelns, und schrie ein ums andere Mal: »Ich … wegen mir … wegen mir … ich …« Hagar beugte sich zu ihm hinunter und versuchte, ihn wegzuziehen. Er schüttelte ihren Arm gewaltsam ab. Ein Licht flackerte auf – der Kamerablitz der Spurensicherung.
    »Ist das der Ehemann?«, fragte der Polizeioffizier Zadik. »Ist das ihr Mann?« Dabei deutete er mit dem Kopf in Richtung Benni Mejuchas, den die Leute von der Spurensicherung nun von der Leiche wegzogen.
    »Ja, Lebensgefährte«, antwortete Zadik, »sie sind schon seit einigen Jahren zusammen. Große Liebe. Sie … kenne ich Sie?«
    »Bachar, Inspektor Bachar, und ich möchte sie alle draußen haben«, flüsterte ihm der Polizist zu, »es stört beim Arbeiten.«
    »Ich hab’s ihnen gesagt«, klagte Zadik, »die ganze Zeit hab ich’s gesagt … ich hab ihnen gesagt, dass es hier noch ein Unglück geben wird. Aber ich habe nicht geglaubt, dass … wie ist es passiert?«
    Eli Bachar deutete auf die weiße Säule, die in diesem Augenblick mit großer Mühe beiseite geschafft wurde.
    »Hat sie sie zerquetscht? Wie? Ist sie denn nicht ausgewichen, als sie herunterkam, oder was? Und wieso ist sie da unter dieser Kulisse begraben, das ist doch alles in allem bloß Sperrholz, wie …«
    Der Polizeioffizier wiederholte: »Wie der Doktor sagte – es ist zu früh, um es zu wissen, erst nach …« Doch Zadik hörte nicht zu, sondern hob unvermittelt den Kopf und sagte: »Man muss es Rubin mitteilen, hat jemand Rubin gesucht?«
    Niemand antwortete ihm.
    »Ruft Rubin an«, befahl Zadik, und Max Levin sah sich um, bis sein Blick auf Hagar traf, die nickte und wählte. »Keine Antwort«, sagte sie nach einem Moment, »der Teilnehmer ist nicht erreichbar und so weiter.«
    »Vielleicht ist er ja im Haus«, erwiderte Max, »versuch es in den Schneideräumen.«
    »Was ist das? Wo ist das?«, fragte der Polizeioffizier mit gedämpfter Stimme.
    »Er meint das Hauptgebäude, den Fernsehsender«, erklärte ihm Max.
    »Lassen wir das«, sagte Zadik, »soll er noch ein paar Stunden Ruhe haben. Jetzt brennt nichts mehr an.«
     
    Arie Rubin befand sich im Schneideraum im zweiten Stock des Hauptgebäudes, und er war nicht allein. Neben ihm stand Natascha, die Strähnen aus ihren wirren blonden Haaren rupfte und abwechselnd auf den Monitor und zum Fenster sah. Vor einer Weile, als die Ambulanz und der Polizeiwagen eingetroffen waren, war sie zum Fenster gegangen. »Rubin, komm, schau mal, es ist was passiert, lauter Funkstreifen, um zwei in der Nacht, was kann da sein … es kann ein Anschlag sein.«
    »Vergiss es«, sagte Rubin in geistesabwesendem Ton zu ihr, ohne die Augen vom Monitor abzuwenden, »was auch immer, falls es wichtig ist, werden wir schon davon hören«, und dann stoppte er die Videokassette und richtete nachdenklich seinen Blick auf sie.
    Sie hatte ihn überrascht, als sie um eins in der Nacht atemlos hereingeplatzt war, die abgewetzte Segeltuchtasche aus der Hand fallen ließ und die Tür zuknallte, ihre tropfnasse Militärjacke auszog und auf den blauen Teppichboden warf, ohne dem feuchten Flecken Beachtung zu schenken, der sich dort ausbreitete, und währenddessen wie ein Wasserfall redete. »Warte einen Moment, ich muss hier etwas fertig machen«, versuchte er sie zu stoppen, während er mit halbem Ohr Satzfetzen aufnahm – »zwei geschlagene Wochen … Tag und Nacht … jede freie Minute … ich kann jetzt nicht aufhören …« –, bis sie ihn am Hemdärmel packte. »Rubin«, drängte sie und nahm sich nicht einmal die Zeit hinzusehen, womit er beschäftigt war – und obwohl er vollkommen in seiner Arbeit versunken gewesen war, hatte er den Monitor abgestellt –,

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