October Daye - McGuire, S: October Daye
uns doch hier nicht so sitzen lassen.«
»Er sagte, wir sollen warte n … «
»Und wir haben gewartet. Jetzt gehe ich.« Ich drückte die Klinke runter und zog an der Tür. Nichts rührte sich. »Na wunderbar. Haben die uns eingesperrt?«
»Versuch’s mit Drücken.« Quentin erhob sich und stellte sich neben mich.
Ich sah ihn strafend an und drückte gegen die Tür. Sie schwang einige Zentimeter auf, bevor sie wieder zufiel. Quentin versuchte ein Grinsen zu unterdrücken. Es gelang ihm nicht besonders gut.
»Sehr komisch«, sagte ich und stieß mit aller Kraft gegen die Tür. Im nächsten Augenblick vernahm ich einen entsetzten Japser, begleitet von dem dumpfen Geräusch, mit dem Holz auf Fleisch trifft. Die Tür prallte ab, und man hörte einen lauten Plump s – wer immer da draußen war, ich hatte ihn offenbar niedergestreckt.
Eine tolle Art, jemanden kennenzulernen. Bestürzt eilte ich hinaus und entschuldigte mich schon im Gehen. »Es tut mir so leid! Ich wusste nicht, dass da jemand ist. Ic h … «
»Schon gut«, sagte der Mann auf dem Boden und ließ ein Lächeln aufblitzen, bei dessen Anblick mein Magen spontan einen trägen Salto hinlegte. Ich erkannte den blonden Surfertyp aus dem ersten Gebäude. Allerdings fehlte mir der Name zu diesem unbestreitbar anziehenden Gesicht. »Man sollte ein Warnschild an diese Tür mache n – unmarkiertes Verkehrsrisiko oder s o –, allerdings wäre sie dann ja ein markiertes Verkehrsrisiko, also wozu das Ganze?«
»Da haben Sie sicher recht«, sagte ich und erwiderte das Lächeln. »Ich bi n … « Ich brach ab, als Quentin aus der Cafeteria geschossen kam. »Sieh mal. Anscheinend bin ich auf einen Einwohner gestoßen.«
Statt der erwarteten Begrüßung runzelte Quentin die Stirn und sagte: »Ach. Sie schon wieder.«
»Quentin!« Ich starrte ihn verblüfft an. »Sei nicht so ungehobelt.« Ungehobelt und gar nicht typisch für ihn.
»Schon gut, lassen Sie ihn«, sagte der Mann und hob lachend die Hände. »Ich bin daran gewöhnt. Ich hab so ein Gesicht, das manche Leute einfach nur sauer macht.«
»Mich macht es keineswegs sauer«, beteuerte ich und warf Quentin einen mahnenden Blick zu, bevor ich mich dem Mann auf dem Boden zuwandte. »Ganz im Gegenteil. Kann ich Ihnen hochhelfen?«
»Das wäre nett, zumal Sie ja der Grund sind, weshalb ich hier unten bin.« Er streckte die Arme aus, und ich packte seine Hände. Sein Griff war angenehm, nicht zu locker, aber auch nicht zu fest. Eindeutig ein Mann, der nicht das Gefühl hatte, etwas beweisen zu müssen.
Unwillkürlich lächelte ich ihn erneut an. »Das war keineswegs meine Absicht!«
Quentin verdrehte die Augen. »Oh, Mann.« Damit drehte er sich um und stapfte zurück in die Cafeteria.
Verwundert sah ich ihm nach, doch das Lachen des Mannes neben mir lenkte mich ab. Es klang so rückhaltlos fröhlich, dass es mich bis in die Zehenspitzen erwärmte.
»Moment ma l – Sie meinen, das war nicht vorsätzlich? Ich war bloß ein zufälliges Opfer? Das verletzt mich zutiefst.« Er legte eine Hand auf die Brust und versuchte gekränkt auszusehen. »Da komme ich nichtsahnend den Gang entlang, um brav meine Pflicht zu tun, und aus heiterem Himmel versucht eine Wahnsinnige, mich mit einer Tür umzubringen.«
»Hören Sie schon auf«, sagte ich. Es fiel mir schwer, missmutig zu bleiben, solange ein namenloser, über eins achtzig großer Surfer mit mir flirtete und putzige Grimassen schnit t – selbst wenn mein sogenannter Assistent sich unerklärlich schmollend verdrückt hatte. Nebenbei war es ein wirklich schnuckeliger Surfe r – nicht direkt hübsch, aber schnuckelig, mit einem ausdrucksvollen Gesicht und Sommersprossen um die Nase. Sein sonnengebleichtes Haar war gerade lang genug, um salopp zu wirken, und eine dichte Strähne hing ihm keck in die Augen. Über eine Wange zog sich eine kleine Narbe. Ein Gesicht, wie man es nicht in der Hauptrolle von Filmen sieht, aber ein Kerl, den man bedenkenlos seiner Mutter vorstellen würde. Und ganz entschieden nicht das, was ich mir spontan unter einem Computerprogrammierer vorgestellt hätte.
»Warum?«, fragte er und lächelte noch breiter. Er hatte ein tolles Lächeln. Ich revidierte meine Einschätzung von ›schnuckelig‹ auf ›extrem süß‹. »Also jedenfalls, ich bin Alex. Alex Olsen.« Er streckte mir eine Hand entgegen, während er sich mit der anderen die Strähne aus den Augen strich. Seine Hände schienen nie stillzuhalten. Es war, als könnten sie
Weitere Kostenlose Bücher