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October Daye: Nachtmahr (German Edition)

October Daye: Nachtmahr (German Edition)

Titel: October Daye: Nachtmahr (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Seanan McGuire
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nie behauptet, dass ich das nicht tun würde.«
    »Und ich habe nie behauptet, dass ich dir verraten würde, was für Kinder ich habe, oder dass ich mir die, um die du nicht verhandelt hast, nicht zurückhole. Die Kinder, die du rechtmäßig gewonnen hast, sind dein, die anderen sind meine, wenn ich sie will.« Er lächelte. Ich schauderte. In diesem Lächeln lagen Dinge, von denen ich nichts wissen wollte. »Natürlich können wir jederzeit einen neuen Handel schließen. Unser letzter hat mir Spaß gemacht.«
    »Was wollt Ihr?«, fragte ich. »Ihr könnt mich nicht hierbehalten. Ich habe den Schutz der Luidaeg.«
    »Oh, das weiß ich. Meine Untertanen waren – ein wenig übereifrig, als sie dich herbrachten. Dafür entschuldige ich mich.« Irgendwie konnte ich nicht so recht glauben, dass jemand für diesen »Übereifer« gerügt werden würde. »Solange du meiner Schwester Kerze trägst, kannst du gehen, wann immer du willst. Aber.«
    »Aber?«, echote ich. Es gab also einen Haken. Es gibt immer einen Haken.
    »Du gehst ohne dies hier.« Er zog eine wohlbekannte Kristallkugel aus seinem Wams und hielt sie hoch, um mir zu zeigen, wie der gefangene Schmetterling darin mit den Flügeln schlug. »Ist sie nicht entzückend? Sie streifte mich in jener Nacht, und ich griff sie mir. Wie lange wird sie wohl durchhalten, was glaubst du?«
    Karen. Oh, Wurzel und Zweig, Karen. »Lass sie frei!«
    »Bleib bei mir.«
    Ich erstarrte, sah ihn verblüfft an. »Was?«
    Er lächelte erneut. »Leg deine Kerze weg. Bleib bei mir. Du hast nicht genug Zeit, um sie zu retten und zu entkommen, aber wenn du aus freien Stücken hierbleibst, lasse ich sie frei.«
    »Warum?«
    »Weil du mich ein Mal ausgetrickst hast, das hat mich beeindruckt, doch ich lasse dich nicht frei herumlaufen, damit du es wieder tust. Denn deine Existenz geht mir gegen den Strich, Tochter der Amandine.« Er ließ die Glaskugel wirbeln, sodass der Schmetterling panisch flatterte im vergeblichen Versuch, aufrecht zu bleiben. »Du bleibst. Sie kommt frei.«
    »Und Katie?«
    »Auf sie hast du keinen Anspruch.« Er schüttelte den Kopf. »Opfere dich, um eine zu retten, oder verliere beide. Du hast die Wahl, Tochter der Amandine. Aber du hast nicht mehr viel Zeit.«
    Ich schaute auf meine Kerze. Es stimmte: Die Zeit lief ab, und ich war nicht mal sicher, ob ich es allein noch nach draußen schaffen konnte, erst recht nicht mit den Kindern. Verdammt. Vergib mir Luidaeg, du hattest recht. Ich bin doch losgezogen, um zu sterben.
    »Ich verstehe«, sagte ich und blickte auf.
    Blind Michael lächelte. »Lässt du dich darauf ein?«
    Ich schauderte und warf noch einen Blick auf meine Kerze. Sie würde nicht ewig brennen. Wenn ich zu lange zögerte, saß ich in der Falle, und Karen mit mir. Wenn ich mich auf diesen Handel einließ, kam wenigstens eine von uns frei.
    Ich wollte niemanden im Stich lassen. Ich hatte nicht vorgehabt, Katie hierzulassen. Wenigstens würde sie bald vergessen haben, dass sie je etwas anderes gewesen war als ein Pferd im Stall dieses Irren, und Quentin war jung – er hätte sie sowieso bei Weitem überlebt, ganz gleich, was geschehen wäre. Es ist nie klug, sich in Sterbliche zu verlieben. Man wird immer versengt. Er würde diese Lektion lediglich etwas früher lernen müssen als ich.
    Ich wusste, dass ich nach Rechtfertigungen für das suchte, was ich vorhatte. Egal. Es ging nicht anders.
    »Wenn ich bleibe«, sagte ich langsam, »lasst Ihr Karen frei. Keine Tricks, klar?«
    »Selbstredend«, sagte er gekränkt. »Mein Wort bindet mich doch. Bin ich nicht ein Faerie-Geborener?«
    Das war der Punkt. Er war ein Faerie-Geborener. Er entstammte einem Faerie, so alt, dass sich nur die Erstgeborenen daran erinnerten. Unser Wort war schon immer bindend gewesen, und sein Blut war viel älter als meins. Somit band sein Wort ihn fester als mich das meine. »Versprecht es«, sagte ich.
    »Wenn ich es verspreche, bleibst du. Du schließt dich meiner Jagd an und gehörst für immer mir.«
    Die letzte Chance. Noch konnte ich Nein sagen, konnte weglaufen und später wiederkommen, um sie alle zu retten, sofern ich nur fest daran glaubte, dass ich hin und zurück kam bei der Kerze Licht. Das Wachs schmolz immer schneller, es floss herab und überzog meine Finger. Wie viele Meilen nach Babylon?
    Zu viele.
    »Wenn Ihr es versprecht, bleibe ich«, sagte ich. »Ihr habt mein Wort.«
    »Mehr brauche ich nicht.« Blind Michael stand auf und vollführte eine knappe,

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