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Ochajon 06 - Und Feuer fiel vom Himmel

Ochajon 06 - Und Feuer fiel vom Himmel

Titel: Ochajon 06 - Und Feuer fiel vom Himmel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Batya Gur
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er beschwörend, »ich bin auch so schon dermaßen müde von der vergangenen Nacht und … du weißt, dass ich … ich fühle mich nicht wohl, wenn ich in deren Nähe bin … mir geht es einfach schlecht, das ist eine körperliche Sache, ich muss … das ist Medizin«, erklärte er und wedelte mit der Zigarette, »und noch dazu habe ich eine ganz schwache gemacht, aber so ganz ohne kann ich das nicht …«
    »Still«, flüsterte Natascha abrupt und panisch, »schau hin, nimm das schon mal auf, vom Ende der Straße bis …«
    Schraiber richtete sich auf und linste durch den Spalt zwischen den Vorhanghälften. »Da«, sagte Natascha, »schau dir das an, und sag bloß nicht, ich erfinde irgendwas.«
    Auch die Fenster des großen schwarzen Wagens waren mit Vorhängen bedeckt, nur die Umrisse des Mannes sah man, mit rundem schwarzem Hut und gewaltigem Bart, der am Steuer saß, auf dem Beifahrersitz war niemand. Als der Wagen jedoch anhielt, stiegen zwei Personen vom Rücksitz aus, blickten sich nach allen Richtungen um und eilten in das Haus hinein.
    »Schraiber«, Natascha schrie erstickt auf, »schieß sie beim Reingehen, hast du sie oder nicht?«
    »Hab ich, ich hab sie aufgenommen«, beruhigte sie Schraiber, »was regst du dich auf? Ich denke mit, ich hab alles aufgenommen. Aber damit kannst du nichts anfangen – zwei Leute sind also zur Wohnung des Rabbiners Alcharizi gekommen, ja und?«
    »Was heißt hier zwei Leute, bitte«, flüsterte Natascha, »das sind nicht einfach irgendwelche zwei Leute, hast du sie nicht erkannt? Du kennst sie nicht?«
    »Doch, doch, kenn ich«, seufzte Schraiber, »also dann sag eben, Rabbi Jizchak Baschi und Rabbi Eliaschiv Ben’ami sind gekommen, die engsten Gehilfen … von Alcharizi … Und was hast du damit gesagt? Dass seine engsten Vertrauten zu ihm nach Hause kommen, das ist ja wohl eine elementare Selbstverständlichkeit, oder nicht?«
    »Das sind nicht einfach bloß seine engen Gehilfen«, insistierte Natascha, »der eine – es ist bekannt, dass er der Schatzmeister der Bewegung ist, Jizchak Baschi, ständig in den Nachrichten, und der zweite – Ben’ami, ihr Außenminister, oder?«
    »Okay«, Schraiber spähte in die Kameralinse, »dann hast du hier ein Treffen, eine Zusammenkunft, eine Versammlung der Führer der orientalisch-jüdischen religiösen Bewegung, ja und, was besagt das? Es ist ihnen gestattet, sich zu treffen, oder? Was beweist das? Ich hab sie aufgenommen, es gibt … was schreist du denn … was ist …« Wie um den Beweis zu liefern, wie Recht sie hatte, erschienen nun drei bärtige Menschen in dunkler Kleidung, die aus dem Kofferraum des Wagens eine schwere Kiste heraushoben und sie neben den zwei schwarzen Lederkoffern abstellten, die sie davor herausgeholt hatten. Plötzlich klarte der Himmel auf, und ein Sonnenstrahl, der in den Pfützen um den großen Wagen tänzelte, ließ ein goldenes Schloss an dem einen schwarzen Koffer aufblitzen.
    »Schraiber«, flüsterte Natascha, »schau … eine Kiste … Koffer … hör ja nicht auf zu …«
    »Ich hab’s gehört, ich bin ja nicht taub, ich hör’s schon«, brummelte Schraiber ungeduldig, »aber was kümmern jemand irgendwelche Kisten? Was meinst du, was sie da drin haben? Ich werd’s dir sagen – heilige Schriften oder gelehrte Werke oder den neuesten Band von Rabbiner Alcharizi. Oder was meinst du, dass sie da haben? Gold? Oder vielleicht Revolver, oder was? Oder überhaupt gleich eine Leiche? Du hast zu viele Filme gesehen über …«
    »Was würde ich nicht dafür geben, wenn ich …« Nataschas Blick folgte gebannt den drei Männern, die nun das Treppenhaus betraten, und plötzlich spannte sie sich wieder. »Schraiber«, wisperte sie hektisch, »du musst … du musst nachsehen … geh rein zu ihnen … klopf an die Tür, als ob du …«
    »Natascha«, unterbrach er sie in warnendem Ton, »bis hierher und nicht weiter. Reingehen, nein, rein gehe ich gar nirgends.«
    Dennoch hörte sie in seinen Worten einen hauchdünnen Spalt heraus, der es ihr ermöglichte, die Hand auf seinen Arm zu legen und flehend zu sagen: »Schraiber, um Himmels willen, Schraiber bitte, jetzt sind wir schon bis hierher gekommen, wäre es nicht schade drum?«
    Allzu viel brauchte es nicht.
    »Bring mir nicht bei, wie man das macht, okay?«, knurrte er, während er die Kipa aufsetzte und zurechtrückte und die Schaufäden des Gebetsschals glättete, die er mitgebracht hatte. »Du beschäftigst dich jetzt bloß mit der Kamera und

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