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October Daye: Winterfluch (German Edition)

October Daye: Winterfluch (German Edition)

Titel: October Daye: Winterfluch (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Seanan McGuire
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solange ihr nicht verhaftet werdet oder das Auto beschädigt. Ich komme zurück, sobald ich kann.«
    Als ich die Tür schloss, meldete sich Manuel noch einmal zu Wort. »Ma’am?«
    »Ja?«
    »Wie merken wir, wenn Sie uns brauchen?« Mit ernster Miene sah er mich an. »Der Boss wird wirklich, wirklich furchtbar wütend, wenn Sie noch einmal verletzt werden.«
    Das stimmte. Ich wollte den beiden keinen Ärger aufhalsen. Sie sollten mir nur nicht im Weg sein, während ich hineinging, um einen Schlüssel zu benutzen, von dem sie nicht wussten, dass ich ihn hatte, und um eine Tür aufzusperren, von der ich nicht wusste, ob sie überhaupt existierte. »Falls ich in Schwierigkeiten gerate, schreie ich einfach«, antwortete ich. »Dann könnt ihr angerannt kommen.«
    »Werden wir Sie denn hören?«
    »So, wie ich schreie, hören mich die Menschen in China. Bleibt einfach hier, in Ordnung?«
    »Ms. Daye?«
    »Ja, Dare?« Es glich dem Versuch, Kindergartenkinder bei einer Babysitterin zurückzulassen. Mit etwas Glück würden ihnen die Fragen ausgehen, bevor die Sonne sank. Vielleicht jedenfalls.
    »Hier.« Sie zog ein Messer aus dem Ärmel und hielt es mir hin. Ich erkannte zwar nicht den Stil der Klinge, aber wenn es zum freien Tragen auf der Straße zugelassen war, wollte ich ein Kelpie sein. »Für den Fall, dass Sie nicht schnell genug schreien können.«
    »Gute Idee«, sagte ich. Sie wirkte beinah enttäuscht von meiner Reaktio n – Dare war noch jung genug, um die sogenannten Regeln gegen das Bedanken als sinnlos zu empfinden. Ich zwinkerte ihr zu und steckte das Messer in den Gürtel, mit der Schneide nach außen, um mich nicht zu verletzen. Ihre Miene hellte sich erst auf, als sie die unausgesprochene Dankbarkeit in meinen Augen las. Sie konnte ziemlich klug sein, wenn sie es zuließ.
    Der Geschmack von Rosen stieg mir erneut in die Kehle; der Fluch würde mir bald wieder eine Schelle verpassen, und das mussten sie ja nicht unbedingt miterleben. Ich nickte ihnen zum Abschied kurz zu, drehte mich um und stapfte auf das Museum zu. Ich hörte, wie die Autotüren hinter mir zugeschlagen wurden. Fein. Solange sie nicht zu weit umherstreunten oder mir folgten, konnten sie tun, was sie wollten. Vielleicht würde Manuel die Schlösser der Museumstüren knacken und seiner Schwester etwas kulturell Bereichernderes zeigen als die aktuellsten Sendungen auf MTV .
    Für einen Beobachter hätte ich ausgesehen, als hätte ich den Verstand verloren, als ich den Pfad entlangging und das Ritual zum Eintritt nach Goldengrün befolgte. Ich umkreiste drei Mal die Sonnenuhr und berührte sie bei sechs, neun und drei Uhr, bevor ich mich hinkniete, einen Stein aufhob und ihn kräftig von der Klippe warf. Danach wartete ich einen Augenblick und lauschte auf das Platschen. Die Wellen rauschten dreißig Meter tiefer, und jedes Mal rechnete ich damit, ein Platschen zu hören. Es kam aber nie.
    Das hohe Gras teilte sich um mich, als ich den Pfad verließ. Dorniges Gestrüpp schabte über meine Jeans, ohne Halt zu finden. Wenn das kein Beweis für Magie ist, dann weiß ich nicht, was einer wäre. Unsichtbare Luftgeister flüsterten mir in die Ohren und forderten mich auf umzukehren, doch ich behielt den Blick stur geradeaus gerichtet. Wenn ich aus dem Muster ausbräche, würde ich den Eingang einen Monat lang nicht finden können; die Zauber waren zu ausgeklügelt gewoben. Der Hauptpfad in den Mugel verlief mitten durch das Museum, und der einzige andere Weg, den ich kannte, dauerte mindestens eine Stunde. Ich hatte also keine Zeit zu vergeuden.
    Mugel sind verborgen, weil sie es sein müssen, und zwar nicht nur vor den Augen der Sterblichen. Die Fae sind von Natur aus sehr territorial. Wir streifen zwar umher, aber was uns gehört, gehört uns, und wir sind bereit, es gegen alles zu verteidigen, was da kommen mag. Die meisten Bürgerkriege in Faerie wurden wegen Land ausgetragen. Evening war lediglich dem Namen nach eine Gräfin. Sie besaß zwar Titel und Land, hatte jedoch keine Untertanen. Es gab niemanden, der ihren Mugel für sie beschützen konnte. Stattdessen benutzte sie Magie, hüllte ihren Hof in mehrere Schichten Trugbanne, verbarg die Türen in Schatten und die Mauern im Flüstern des Windes auf dem Wasser. Das war ja schön und gut, gestaltete es aber auch ziemlich schwierig, dort hineinzugelangen.
    Ich watete durch sechs Meter Unterholz, bevor endlich ein Pfad auftauchte, der durch das Unkraut verlief und an der Tür des

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