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October Daye: Nachtmahr (German Edition)

October Daye: Nachtmahr (German Edition)

Titel: October Daye: Nachtmahr (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Seanan McGuire
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die Rose mit, blute für sie, und sie bringt dich, wohin du willst.«
    Stirnrunzelnd streckte ich eine Hand aus. Sie legte die Rose auf meine Handfläche. Fast gewichtslos lag sie dort, ohne dass die Dornen mich auch nur im Geringsten piekten. »Was muss ich tun?«
    »Nur bluten.«
    »Also gut.« Ich legte meine Finger um die Rose und hielt inne, als der Schmerz mir verriet, dass die Dornen ihr Ziel gefunden hatten. »Und was soll ich jetzt … Luna? Was geschieht hier?« Die Welt war auf einmal verschleiert, als blickte ich durch Nebel. Die Frau mit dem rosenfarbenen Haar stand mittendrin, die blutigen Hände an die Brust gedrückt.
    »Es tut mir leid«, flüsterte sie. »Es tut mir so leid, aber das ist der einzige Weg. Beeil dich … «
    »Habt ihr Leute es jetzt als neues Hobby etabliert, mich unter Drogen zu setzen?«, fragte ich – und fiel. Ein Teil von mir schrie, denn der Glasrosengarten besteht hauptsächlich aus Glas und Stein und bietet wenig weiche Stellen für eine sanfte Landung. Doch das war nur ein kleiner Teil. Der Rest von mir versank in rosenduftender Dunkelheit, und ich fiel tiefer und tiefer, bis kein Entrinnen mehr möglich schien. Irgendwo hinter mir im Dunkeln hörte ich Luna weinen. Ich wollte sie anschreien, aber es gab keine Worte. Es gab nur Dunkelheit und Rosenduft, sonst nichts.
    Und dann war auch das verschwunden.

Kapitel 26
    K aren saß unter den Weidenzweigen und kämmte das Haar eines Kitsunekindes. »Hallo, Tante Birdie«, sagte sie aufschauend. »Du kommst ja zu mir zurück.«
    »Ich weiß jetzt, wo du bist«, sagte ich und hörte das schwache Echo meiner Stimme gegen den Wind. Ich träumte also. »Wen hast du da bei dir?«
    »Dies ist Hoshibara«, sagte Karen. »Sie ist hier gestorben.«
    »Warum?« Ich betrachtete das Mädchen. Sie schenkte mir ein kleines, schüchternes Lächeln.
    »Blind Michael hat sie geraubt, aber sie konnte ihm entkommen. Sie wollte nicht zulassen, dass er sie verwandelte. Sie lief in die Wälder.« Karen nahm die Hände von Hoshibaras Haaren und verbarg sie in ihrem Schoß. »Sie starb, doch die Nachtschatten bekamen ihren Körper nicht. Den nahm jemand anders.« Sie zeigte hinter mich. »Siehst du?«
    Ich drehte mich um. Da lag Hoshibara unter einer großen Weide. Und da war noch jemand – ein junges Mädchen, selbst kaum mehr als ein Kind, mit gelben Augen und einer wilden Mähne aus rosaroten Locken, die ihr bis zu den Hüften fiel. Mit der Hand vor dem Mund kroch sie zwischen den Bäumen hervor und starrte die kleine Kitsune an.
    Hoshibara hob den Kopf und sah das Mädchen an – sah Luna an. Die Bewegung wirkte mühsam. Sie hatte nicht mehr viel Kraft, sich zu bewegen. »Ich will nicht zurück«, flüsterte sie.
    Luna kniete sich neben sie. »Das musst du auch nicht.«
    »Mir geht es nicht gut.«
    »Du stirbst.«
    Hoshibara nickte ohne Überraschung. »Wird es wehtun?«
    »Das muss nicht sein.« Luna streckte ihre Hand aus und zeigte Hoshibara den Dorn, der darin lag. »Ich kann dafür sorgen, dass der Schmerz sofort aufhört. Aber du musst etwas für mich tun.«
    Die Kitsune betrachtete sie voller Misstrauen. Ich konnte es ihr nicht verdenken. »Was geschieht dann?«
    »Dann stirbst du.«
    »Gibt es für mich eine Möglichkeit, nicht zu sterben?«
    Luna schüttelte den Kopf. »Nein, es sei denn, du gehst zu ihm zurück.«
    »Was soll ich für dich tun?«
    Jetzt sah Luna zum ersten Mal nervös aus. »Du überlässt mir deine Haut. Ich habe … ich weiß, wie Selkies das machen. Lass mich Kitsune sein. Lass mich frei sein.«
    »Also gut.« Hoshibara streckte die Hand aus und umschloss die von Luna. Sie wimmerte kurz auf, als der Dorn sich in ihre Haut bohrte. Dann schloss sie die Augen und wurde still. Luna schaute sie ein Weilchen an, dann beugte sie sich über sie und drückte ihr einen Kuss auf die Stirn.
    »Ich wünschte, es hätte einen anderen Weg gegeben«, flüsterte sie und schmetterte ihre Hand auf die von Hoshibara, sodass sie durch den Dorn verbunden wurden. Dann warf sie den Kopf zurück und schrie. Es gab einen Lichtblitz, so gleißend hell, dass ich nicht hätte hinsehen können, hätte ich nicht mit Traumaugen geschaut. Als er verging, waren Hoshibara und das Rosenmädchen verschwunden. An ihrer Stelle stand ein zierlicher Teenager, die schlanken Hände voller Blut. Sie hatte kastanienbraunes Haar und silbern bepelzte Schwänze, und sie sah keiner von beiden ähnlich. Unsicher stand sie da, umklammerte den Saum ihres plötzlich zu

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