October Daye: Nachtmahr (German Edition)
sollen. Er wurde erwachsen. Armes Kerlchen. Jetzt, wo ihn kein sterbliches Alltagsleben mehr beschäftigte, bekam ich erheblich mehr von ihm zu sehen. Viel Zeit mit einem Teenager zu verbringen erwies sich als durchaus bildend. Er brachte es beinahe fertig, mich für Baseball zu interessieren, und ich gewöhnte mich schnell daran, ihn jeden Samstagmorgen schlafend auf meinem Sofa vorzufinden. Meine Welt, mein Alltag veränderte sich allmählich, und irgendwie hatte ich überhaupt nichts dagegen.
Lily weinte, als ich im Teegarten aufkreuzte. Sie hatte nicht erwartet, mich je wiederzusehen, und ich konnte es ihr wirklich nicht verdenken. Denn die Luidaeg hatte völlig recht gehabt, als sie mir sagte, dass ich krampfhaft zu sterben versuchte. Ich hatte es nur nicht wahrhaben wollen, ehe es mich praktisch ansprang. Ich war noch immer nicht sicher, ob ich es in den Griff kriegen würde, aber mittlerweile war es mir wenigstens bewusst. Immerhin etwas. Also trank ich mit Lily Tee und schwatzte über unwichtiges Zeug, und sie strahlte die ganze Zeit wie ein Honigkuchenpferd. Von da an besuchte ich sie jede Woche und nahm Quentin und May mit, wenn sie Zeit und Lust hatten. Es war unredlich, die Leute, die mich liebten, auf Abstand zu halten. Und sie liebten mich: Das musste ich mir einfach eingestehen.
Und ich selbst? An irgendeinem Punkt in all dem Chaos hatte ich mich der Tatsache gestellt, der ich zuvor immer ausweichen wollte – der ich schon so wahnsinnig lange auswich, vielleicht schon immer. Ich konnte und wollte mich nicht länger vor der Wahrheit verstecken. Ich bin ein Held. Genauer gesagt, eine Heldin. Das bringt einiges mit sich. Ich werde vermutlich kein hohes Alter erreichen, denn was Helden angeht, ist Sylvester in diesem Punkt die absolute Ausnahme, aber das war mir eigentlich sowieso immer klar. Ich hab nie angenommen, dass ich ewig leben würde. Vielleicht hatte ich es einfach nur vor mir selbst zugeben müssen. Der Rest ergab sich.
Es ist ein langer, schwerer Weg bis nach Babylon, doch man kommt hin und zurück bei einer Kerze Licht. Man muss sie nur selbst anzünden.
»Hier kommt der Kuchen!«, krähte Jessica. Stacy dimmte die Deckenlampe, und ich drehte mich um. Anthony und Cassandra kamen rein und schleppten eine große weiße Biskuittorte. Alles stimmte begeistert »Happy Birthday« an, sogar Spike zirpte irgendwie im Takt. Ich sang nicht mit. Ich sah mir stattdessen die Gesichter an und schaute zu, wie meine Familie feierte, dass wir alle am Leben waren.
»Puste die Kerzen aus, Schätzchen!«, drängte Stacy. Karen beugte sich vor und pustete. Die Kerzenflammen neigten sich zur Seite, flackerten und verloschen.
Sie wurden nicht mehr gebraucht.
Wir waren bereits zu Hause.
Dank und Bekenntnisse
Nachtmahr ist das dritte von Tobys Abenteuern, und als ich so weit gekommen war, wusste ich halbwegs, was ich tat – oder zumindest dachte ich das, bis die Elitetruppe mit Macheten anrückte, mir Vernunft einbläute und das Buch zu erstaunlicher Qualität zurechtstutzte. Ein riesengroßes Dankeschön an sie alle für ihre unermüdlichen Bemühungen. Bei diesem Band gilt mein besonderer Dank Deborah Brannon, Mia Nutick, Michelle McNeill und Jeanne Goldfein, die mir unschätzbare Hilfestellung leisteten, während ich mich tief in Blind Michaels Lande hackte. Mary Crowell nahm mich mit auf den Vogelscheuchenpfad und zeigte mir, was ich alles übersehen hatte, als ich ihn allein gegangen war, und Rebecca Newman war prachtvoll wie immer. Eine Unmenge von Einzelheiten ergab sich aus langen Diskussionen mit Meg Creelman, die eine phantastische Hilfe war. Ohne sie alle hätte ich es nie hingekriegt.
Chris Mangum und Tara O’Shea sorgten dafür, dass meine Website so toll und stressfrei wie nur irgend möglich bestückt wurde, sodass ich mich ausführlich über andere Dinge verbreiten konnte, zum Beispiel was meine Katzen so treiben. Meine Agentin Diana Fox war hilfreich und schlau auf allen Ebenen – es ist gut, wenn man eine Superheldin auf seiner Seite hat –, und die Arbeit mit meiner Lektorin Sheila Gilbert war ein Hochgenuss. Marsha Jones und Joshua Starr von DAW Books beantworteten meine endlosen Fragen zu diesem Buch und denen davor und machten die gesamte Prozedur erheblich schmerzloser, als sie hätte sein können. Hier an der Heimatfront hielten mich Kate Secor, Michelle Dockrey, Brooke Lunderville und Amy McNally davon ab, den Verstand zu verlieren, und sorgten auch dafür, dass das Buch besser
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