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October Daye: Winterfluch (German Edition)

October Daye: Winterfluch (German Edition)

Titel: October Daye: Winterfluch (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Seanan McGuire
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erhalten. Für dumme Spielchen war ich echt nicht in Stimmung.
    Das Atmen veränderte sich nach etwa fünf Minuten Reglosigkeit. Plötzlich wurde es von einem neuen Geräusch begleitet: Schritte. Ich verharrte, wo ich stand, und wurde mit dem Anblick einer Gestalt belohnt, die sich langsam durch die Düsternis näherte. Wer immer es sein mochte, es handelte sich um einen Mann, der nicht viel größer war als ich.
    Ich zog das Messer vom Gürtel und sprang. Ein kalkuliertes Risiko: Ich ging davon aus, dass ich bereits tot wäre, wenn der Mann, auf den ich mich so impulsiv stürzte, eine Schusswaffe gehabt hätte. Wenn mich jemand erschießen wollte, hatte sich derjenige ein tadelloses Ziel entgehen lassen, indem er die Gelegenheit meines Eintretens nicht ausgenutzt hatte. Und wenn derjenige keine Schusswaffe bei sich trug, verlagerten sich die Chancen zu meinen Gunsten. Womöglich war er immer noch besser bewaffnet als ich, aber jemand, der das Überraschungsmoment nutzen wollte, rechnete für gewöhnlich nicht damit, dass seine Opfer zurückschlugen. Ich habe es schon immer vorgezogen, diejenige zu sein, die als Erste zuschlägt.
    Ich traf ihn seitwärts mit dem Ellbogen in den Solarplexus. Etwas in meiner Schulter riss, als ich Druck auf die frische Narbe ausübte. Zornige, pochende Schmerzen flammten auf. Selbst eine magische Heilung hat ihre Grenzen; die Narbe sah zwar alt aus, war es aber nicht.
    Die Schwerkraft zog uns beide zu Boden. Ich packte mit der rechten Hand sein Gelenk und stemmte mein Knie so in seinen Bauch, dass ich die Luft aus ihm presste. Er versuchte, sich freizuwinden, und gab einen verletzten, erschrockenen Laut von sich, wie ihn ein Seehund ausstößt, den man mit einem Stock schlägt. Er versuchte nicht einmal, nach einer Waffe zu greifen. Ich hielt inne. Wen kannte ich, der wie ein Seehund zu bellen anfing, wenn man ihn verletzte?
    »Connor?«
    »Ja«, keuchte er. Die meisten Adligen sind Weicheier; sie werden nicht oft genug verletzt, um es ohne Weiteres zu vertragen. Ich wünschte, ich könnte auch ein Weichei sein. »Freut mich auch, dich zu sehen.«
    »Wieso um alles in der Welt schleichst du hier drin herum?« Ich ließ ihn los und stand auf. Feuchtigkeit, so spürte ich, breitete sich aus und bedeckte meine Schulter. Ich war ziemlich sicher, dass ich etwas Verheiltes wieder aufgerissen hatte. »Das ist nicht besonders klug. Ich habe eine lausige Woche hinter mir.«
    Connor stemmte sich in eine sitzende Haltung, wobei er leise Schnauflaute von sich gab. Offensichtlich hatte er Hilfe beim Aufstehen von mir erwartet, und sei es nur in Form meiner Hand. »Habe ich gehört«, gab er zurück. Die Dunkelheit verhinderte, dass ich sein Gesicht sehen konnte. Ich stellte fest, dass ich erstaunlicherweise sogar dankbar dafür war. »Lily hat mir erzählt, was Ross widerfahren ist. Du kannst von Glück sagen, dass du noch lebst.«
    »Wann hast du Lily gesehen?«, fragte ich und verengte die Augen. Soweit ich wusste, redete Lily nicht mit dem örtlichen Adel. Wie die meisten Landeigner des Golden-Gate-Parks zog sie es vor, für sich zu bleiben.
    »Sylvester hat mich hingeschickt. Er sucht nach dir.«
    »Was? Devin hat ihn angerufen. Er wusste doch, wo ich war.«
    Connor stockte. »Toby, niemand hat angerufen. Ich bin hierhergekommen, weil Lily sagte, sie glaube, du könntest dich irgendwann mal hier umsehen. Das gesamte Herzogtum ist in Aufruhr. Sylvester ist außer sich vor Sorge.«
    Ich spürte, wie mir eiskalt wurde. »Das kann nicht stimmen.«
    »Glaub es ruhig.« Nach wie vor etwas unregelmäßig atmend, stand er auf. »Für ein Mädchen schlägst du ziemlich hart zu.«
    »Und du gehst für einen Kerl ziemlich leicht zu Boden. Connor, ist das dein Ernst? Weiß Sylvester wirklich nicht, wo ich bin?«
    »Er hat keine Ahnung.« Connors Füße schlurften über den Boden und sandten ein Echo durch den Raum. »Hast du etwas dagegen, wenn ich das Licht einschalte? Allmählich wird es mir unheimlich, diese Unterhaltung mit dir hier so im Dunklen zu führen.«
    »Wenn du weißt, wie es sich anschalten lässt, dann nur zu.«
    »Alles klar.« Schritte entfernten sich von mir, gefolgt von einem schabenden Laut. Dann flutete warmes, farbloses Licht, das von den Wänden auszugehen schien, den Raum. Connor befand sich etwa anderthalb Meter entfernt und hielt die Hand flach gegen einen der Zierleuchter gepresst. Ich musste ihn wohl angestarrt haben, denn er zuckte mit den Schultern.
    »Evening hat es mir

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