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October Daye - McGuire, S: October Daye

October Daye - McGuire, S: October Daye

Titel: October Daye - McGuire, S: October Daye Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Seanan McGuire
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70er-Jahre-Farbschemas mit einer Art-déco-Möblierung aus Hartplastik. Er schien eigens dazu entworfen, dass man so schnell wie möglich wieder wegwollte. Die Pflanzen waren ebenfalls aus Plastik und die Zeitschriften auf den Glasbeistelltischen mindestens drei Jahre alt.
    »Würg«, sagte Quentin mit einem Blick auf den Teppich.
    »Finde ich auch.« Ich runzelte die Stirn. Offenbar benutzte niemand diesen Raum; man hatte ihn nicht renoviert, weil er nicht gebraucht wurde. An der Rückseite gab es eine Tür. Ich hielt darauf zu. »Komm mit.«
    »Sollten wir nicht warten oder rufen oder so?«
    »Auf dem Schild stand ›Lieferungen hinten‹, und das hier sieht für mich wie hinten aus.« Ich zuckte die Achseln. »Wir sind soeben zu einer Lieferung geworden.« Zwar hatten wir weder Lieferschein noch Porto, aber dafür jede Menge destruktive Energie. Die Tür erwies sich als unverschlossen, was mir als Einladung vollauf genügte.
    »Ich fühle mich nicht wohl dabei, einfach reinzuplatzen«, bemerkte Quentin.
    »Und ich fühle mich nicht wohl dabei, bloß herumzustehen. Komm mit oder lass es; liegt ganz bei dir.« Ich stieß die Tür auf und trat hindurch. Ich befand mich bereits auf halbem Weg den Korridor entlang, als ich hörte, wie die Tür zuging und Quentin hastig zu mir aufschloss. Schmunzelnd wanderte ich weiter.
    ALH Computing hatte offenbar eine Vergangenheit als Lagerhalle. Es gab keine gemauerten Innenwände, nur eine labyrinthische Aneinanderreihung von schulterhohen Fertigbau-Zellen, die sich in die Ferne erstreckte. Der Boden war aus Beton, gedämpft mit Industrieteppich von der Rolle. An einer Wand führte eine Leiter hoch zu den kreuz und quer verlaufenden schmalen Laufstegen über uns. Sie reichten viel höher als die augenscheinliche Decke des Raums, mindestens drei Stockwerke hoch, vielleicht auch mehr, und nur die beiden untersten waren beleuchtet. Es war unmöglich zu sagen, was sich dort oben befan d – und nach kurzer Überlegung beschloss ich, dass ich es wahrscheinlich gar nicht wissen wollte.
    Dies war das kleinere Gebäude, und es war gigantisch. Wie sollten wir hier jemals Sylvesters Nichte finden?
    »Tob y … «
    »Pst. Horch.« Etwa in der Mitte der Halle brüllte jemand etwas, was durch das Labyrinth der Zellen kaum zu hören war. Es war das einzige Geräusch außer dem Summen der Leuchtröhre n – so riesig das Gebäude auch war, es schien praktisch verwaist.
    »Wer immer das ist, klingt stocksauer.«
    »Stimmt. Also gehen wir da lang.«
    »Ob das eine gute Idee ist?«
    »Wahrscheinlich nicht«, sagte ich und betrat den Bürozellen-Irrgarten. Die Wände der Zellen sahen aus, als bestünden sie aus ineinandergesteckten Platten, wie ein Bausatz aus riesigen Korktafeln. Sollte ich mich verirren, konnte ich sie einfach demolieren, bis ich wieder hinausfand.
    Der Weg führte uns zu einer breiten Kreuzung, an der alle Pfade durch das Labyrinth zusammenzulaufen schienen. Mehrere Leute hatten sich dort eingefunden, und sie alle spähten mit offenkundigem Interesse in einen der schmalen Gänge hinein. Alle waren Fae, aber nur einer trug andeutungsweise menschliche Tarnung. Interessant. Das Gebrüll kam von irgendwo aus diesem Gang. Die Stimme gehörte einer Frau, klang jedoch nicht feminin, und sie fluchte in mindestens vier verschiedenen Sprachen wie ein Fuhrkutscher. Wer immer sie war, offenbar trug sie erheblich zur Belebung des betrieblichen Nachmittags bei.
    »Wie viele haben wir bis jetzt?«, fragte ein großer blonder Mann, der es mit Leichtigkeit aufs Titelblatt eines Surfer-Magazins geschafft hätte, ohne sich sonderlich Mühe zu geben. Wenngleich man nicht viele Surfer mit klatschmohnroten Augen und spitzen Ohren sieht.
    Die Frau neben ihm runzelte die Stirn und sah auf ihr Klemmbrett. »Sechs, wenn man Klingonisch mitzählt. Zählen wir Klingonisch mit?« Ihr Haar war braun mit roten Strähnchen, als wäre sie einer verunglückten Färbung zum Opfer gefallen. Die Kombination aus diesen Haaren und ihrer porzellanweißen Haut wies sie als Daoine Sidhe aus, zudem hatte sie die passende Aura kunstvoller Zuchtlosigkeit, als ob sie eher die Welt verschliss, als sich von ihr verschleißen zu lassen.
    »Nein«, meldete sich ein anderer Mann zu Wort. »Nichts Fiktives.« Er war der mit der menschlichen Tarnung. Wenn ich die Augen zusammenkniff, konnte ich beinahe die Umrisse seiner Flügel erkennen.
    »Peter, das ist nicht fair«, protestierte der erste Mann. »Elbisch haben wir

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