October Daye: Winterfluch (German Edition)
auf die Stirn. »Du hast eine Aufgabe zu erledigen, nicht wahr? Bist du schon auf Spuren gestoßen?«
»Rayseline Torquill. Sie hat gelacht.«
»Was?«
»Ist nicht wichtig.« Ich schüttelte den Kopf. »Jedenfalls waren es nicht Simon oder Oleander, so praktisch das auch wäre. Deren Arbeit würde ich überall erkennen, doch diese Sache fällt nicht darunter. Die Königin hat nicht gerade vernünftig auf die Neuigkeit reagiert, also könnte es auch jemand an ihrem Hof gewesen sein.« Ich verstummte kurz. »Und es war nicht der Blinde Michael.«
»Woher weißt du das?«
»Es gab eine Leiche.«
Devin verzog das Gesicht. »Wohin gehst du als Nächstes?«
Der Geschmack von Rosen klebte mir schon wieder wie Zucker auf der Zunge und wies mir überdeutlich die Richtung. »Nach Goldengrün.«
Er blinzelte. »Evenings Mugel?«
»Dort können Antworten zu finden sein.«
»Ist das nicht gefährlich?«
»Im Augenblick ist alles, was ich tue, gefährlich. Wer immer für all das verantwortlich sein mag, hat bereits zweimal versucht, mich umzubringen. Ich kann aber nicht aufhören.« Abermals legte ich eine Pause ein. »Sie haben einen Mann getötet. Er hat zu Lilys Leuten gehört. Er war noch ein halber Junge, und jetzt ist er tot. Ich konnte ihn nicht retten.«
»Ich weiß von Ross«, sagte er. Eine sonderbare Ausdruckslosigkeit trat in seine Augen. Bevor ich darüber nachdenken konnte, was sie bedeuten mochte, fuhr er fort. »Du nimmst Manuel und Dare mit.«
Das genügte, um mich entsetzt protestieren und den Ausdruck in seinem Gesicht vergessen zu lassen. »Was? Auf keinen Fall! Sie wären mir nur im Weg. Nein.«
»Du hast mich um Hilfe gebeten, und das ist es, was ich dir gebe. Sie gehen mit dir.«
»Devin, das is t … «
»Du bezahlst mich doch für meine Hilfe, oder?« Plötzlich schwang in seiner Stimme ein spröder Unterton mit. Ich erstarrte.
»Devi n … «
»Beantworte die Frage.«
»Du weißt, dass ich das tue.«
»Dann lass mich meine Arbeit bitte auch erledigen. Sie werden mit dir gehen.« Er löste seinen Arm von meiner Mitte. »Ich lasse dich hier nicht allein weg. Nicht nach all dem, was schon geschehen ist.«
»Ich übernehme aber keine Verantwortung, wenn sie verletzt werden.«
»Natürlich nicht.«
»Das gefällt mir nicht.«
»Hab ich auch nicht erwartet.«
»Du bist ein Idiot«, sagte ich rundheraus.
»Vielleicht, aber es bietet immerhin die Chance, dich am Leben zu erhalten.« Er ließ ein Grinsen aufblitzen, das so rasch verpufft war, wie es eingesetzt hatte. »Das hier ist nicht für jeden etwas, Toby. Diese Wel t … Vielleicht hättest du nicht zurückkommen sollen. Ich bin froh, dass du es getan hast, aber vielleicht war es doch falsch.«
Diesmal war ich es, die sich zu ihm beugte. Ich küsste ihn so zärtlich, wie ich es nur vermochte. »Ich habe mich so entschieden. Vielleicht hätte ich gar nicht herkommen sollen. Aber ich habe es nun mal getan.«
»Einst eines meine r … « Er kicherte. »Du hast mich nie wirklich verlassen, oder?«
Die Tür knarrte, bevor ich mir eine Antwort überlegen konnte. Zum Vorschein kam eine angespannt wirkende Dare. Sie drückte sich eine Plastiktüte wie einen Schild an die Brust. »Sir?«
Ich löste mich von Devin und straffte die Schultern. »Du kannst es hier rüberwerfen, Mädchen.« Sie blickte Devin an, der nickte, dann holte sie aus und warf mir die Tüte zu. Sie hatte einen guten Wurfarm. Natürlich war das in Anbetracht dessen, wie sie in meiner Wohnung die Messer geschleudert hatte, auch keine echte Überraschung.
Ich öffnete die Tüte und fand darin Jeans, meine Laufschuhe und eine weinrote Baumwollbluse, die wohl eine gute Wahl gewesen war, wenn man bedachte, wie stark ich geblutet hatte. In einer kleineren Tüte steckten außerdem Unterwäsche, Sportverbände und noch ein Mobiltelefon. Ich bedachte Devin mit einem neugierigen Blick.
Er zuckte mit den Schultern. »Du bist einfallsreich und neigst zu Unfällen. Bestimmt findest du Verwendung dafür.«
»Ich meinte nicht die Verbände.«
»Das ist das Lästige daran, wenn die Technik immer kleiner wird. Es wird zunehmend einfacher, sie zu verlieren. Natürlich umso mehr, wenn man das gesamte Auto, in dem sie sich befindet, gleich mit verliert.«
»Und woher stammt all das, Devin?«
Ein gequälter Ausdruck huschte über sein Gesicht. »Du warst eine ganze Weile weggetreten. Ich hatte reichlich Zeit, ein paar der Kinder in deine Wohnung zu schicken, um Dinge zu holen. Aber
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