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October Daye: Nachtmahr (German Edition)

October Daye: Nachtmahr (German Edition)

Titel: October Daye: Nachtmahr (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Seanan McGuire
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eine Stütze geboten, einen Fels in der Brandung, aber das konnte ich nicht. Ich war selbst schon zu verschlissen dafür. Ich würde einknicken.
    Der Blick der Luidaeg war sehr sanft, doch als sie sprach, klang ihre Stimme eisig. »Sie heilen? Ich nehme es an. Sie hat die grundsätzliche Fähigkeit, wieder zu sprechen, zu lachen, zu weinen, zu lügen und zu betrügen wie jeder andere Mensch auch. Sie kann leben, sie ist nicht zu verstümmelt dafür. Zumindest noch nicht.«
    »Wie?«, fragte Quentin mit bitterer, roher Sehnsucht in der Stimme. Ich wand mich innerlich.
    Die Luidaeg krümmte eine Hand um Katies Schulter und lächelte bitter. »Kommst du für ihre Wiederherstellung auf? Es gilt Kosten zu tragen und Entscheidungen zu fällen – tatsächlich ist nur eine Wahl zu treffen, aber die liegt bei dir, und wenn du sie auf dich nimmst, ist meine Gebühr entgolten. Lässt du dich auf einen Handel mit der Meerhexe ein, kleiner Junge?« Katies Atmung beruhigte sich, als sie sich an die Luidaeg schmiegte. Es war möglich, dass Quentin hieran zerbrach. Aber Katie war schon zerbrochen, und das war unsere Schuld, unser aller. Nicht alle Funken, die fliegen, wenn sich Faerie und die sterbliche Welt berühren, sind hell.
    Quentin starrte die Luidaeg an, und ich musste den Impuls niederkämpfen, ihn zu packen und wegzuzerren von diesem düsteren Ort, wo die Meerhexe Hof hielt und ihre stillen, dunklen Geschäfte betrieb. Sie war meine Freundin, doch sie war zugleich etwas schrecklich Altes und Finsteres, und sie konnte sein Tod sein. Ich wollte ihn so gern da rausholen. Ich konnte es nicht. Wie die Luidaeg gesagt hatte, gab es Entscheidungen, die bei einer Person liegen und nur bei dieser Person. Das Blut, das ich noch immer an meinen Händen spürte, war ein Beweis dafür. Ich konnte mich hier nicht einmischen. Ich konnte nur zuschauen und mit ihm leiden, wenn es dazu kam.
    »Es ist eine klare Wahl zu treffen.« Die Luidaeg glättete Katies Haar mit ihrer Klauenhand, ihre Miene war weich. Einst wäre mir das gar nicht aufgefallen. »Sie ist kein Wechselbalg, sie ist nicht dafür geschaffen, auf dieser Grenzlinie zu wandeln. Sie muss sich dennoch für eine Seite entscheiden. Du kannst sie in die Sommerlande bringen, dich um sie kümmern, sie pflegen und bei dir behalten, dann ist sie eben das letzte Opfer des Wahnsinns meines kleinen Bruders. Behalte sie bei dir, oder aber lass sie gehen und komm niemals wieder in ihre Nähe. Denn wenn sie dich sieht, wird sie dich lieben, und diese Liebe zwingt sie, sich an unsere Welt zu erinnern. Du hast freie Wahl. Behalte sie oder lass sie gehen. Aber entscheide dich.«
    »Das ist doch keine freie Wahl!« Quentin ballte die Hände zu Fäusten. Worauf wollte er einschlagen? Auf die Wirklichkeit? Die Naturgesetze? Die Luidaeg zu schlagen konnte tödlich sein. »Das ist einfach nicht fair!«
    »Es ist, wie es ist«, sagte die Luidaeg und zuckte die Achseln. »Wer hat gesagt, wählen zu müssen hätte etwas mit Fairness zu tun, Kleiner? Ich überlasse dir die Wahl, die getroffen werden muss. Du bekommst die Chance, dich zu entscheiden. Was willst du, Quentin? Ihr Herz und ihr Leben sind in deiner Hand, und sie ist nur eine Tochter Evas. Die Wahl liegt nicht bei ihr. Doch sie hat die Folgen zu tragen. – Sie wird sein, was du für sie willst. Sie wird leben oder sterben, wie du es befiehlst.« Es lag kein Mitleid in ihrem Ton, nicht die kleinste Spur. »Nun wähle, Kleiner. Dies ist kein Spiel. Entscheide dich.«
    Quentin drehte sich zu mir um. In seinem Blick stand stiller Schmerz. Er war noch so furchtbar jung. Die Fae – die echten Fae, nicht ihre entbehrlichen Wechselbälger – leben ewig, und wenn man eine Ewigkeit des Erwachsenenlebens vor sich hat, möchte man etwas länger in der Kindheit verweilen. Man genießt sie und hegt sie und behält sie so lange wie möglich im Herzen, denn wenn sie erst vorbei ist, ist es vorbei. Quentin war gerade erst fünfzehn. Noch nie hatte er die Große Jagd miterlebt, die alle einundzwanzig Jahre stattfindet. Noch nie hatte er der Krönung eines Königs oder einer Königin der Katzen beigewohnt. Er hatte noch nicht vor dem Thron des Hochkönigs Aethlin seine Mannesreife verkündet. Er war ein Kind, und er sollte noch etliche Dekaden lang spielen dürfen, denn ihm stand ein Jahrhundert voller Spiel und Spaß zu, mit ganz allmählicher Entwicklung in Richtung Erwachsensein.
    Aber so würde es nicht kommen. Als er mich anblickte, sah ich in seinen

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