October Daye - McGuire, S: October Daye
zugelassen.«
»Elbisch ist ja auch eine Sprache!«
»Nur wenn man in einem Roman von Tolkien lebt«, widersprach die Braunhaarige und schob ihre Brille auf der Nase hoch. Ich hatte noch nie eine Daoine Sidhe gesehen, die eine Brille trug.
»Ach, hör doch auf«, entgegnete Peter. »Hey, Colin?«
Der Mann neben dem Wasserspender schaute auf. »Ja?« Sein Haar war zottig und grün. Henna-Tätowierungen bedeckten den Großteil seiner sichtbaren Haut. Um die Mitte trug er ein Robbenfell, dessen Enden mit einem Altweiberknoten verbunden waren. Ein Selkie, so weit im Landesinneren? Das war ungewöhnlich.
»Ist Elbisch eine Sprache?«
Colin dachte darüber nach, dann meinte er: »Na ja, Gordan spricht es.«
»Heißt das jetzt ja oder nein für Elbisch?«, fragte die Brünette leicht gereizt. Ich konnte es ihr nachfühlen.
»Es ist keine Sprache. Klingonisch aber schon, und sie ist gerade zu Italienisch übergegangen, womit wir bei sechs sind.« Ein weiterer Mann trat aus einem der Gänge, die Hände lässig in den Taschen seines perfekt maßgeschneiderten Anzugs. Sein Haar und sein Ziegenbärtchen waren makellos gestutzt. »Klar so weit?«
»Hallo Elliot. Ja, alles klar«, gab die Brünette zurück.
Das war ja schlimmer als der Versuch, sich ohne Programmheft eine Oper anzusehen. Ich räusperte mich hörbar. Quentin sah mich erschrocken an, aber die Meute vor uns diskutierte munter weiter über Kraftausdrücke in Fremdsprachen. Ich räusperte mich erneut. Entweder konnten sie mich nicht hören, oder man ignorierte mich.
»Verzeihung?«, sagte ich schließlich.
Elliot sah auf, lächelte breit und nahm die Hände aus den Taschen. Quentin wich zurück. Ich bin sicher, die Mimik war beruhigend gemeint, allerdings ist kaum etwas so beunruhigend wie ein lächelnder Bannick. Ihre Zähne sind groß, scharf, moosig und geradezu ideal dafür, einen jungen Daoine Sidhe zum Abendessen zu verspeisen. Die Zähne trügen jedoc h – die Bannick sind an und für sich ausgesprochen freundliche Leute. Sie leben gern in Badeorten und an Wasserläufen, und im Gegensatz zu Kelpies töten sie Reisende nicht. Na ja, zumindest nicht oft. »Entschuldigun g – haben Sie sich verirrt?«, fragte er.
»Nein, keineswegs«, antwortete ich. »Ich bin auf der Suche nach Gräfin Torquill. Ist sie hier?«
»Bedaure, nein«, sagte die Braunhaarige, den Blick nach wie vor auf ihr Klemmbrett gerichtet. »Können wir Ihnen helfen?«
Ich unterdrückte ein Seufzen und erklärte: »Ich muss dringend mit January sprechen. Kommt sie bald zurück?« Innerlich schäumte ich. Natürlich konnte sie nichts dafür, dass Sylvester ihr unsere Ankunft nicht angekündigt hatte, trotzdem hatte ich erwartet, sie bei unserem Eintreffen hier vorzufinden. Niemand hat mich je übermäßiger Rationalität bezichtigt.
Die Frau sah auf und lächelte. »Wahrscheinlich nicht.«
»Verdammt.« Die mehrsprachigen Flüche dauerten immer noch an. »Was ist das eigentlich?«
»Das ist Gordan«, sagte Colin.
»Warum schreit sie so?«, fragte Quentin.
»Weil sie einen Makel, einen Fehler, ach was, einen handfesten Bug in ihrem Code entdeckt hat«, antwortete der große Blonde mit offenkundigem Genuss. »Ich glaube, ihr armes, besessenes Herz zerbricht noch daran.«
Ich blinzelte. »Macht sie das oft?«
»Regelmäßig«, erwiderte er und zwinkerte mir zu. Aus unerfindlichem Grund merkte ich, wie mir Röte in die Wangen stieg. Quentins Miene wurde finster.
»Man kann die Uhr danach stellen«, fügte Colin hinzu.
»Wenn man sich überhaupt die Mühe macht, eine Uhr zu stellen«, ergänzte die Braunhaarige. Das Gebrüll verstummte, und sie sah auf ihre Uhr. »Einundzwanzig Minuten, acht Sprachen. Genau nach Plan.«
Mit der ganzen Gruppe gleichzeitig zu reden verschlimmerte mein Kopfweh. »Können wir irgendwo auf January warten?«
»Siche r – haben Sie schon gegessen? Sie können gerne in der Cafeteria warten.« Elliot sah kurz zu der Braunhaarigen, die mit den Achseln zuckte und dann wieder strahlend lächelte. »Sie könnten einen Happen essen, während Sie warten, bis January kommt und mit Ihnen spricht.«
»Großartig«, sagte ich und stellte fest, dass ich es ernst meinte. Kopfweh macht mich hungrig. Auch Quentins Züge hellten sich auf. Jungs im Teenageralter sind eigentlich immer für eine Mahlzeit zu haben. »Etwas zu essen wäre wunderbar.«
»Na dann. Folgen Sie mir.« Mit einladender Geste wandte sich Elliot einem der Gänge ins Labyrinth zu. Achselzuckend
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