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Ochajon 06 - Und Feuer fiel vom Himmel

Ochajon 06 - Und Feuer fiel vom Himmel

Titel: Ochajon 06 - Und Feuer fiel vom Himmel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Batya Gur
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rannte hinauf, Zadik hinter ihr und Chefez hinter ihm her, wie in einem Zeichentrickfilm, dachte Michael, bevor auch er ihnen nachlief, hauptsächlich aus einem instinktiven Reflex heraus – aber schließlich wartete er auf Chefez. Hätte er nicht auf Chefez gewartet, hätte er die ganze Affäre versäumt .
    Neben dem Sicherheitsoffizier am Eingang standen drei Orthodoxe. »Ich hab sie nicht reingelassen, weil …«, setzte der Mann an, doch Chefez ignorierte ihn und betrachtete den Ausweis, den ihm ein junger Orthodoxer hinhielt, der seinen schwarzen Mantel über die Schultern geworfen hatte und in seinen Bart lächelte, als er mit zornerfüllter Stimme fragte: »Was, lebe ich vielleicht nicht?« Und hinter ihm standen zwei weitere.
    »Was soll das!«, schrie Chefez, blickte auf den Ausweis, hob den Kopf, sah den Orthodoxen an und las laut vor: »David Aharon, Knafei-Nescharim-Straße dreiunddreißig A, Ausweis null, sieben, drei, fünf, zwei, drei, vier, sieben, eins – Sie leben?«
    Der Orthodoxe breitete seine Hände aus, als sagte er – Tatsache. Chefez ächzte. »Ich bedaure, mein Herr, wir werden den Irrtum richtig stellen.«
    Natascha kam im Laufschritt vom Nachrichtenstudio, Schraiber stand bereits neben dem Sicherheitsmann und versuchte, ihre Aufmerksamkeit mit Handbewegungen auf sich zu lenken, doch sie stoppte schon vor Chefez, der die Faxe in der Hand hielt, die ihm Niva gebracht hatte. Niva selbst stand nahe der Treppe und wischte sich bleich die Stirn. »So was hatten wir noch nie«, sagte sie – zu wem auch immer – halb entsetzt, doch auch mit einer Spur Genugtuung in ihrer Stimme. »Ich hab’s euch doch gesagt – ein junges Mädchen ohne Erfahrung«, fuhr sie an Schraiber gewandt fort, der sie mit unverhohlenem Widerwillen betrachtete. »Schlange«, gab er ihr zurück und näherte sich Natascha, die auf den Ausweis starrte, den Chefez ihr zeigte, und dann in das Gesicht des bärtigen jungen Orthodoxen. »Ich bin David Aharon, David Aharon«, sagte er, »du getaufte Ungläubige.«
    »Natascha, Natascha«, hörte Michael, wie Schraiber ihr zuflüsterte, »da kommst du raus, Natascha.«
    »Vergiss es, Schraiber«, antwortete sie, und man konnte förmlich hören, wie trocken ihr Mund war, »was gibt es da noch zu sagen.« Sie schüttelte seinen Arm ab. »Siehst du nicht, dass ich erledigt bin?!« Sie stieg die Treppe hinauf, zum Nachrichtenraum, und traf auf Rubin, der im Laufschritt herunterkam. »Natascha«, rief er, »wo gehst du hin?«
    »Meine Sachen holen«, erwiderte sie mit lebloser Stimme.
    »Du holst überhaupt keine Sachen«, entgegnete Rubin und hielt ihren Arm mit Gewalt fest, »Chefez, Chefez, hast du sie gehört? Zadik, was denn, ich bitte dich …«
    Doch Zadik gönnte ihm nicht einmal einen Blick, er stand über das Telefon an der Theke des Sicherheitsoffiziers gebeugt und sagte: »Jawohl, mein Herr«, »ich bedaure sehr«, und dann noch, »jawohl, Euer Ehren, Herr Rabbiner.«
    »Lass Zadik in Ruhe, Rubin«, sagte Chefez, »siehst du nicht, dass er die Feuerwehr macht?«
    »Sie haben sie reingelegt, Chefez«, rief Rubin, »du brauchst sie nicht anschreien, siehst du nicht, dass sie sie reingelegt haben? Du selber hast sie geschickt, diesen Bericht zu machen! Zadik, erzähl’s ihm«, verlangte Rubin. »Natascha«, er zog sie hinter sich die Stufen hinunter zurück zum Eingang, »warum schweigst du? Zadik, sag ihm doch, dass man sie reingelegt hat wegen der zweiten Sache! Warum sagst du nichts zu ihm? Genau dazu dient es doch, damit du sie jetzt abziehst und bei der zweiten Affäre nicht zustimmst, warum verstehst du denn nicht, die zweite Sache ist es, die ihnen Angst macht, deswegen hat man sie vorgeführt.«
    »So etwas gibt es nicht«, sagte Chefez, »dafür sind wir Journalisten. Das muss journalistische Arbeit sein, und Nachrichtenjournalisten legt man nicht rein, nur wenn sie vorpreschen ohne nachzudenken, losrennen, ohne alles doppelt und dreifach zu überprüfen.«
    »Ich war selber mit ihr dort«, mischte sich Schraiber ein, »ich habe selbst hinter ihr gestanden, als wir an die Türen geklopft und die Nachbarn gefragt haben, dieser Mann hat nicht dort gewohnt, und vielleicht ist das überhaupt ein Ausweis, der nicht …«
    »Schraiber, vergiss es, Schraiber«, sagte Natascha mit müder Stimme, »ich bin fertig, ich bin am Ende, da gibt’s nichts mehr zu sagen, lasst mich in Ruhe.« Sie wandte sich schwerfällig wieder der Treppe zu.
    »Warten Sie hier auf mich bis zum

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