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Ochajon 06 - Und Feuer fiel vom Himmel

Ochajon 06 - Und Feuer fiel vom Himmel

Titel: Ochajon 06 - Und Feuer fiel vom Himmel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Batya Gur
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sehr jung wirkte. Als sie sich dem Tisch näherten, wandte sie sich an Zadik und sagte: »Wir reden hier über Ethik, man fragt sich, wenn uns der Bürgermeister zu einer Tour in Jerusalem einlädt, dieses Forum hier, ob jemand da dagegen ist.« Ein bärtiger Reporter sagte mit Bassstimme: »Ich bin dagegen, wir überschreiten Grenzen, und ich muss den Bürgermeister im Studio treffen …«
    »Ich sehe darin keine Korrumpierung«, äußerte die Redakteurin entschieden, »setz dich, Zadik, komm, einen Moment, ich wollte in diesem Zusammenhang, aber es hängt nicht damit zusammen, darum bitten, dass du für uns eine Einführung machst über die neue Methode des Rating-Tests, das People Meter, das soll das Rating sein, das nach …«
    »Nicht jetzt«, unterbrach sie der Reporter mit der tiefen Stimme und strich sich über den Bart, »ich wollte sagen, dass es allgemein wert wäre, eine Tour zu machen in den Alleen, zu den Horizonten … an den Orten, die wir …«
    Zadik ließ sich auf einen Stuhl fallen: »Kennt ihr Ochajon? Stellvertretender Kommandant der Bezirkspolizei, Inspektor Ochajon?« Sie wandten ihm ihre Blicke zu, jemand machte Platz und sagte, er solle sich ruhig setzen. »Wenn schon alle hier sind, kann ich mit euch darüber reden, was mich plagt – etwas, das ich wie ein Papagei ständig wiederhole –, dass wir nämlich Material benützen, das nicht uns gehört. Letzten Mittwoch haben wir vier Shots aus dem Film von Na’ami Aluf ausgestrahlt, der Stoff gehört uns nicht, man muss eine Genehmigung einholen, denn sonst muss man Hunderte Dollars zahlen.«
    »Ich nehme an, dass er das gemacht hat, weil er nicht wusste, dass wir nicht die Rechte haben«, sagte der Bärtige. »Ich gehe Süßstoff holen, aber ich wollte nur sagen, dass ich das gesehen habe, und es kommt mir vor wie Material aus einer Reportage und nicht wie ein Dokumentarfilm, der uns nicht gehört.«
    »Wer sagt, dass ihr Recht habt? Dass sie die Shots von Aluf genommen haben?«, wandte der Korrespondent für Staatspolitik ein, zog sich einen Stuhl heran und setzte sich zwischen Michael und Zadik. »Ich behaupte, dass sie das nicht aus dem Film genommen haben, das sind ähnliche Shots, die sie aus ›Blickpunkt‹ haben.«
    Zadik lehnte den Kopf nach hinten und sagte müde: »Überprüfen.«
    »Wo überprüfen?«, beharrte der Bärtige.
    »In der Bibliothek … wir haben schon darüber geredet, als ihr einen Ausschnitt vom letzten Oscar genommen habt.«
    Eine Karawane von Kindern in den Trachten ihrer Gemeinschaften – Jemeniten, Chassiden und auch ein Kibbuzmädchen – betrat die Cafeteria, und hinterdrein eilte Adir Barkat, der lauthals rief: »Kinder – einen Krapfen, ein schnelles Getränk, drei Minuten, Pipi und Abmarsch, habt ihr mich verstanden?«
    »Ja!«, brüllten die Kinder gehorsam im Chor, und Zadik verzog plötzlich den Mund und sagte zu der Runde an dem großen Tisch: »Ich verstehe nicht, was macht ihr hier eigentlich? Die Schlusssitzung des Journals? Hier?! Und jetzt?«
    »Wir konnten nicht, wegen Tirzas Tod ging der ganze Vormittag flöten, und ich musste auch zu Benni Mejuchas … vergiss nicht, dass wir uns schon sehr lange kennen … er hat mich überhaupt zu der Arbeit gebracht«, sagte Schoschi, »und weil wir’s seit heute Morgen verschoben haben, müssen wir jetzt … und wir haben das Resümee vom letzten Journal noch nicht gemacht.«
    Michael schob den fettigen Krapfen beiseite und trank den Kaffee, der ihm Übelkeit verursachte. Ringsherum wurde geraucht, trotz der Verbotsschilder in der Cafeteria – niemand machte irgendeine Bemerkung deswegen –, und er spürte, wie er die Rauchwolken lustvoll einsog. Wie lange würde dieses quälende Gefühl von Mangel andauern? Und weshalb saß er eigentlich hier, er wartete doch auf Chefez, um mit ihm noch einmal über die beiden Todesfälle zu sprechen, nur weil es …
    »Warum ist Kanal Zwei vor uns mit der Geschichte über den Irak rausgekommen?«, beschwerte sich Zadik.
    »Ich hab’s dir tausendmal gesagt«, argumentierte Eres, der inzwischen dazugestoßen war, »zuerst mal braucht es die Irak-Geschichte generell nicht in einem Magazin wie dem Journal, die Leute wollen nicht noch mehr Nachrichten, sie wollen ein Magazin, persönliche Geschichten, sie wollen … was war denn überhaupt an der Irak-Geschichte? Enttarnung eines Undercoveragenten von uns?«
    »Und außerdem«, sagte der Korrespondent mit der Bassstimme, »die haben keine … Techniker, hinter denen die

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