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Ochajon 06 - Und Feuer fiel vom Himmel

Ochajon 06 - Und Feuer fiel vom Himmel

Titel: Ochajon 06 - Und Feuer fiel vom Himmel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Batya Gur
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gleichzeitig nickte: »Am Ende gehen wir noch ins Kloster.«
    »Und du hast mir nicht gesagt, ob du die Schießerei in der Schule und das Minenunglück willst«, bemerkte die Redakteurin der Auslandsnachrichten und streichelte ihren großen Bauch.
    »Das Problem ist, dass das eins nach dem anderen kommen würde«, überlegte Eres laut.
    »Virus?«, warf Chefez ein. »Du willst den Virus als folgenden Punkt? Was ist mit Scientology? Willst du das? Das ganze Thema mit den Sekten ist sehr interessant, oder soll ich Nazigold, Scientology und Schießerei im College in Colorado machen?«
    Eres gab keine Antwort, sondern wandte sich an Karen: »Komm, setz dich neben mich und lass uns anfangen zu arbeiten.« Die Nachrichtensprecherin ließ sich gehorsam neben ihm nieder. »Und du gehst rauf zum Redigieren«, befahl er Raphael.
    »Niva, schaff mir Rubin her«, rief Chefez, »ich will wissen, ob sein Bericht über die Ärzte vom Geheimdienst heute fertig ist oder ob wir ihn auf morgen verschieben.«
    »Das ist sowieso für seine Sendung, für nächste Woche, glaub ich«, entgegnete Niva und vergrub eine Hand in ihrem dünnen, roten Haar, »und ich kann ihn nicht erreichen, ich hab’s versucht, er ist bei Benni Mejuchas und geht nicht ans Telefon.«
    »Was klebst du denn da bei den Nachrichten«, sagte Zadik zu Michael, »meinst du, dass Fernsehen nur aus Nachrichten besteht, oder wie? Komm, komm nur, lass uns hier rausgehen, das ist jetzt tote Zeit für dich, die sind jetzt auf Vollgas. Komm, wir gehen, schau dir die Cafeteria an, es passiert sowieso alles dort, und vielleicht ist ja noch ein Krapfen übrig, ich bin verrückt nach Krapfen, keine solchen amerikanischen Doughnuts, Krapfen, wie sie meine Großmutter immer gemacht hat.«
    Die zwei Traueranzeigen klebten überall entlang der Wände und an den Türen, aber dennoch schien es, als sprühe der Ort vor Leben wie gewöhnlich, in einer Art von routiniertem Irrsinn. Aus einigen Monitoren auf dem Weg schallten die Klänge des Segens über die erste Chanukkakerze, und ein Kinderchor sang »Meine Zuflucht, mein Fels, mein Heil«. In der Cafeteria wurde der Gesang, der aus einem Monitor in der Ecke erklang, vom Stimmengetöse der Leute übertönt, vor allem vom Geschrei Dror Levins, des Korrespondenten für Parteibelange, der im Laufschritt hereingestürmt kam, Michael und Zadik, die inzwischen an der Theke standen, schubste und aus vollem Hals einen jungen Mann im grauen Anzug anbrüllte (»Das ist der Rechtsanwalt, der vor einem Monat zum Assistenten des juristischen Beraters ernannt worden ist«, erklärte Zadik). »Wer sind Sie überhaupt? Wer sind Sie denn, dass Sie mir mit diesem Schwachsinn daherkommen?«, schrie Dror Levin und gestikulierte in Richtung der offenen Broschüre, die der Rechtsanwalt in der Hand hielt, »was lesen Sie mir das Zeug vor? Sie meinen, weil Sie gestern gekommen sind, bringen Sie mir heute bei, was das Nakdi-Papier ist?« Der Rechtsanwalt entgegnete mit trockener Stimme völlig ungerührt: »Alles, was ich sagte, war, dass hier geschrieben steht«, er blickte in die Broschüre, »ich darf vorlesen: ›Ein Thema, bei dem der Journalist oder Fotograf persönlich involviert ist und bei dem die Folgen der Reportage Einfluss auf Interessen haben könnten, die seine persönlichen an der Sache sind – eine derartige Involviertheit disqualifiziert ihn von einer Berichterstattung zu dem Thema‹.« Er hob seine Augen von der Broschüre. »Das ist alles, was ich sagte, und wenn Sie keine persönlichen Interessen haben, dann haben wir ja kein Problem, ich verstehe nicht, wozu die ganze Aufregung.« Damit steckte er die blaue Broschüre in seine Aktenmappe, wandte sich wie zum Gehen und fügte währenddessen noch hinzu: »Wenn Jossi Beilin Sie zur Bar-Mizwa seines Sohnes einlädt …«, und breitete die Arme aus, statt den Satz zu beenden.
    »Weil ich etwas derart Korruptes getan habe, denke ich also, ich müsste …«, warf ihm der Korrespondent hin und drehte ab. Er eilte an einen der drei zusammengeschobenen Tische, um die sich eine große Gesellschaft versammelt hatte. »Das sind die Leute vom Journal«, erklärte Zadik mit merkwürdigem Stolz, »das Journal ist unser Flaggschiff, persönliche Geschichten und das Ganze, sonst sitzt auch Arie Rubin immer hier, aber heute … Die Redakteurin, Schoschi, siehst du sie? So klein, und eine solche Terroristin.« Michael blickte zu der kleinen, mageren Frau hinüber, deren Gesicht unter dem Helm grauer Haare

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