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October Daye: Nachtmahr (German Edition)

October Daye: Nachtmahr (German Edition)

Titel: October Daye: Nachtmahr (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Seanan McGuire
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Gefängnis verstecken? Verdammt, verdammt, verdammt. Wie viele Eltern weinten wohl gerade um Kinder, die sie nie wieder sehen würden? Diese Kinder hatten nichts Schlimmes getan – sie waren lediglich Menschen und zur falschen Zeit am falschen Ort gewesen. Das musste aufhören. Ich würde Karen retten, und dann würde ich Blind Michael töten. Erstgeborener hin oder her, für das, was er getan hatte, musste er sterben.
    Die Pferdelaute wurden allmählich zum Hintergrundgeräusch und klangen beinahe normal, doch unter dem Trampeln von Hufen und dem Rascheln von Stroh drang jetzt noch ein anderer Klang zu mir durch. Ein Geräusch, das ich wahrlich nicht hören wollte. Schluchzen.
    Ich drehte mich zum nächsten Verschlag um. Wie die anderen war er mit Ästen und Draht verschlossen, aber was immer dahinter eingesperrt war, hatte sich nicht verwandelt. Zumindest nicht vollständig, noch nicht. Ich schlich näher heran und flüsterte: »Hallo?«
    Einen Moment war es still. Dann sagte eine nur allzu vertraute Stimme: »H-hallo.«
    Oh, Eiche und Esche. »Katie?«
    »Ja?« Sie klang beunruhigt. Das wäre ich auch, wenn mich ein Wahnsinniger entführt hätte, der ganz wild darauf war, mich in ein Pferd zu verwandeln.
    »Wie kommst du denn hierher?« Ich hab dich doch gerettet , dachte ich, ich weiß genau, dass ich dich gerettet habe …
    »Quentin meinte, wir müssten weg. Er brachte mich nach draußen, und dann … « Ihren Worten war keinerlei Gefühlsregung anzuhören. Es war, als läse sie von einem Blatt ab. Etwas in ihr war zerbrochen. »Sie haben mich wieder hergebracht.«
    »Ich bring dich hier raus. Keine Sorge.« Noch während ich es aussprach, verfluchte ich mich als Lügnerin. Ich hatte sie schon einmal nicht beschützen können, wie kam ich also darauf, es könnte mir diesmal gelingen? Und dann war da noch die Frage nach Quentin. Wo steckte er? Als sie Katie holen kamen, hatten sie da auch ihn mitgenommen?
    Wenigstens waren die anderen in Schattenhügel sicher: Die Reiter konnten nicht in Lunas Reich eindringen. Aber die Kinder von Mitch und Stacy und die von Tybalt – oh, Eiche und Esche. »Katie, bist du die Einzige?«
    »Sie haben gesagt, ich sei nicht Gegenstand der Verhandlungen gewesen. Was meinten sie damit?« Panik schwang in ihrem Tonfall. »Du hast doch gesagt, ich darf nach Hause! Was geschieht mit mir?«
    Blind Michael hatte also meinen Bann aufgehoben. Damit hatte ich ihren Schmerz gedämpft, er aber wollte, dass sie litt. »Alles wird gut. Ich verspreche es.« Ich hatte sie ja schon belogen. Was machte eine Lüge mehr jetzt noch aus?
    Sie antwortete nicht. »Katie?« Ich warf einen Blick auf meine Kerze. So, wie sie schrumpfte, blieben mir noch sechs Stunden, vielleicht weniger. Nicht genug Zeit. »Katie, ich komme wieder.« Es kam immer noch keine Antwort, und schließlich stand ich auf und ging. Ich konnte nichts anderes tun.
    Jede Glückssträhne hat mal ein Ende. Ich hätte nicht überrascht sein sollen. Als ich aus dem Stall trat, packten mich von hinten raue Hände und zerrten mich in die Schatten. Ich wehrte mich, versuchte mich loszureißen, und wurde mit einem kräftigen Schlag auf den Kopf belohnt.
    »Still, du Mistviech«, zischte eine Stimme. »Wir bringen dich zu Ihm.«
    Meine Kerze brannte leuchtend rot, doch die Warnung kam zu spät, ich war gefangen. Sie zerrten mich quer durch das Dorf, wobei die Nebel sich vor uns auftaten, bis zu einem großen Platz voller Reiter und missgestalteter Kinder. Die Kinder lachten und schrien und tanzten um einen riesigen Scheiterhaufen herum, der den Himmel mit blutroten und goldenen Striemen färbte. Wir gingen weiter, vorbei an all dem Geschrei und Gelächter, bis wir den offenen Platz vor dem Feuer erreichten. Dann ließen die Reiter, die mich an den Schultern gepackt hielten, mich unvermittelt los und traten zurück in die Menge. Ich stolperte und blickte dann auf, obwohl ich schon wusste, was ich sehen würde, und mich davor fürchtete.
    Blind Michael saß auf seinem Elfenbeinthron, und auf seinem blinden Gesicht lag leichte Belustigung, als er sich mir zuwandte. »So«, bemerkte er, »da bist du also wieder.«
    »Ihr habt gemogelt«, blaffte ich. Eines Tages lerne ich vielleicht, wann ich die Klappe halten muss. »Ihr sagtet mir, ich kann Mitchs und Stacys Kinder befreien. Ihr habt mir nicht verraten, dass Ihr Karen habt.«
    Er lehnte sich zurück. »Du aber auch. Du hast Kinder mitgenommen, deren Verlust ich nie zugestimmt habe.«
    »Ich habe

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