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October Daye - McGuire, S: October Daye

October Daye - McGuire, S: October Daye

Titel: October Daye - McGuire, S: October Daye Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Seanan McGuire
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ob zum Guten oder zum Schlechten. Das ist der Grund, warum wir einander nicht umbringen.« Der Abstand zwischen uns war denkbar gering. Wenn sie sich weiterhin selbst ablenkte, konnte ich es schaffen. »Wenn ich ihr Hund bin, dann nur, weil sie meine Familie sind und ich es so will.«
    »Warum ist dann für mich niemand da gewesen?« Ihr Griff um die Waffe lockerte sich. Hysterie störte ihre Konzentration. Das hieß jedoch keineswegs, dass sie nicht mehr gefährlich war; tatsächlich konnte es bedeuten, dass wir in noch größerer Gefahr schwebten. Wahnsinn ist unberechenbar. »Wenn Familien so sein müssen, warum ist meine dann nicht bei mir geblieben?«
    »Ich weiß es nicht, Gordan. Ich würde es Ihnen sagen, wenn ich es wüsste«, erwiderte ich.
    »Sie wollten mir nicht zuhören!« Sie ging völlig in ihrem eigenen, persönlichen Schmerz auf; meine Welt und ihre berührten sich nicht mehr. »Sie wollten nie zuhören. Meine Mutter nicht, Barbara nicht, niemand! Ich war kein Reinblut, sie aber schon, also war ich nicht gut genug dafür, dass man mir zuhörte. Idioten!«
    »Warum wollten sie nicht zuhören?«, fragte ich und rückte unauffällig weiter vor. Ich war fast nah genug dran.
    Sie merkte es nicht. »Sie glaubten, Reinblütler zu sein, bedeutete, sie wüssten es besser als ich«, antwortete sie verbittert. »Ganz gleich, was wir tun, ganz gleich, wie sehr wir Faerie verbessern, es wird nie dafür reichen, dass sie uns akzeptieren. Sie sollten das doch wissen. Es ist nicht meine Schuld, dass mein Vater uns verlassen hat. Es ist nicht meine Schuld, dass ich so geboren wurde, wie ich bin. Warum also verachten sie mich dafür?«
    Die Waffe lag vergessen in ihren Fingern. Eine bessere Chance würde ich nicht bekommen. Wenn ich schnell handelte, würde es mir vielleicht gelingen, sie über das Geländer zu stoßen, bevor sie Quentin etwas antun konnte, selbst wenn ich dabei angeschossen wurde. Es war meine Schuld, dass er überhaupt in diesen Schlamassel geraten war. Ich musste tun, was immer nötig war, um ihn lebendig hier rauszubringen. Ich sprang sie an und riss ihr die Waffe aus der Hand, aber dabei drehten wir uns um unsere Achse. Nun war sie diejenige mit dem Rücken zur Wand, ein kleiner Stoß würde genügen, um mich hinunter zu Elliot zu schicken.
    Gordan kreischte und schlug mir mit der offenen Hand ins Gesicht. »Miststück! Begreifst du es denn nicht? Die machen das auch mit dir!« Ihre Wut war fast mit Händen zu greifen, und die Luft waberte und stank nach brennendem Öl, dem Geruch ihrer Magie. Kein Wunder, dass es mir nicht gelungen war, den Zauber zurückzuverfolgen, der mein Auto in die Luft gesprengt hatte. Der Geruch hatte sich sofort mit dem des brennenden Wracks vermischt. »Für die wirst du doch nie etwas anderes sein als ein Haustier! Du bist nur ihr Hund, ihr blöder Wechselbalgköter!«
    »Mir egal«, gab ich zurück. »Ich bin gern, was ich bin.« Ich provozierte, um sie weiter abzulenken, und es sah so aus, als könnte es klappen. Sie schaute überhaupt nicht mehr in Quentins Richtung.
    Da sprang sie mich an. Ich taumelte rückwärts. Meine linke Schulter prallte gegen das Geländer, Schmerz schoss durch meinen Arm. Ich schrie auf. »Die werden dich abservieren, wenn sie dich nicht mehr brauchen, genau wie sie alles andere abservieren!« Diesmal war ich nicht darauf vorbereitet auszuweichen, und ihr Angriff führte dazu, dass sich ihre Hände um meinen Hals schlossen. Sie drückte zu und brüllte: »Die zerstören alles, was sie berühren! Alles! «
    Ich schlug mit den Fäusten auf sie ein und erkannte unvermittelt, wie nutzlos die Waffe in meiner Hand jetzt war. Ich hatte keine Möglichkeit, auf sie anzulegen, ich wusste nicht mal, ob die Kammer blockiert wa r – und wenn ich zu schießen versuchte, würde ich mir vielleicht selbst den Schädel wegpusten. Ich konnte nicht einmal ausreichend zielen, um sie mit ihrer eigenen Waffe in den Hinterkopf zu treffen, so verlockend der Gedanke auch sein mochte. Also riss ich stattdessen ein Knie hoch und rammte es ihr in den Magen. Leider erzielte ich damit nicht die gewünschte Wirkung: Ihr Griff um meinen Hals wurde noch fester.
    »Hat Sie das nie gestört?«, fragte sie, plötzlich wieder ruhig. Sie wusste, dass sie gewinnen würde. »Zu wissen, dass Sie weniger sind als die? Zu wissen, dass es die nicht kümmert, wenn Sie sterben? Es wird immer genug andere Wechselbälger geben. Sie sind nichts Besonderes.«
    Schwarze Flecken trübten

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