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Ochajon 06 - Und Feuer fiel vom Himmel

Ochajon 06 - Und Feuer fiel vom Himmel

Titel: Ochajon 06 - Und Feuer fiel vom Himmel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Batya Gur
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er nur, weshalb sie nicht mit ihm fahren könne.
    »Auch so schon …«
    »Wie ich verstanden habe, gibt es niemanden, der Sie abholt«, er schlug ein Knie über das andere.
    »Nein, momentan nicht … mein Mann wird erst morgen zurückkommen, er ist im Ausland.«
    »Wie das?«, wunderte sich Benisri mit gezielter Scheinheiligkeit. »Sie sind im Krankenhaus – und er … im Ausland? Hat man ihn nicht verständigt?«
    Sie kniff mit demonstrativem Missfallen die Lippen zusammen. »Er ist Geschäftsmann, er hat Geschäfte im Ausland, schon seit langem terminiert … er hat Treffen vereinbart und … er ist schon vorgestern abgereist, bevor …«
    Benisri wollte nach den Kindern fragen, ob sie keine Freunde hatte … niemand, der … aber etwas in ihm hielt ihn zurück. »Was stört es Sie, mit mir mitzukommen?«, sagte er und legte den Kopf schräg. »Auf die Art ist das Ganze absolut sicher – falls man Sie entführt, sind Sie gleich von Anfang an mit mir zusammen.«
    Ihr Lächeln war schwach, doch er interpretierte es als Zustimmung.
    »Soll ich draußen warten, bis Sie sich angezogen haben?«, fragte er. »Ist Ihnen das recht so?«
    Sie nickte schwach bestätigend, und Benisri zog sich ans Ende des Gangs zurück. Er wagte es diesmal nicht, nahe dem Vorhangspalt stehen zu bleiben. Er wartete. Nach etwa einer Viertelstunde traf eine Krankenschwester mit einer Tüte auf den Armen mit eiligem Schritt ein und öffnete die Tür zum Zimmer der Ministerin. Er stand nahe genug, um zu hören, wie die Schwester erklärte, wie man den Inhalator im Notfall zu handhaben hatte, wenn Atemschwierigkeiten aufträten.
    »Kann man eintreten?«, fragte er, als sie beim Herauskommen beinahe mit ihm zusammenstieß. Die Schwester hob den Blick, sah ihn an, und ein Erkennungsblitz leuchtete in ihren Augen auf: »Sind Sie nicht …«
    »Ja, ja«, bestätigte er rasch, »kann ich hinein?«
    »Sie ist fertig zum Aufbruch«, erwiderte die Schwester, und zwischen ihren Augenbrauen bildete sich eine kleine steile, verwunderte Falte, »sie erwartet Sie?«
    Benisri nickte und klopfte an die Tür, hörte eine leise Bestätigung und trat ein.
     
    Alles ging glatt, bis sie auf der Ausfallstraße von Ein Kerem in einen Stau gerieten. Eine lange Autoschlange erstreckte sich vor ihnen, und die Fahrbahn wurde von einem Polizeiwagen, einer Ambulanz und neugierigen Schaulustigen blockiert, die in der Biegung der schmalen Straße anhielten, um den Lastwagen zu begutachten, der wie ein großer Kadaver zur Seite gekippt dalag, und das zerquetschte Auto daneben. Benisri stellte den Motor ab, und die Ministerin seufzte. Mit halbem Ohr lauschte er ihrem Kommentar über die Anzahl der Toten bei Verkehrsunfällen in Israel und über die Aggressivität der Fahrer, ihre Grobheit und Ungeduld, nicht vorhandene Höflichkeit und dergleichen. Bis dahin hatten sie in distanzierter Entspanntheit geplaudert. Er hatte es noch nicht gewagt, das Thema anzuschneiden, dessentwegen er gekommen war. Nun deutete er auf die Straße vor ihnen und führte an, dass sie überhaupt untauglich für den Autoverkehr sei, sicher die hohe Belastung nicht aushalten könne. »Das Problem ist nicht der Charakter der Fahrer«, stellte er zum Schluss fest, »das Problem ist, dass es in Israel keine Regierung gibt, die sich um Grundlagen kümmern würde, und das Problem ist der Zustand der Straßen, und das wissen Sie sehr gut aus Ihrer Erfahrung in der Regierung – keine Regierung in Israel ist bereit, in Pläne zu investieren, die sich erst nach ihrer Amtsperiode realisieren; keine Regierung wird hier Straßen ausbauen, damit die nachfolgende Regierung dafür die Lorbeeren erntet, das ist das Prinzip des politischen Handelns in Israel – man kümmert sich um das Ego der Politiker, und man kümmert sich darum, wieder gewählt zu werden, aber man würde hier nie etwas machen, das Unbequemlichkeit in der eigenen Wahlperiode verursacht und nachher dem Konto der nächsten Regierung gutgeschrieben wird.« Während er sprach, kniff sie missbilligend ihre Lippenränder zusammen, und nachdem sie seinen Worten einen Augenblick nachgehangen hatte, sah er, dass sie die Absicht hatte, etwas zu sagen, sich jedoch eines anderen besann.
    »Was«, fragte er provozierend, »stimmt es etwa nicht, was ich gesagt habe?«
    »Natürlich nicht«, erwiderte sie zornig, »was meinen Sie denn? Dass es mir egal ist, was in dem Staat passiert?« Und sie fügte mit übermäßiger Heftigkeit hinzu: »Erscheine ich Ihnen

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