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October Daye: Winterfluch (German Edition)

October Daye: Winterfluch (German Edition)

Titel: October Daye: Winterfluch (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Seanan McGuire
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hättest du mich trotzdem getötet.« Mit zu Schlitzen verengten Augen trat ich einen Schritt vor. »Ich gehöre dir schon lange nicht mehr, deshalb schützt mich die Ehre auch nicht mehr. Ich bin nicht dumm, Devin. Das weißt du.«
    »Du wirst mich nicht erschießen«, meinte er lächelnd. »Das kannst du gar nicht.«
    »Das kann ich nicht?«
    »Nein. Du liebst mich immer noch. Du bist nach wie vor zu menschlich. Du kannst niemanden umbringen, den du liebst.« Er klang ganz von sich überzeugt. »Ich kenne dich doch. Du kannst mich nicht zum Narren halten.«
    »Nein, Devin. Du kennst ein Mädchen, das nicht genug wusste, um von dir loszukommen.« Meine Hände zitterten. Meine Zielgenauigkeit war dahin, da meine Konzentration nachließ. Durch Zorn wird alles persönlich. Als wäre diese Angelegenheit nicht schon persönlich genug gewesen. »Dich lieben? Dich lieben ? Du hast Evening getötet, du hast Ross getötet, du hast versucht, mich zu töten. Du setzt deine Kinder Gefahren aus, und jetzt besitzt du di e … die Frechheit zu behaupten, dass ich dich liebe? Bei Oberons Blut, Devin, wirst du vielleicht irgendwann mal erwachsen?«
    »Ja, du liebst mich.« Er senkte die Hände. »Das hast du immer getan, und so wird es immer sein, ganz gleich, was ich dir antue. Alle Wechselbälger sind verrückt, Toby. Das weißt du. Dein Wahnsinn ist deine Loyalität.«
    »Leck mich«, sagte ich und zielte.
    Ich hätte nicht so lange warten sollen. Dare brüllte: »Manny, nicht!« Ich wirbelte herum und ließ Devin aus den Augen. Das war nicht mein erster Fehler, doch die Chancen standen gut, dass es mein letzter sein konnte.
    Manue l – der niedliche, unschuldige Manue l – hielt einen Revolver und hatte die Füße schulterbreit voneinander entfernt in den Boden gestemmt. Der Lauf der Waffe zielte auf meine Brust. Der Junge zitterte. Ich erstarrte. Ich hätte zu wetten gewagt, dass er noch nie auf jemanden geschossen hatte und auch auf mich nicht schießen wollte, aber ich hatte nicht vor, es darauf ankommen zu lassen. Kluge Leute setzen nicht auf Risiko, wenn Schusswaffen im Spiel sind.
    »Er hat gesag t … er hat gesagt, wir würde n … Ihnen nichts tun müsse n … wenn Sie aufhören, uns in die Quere zu kommen. Sie hätten hierher zurückkehren und wieder wie früher zur Familie gehören können. Aber Sie wollten ja nicht hören !« Manny weinte beinahe. Sein Gesicht glänzte vor Schweiß. »Runter mit der Waffe, Ms. Daye.«
    »Manny?«
    »Runter damit.«
    »Ich dachte, Evening war deine Freundin, Manny. Was hast d u … «
    Er gestikulierte heftig mit der Waffe und wirkte so aufgewühlt, dass ich fürchtete, er könnte unbeabsichtigt feuern. »Sie wollte nicht hören! Und Sie wollen auch nicht hören! Will man hier am Leben bleiben, dann hört man auf das, was der Boss sagt!«
    Ich kniete mich hin und achtete darauf, mich langsam zu bewegen, als ich die Pistole auf den Boden legte. »Woher hast du die Waffe, Manny?«, fragte ich, ohne aufzustehen. »Hat Devin sie dir gegeben? So ist es doch, oder?«
    »Sei still, Toby«, forderte Devin mich mit tonloser Stimme auf. Bei Maeves Gebeinen, hatte ich mich wirklich von ihm berühren lassen? Hatte ich ihn wirklich berührt? Was war ich doch für eine Närrin. »Manuel, schieß auf sie. Töte sie nicht, verletz sie nur. Das Bein wäre gut.«
    Mittlerweile weinte Manuel, und seine Hände umklammerten den Revolver so fest, dass seine Knöchel weiß hervortraten. Ich räusperte mich, um seine Aufmerksamkeit wieder auf mein Gesicht zu lenken. »Brennen die Kugeln, Manny?«, erkundigte ich mich in möglichst beiläufigem Tonfall. »Bewirken sie, dass deine Haut kribbelt? Das ist Eisen, Manny. Er will, dass du mit Eisenkugeln auf mich schießt.«
    »Manuel, schieß sofort auf sie.«
    Vorsichtig stand ich auf, die Hände in Schulterhöhe ausgestreckt. »Kannst du es tun? Kannst du mich für ihn mit Eisen foltern?«
    »Manuel, hörst du mir zu?«, herrschte Devin ihn an. »Zwing mich nicht, dir die Waffe wegzunehmen.«
    »Er will es nicht selbst tun.« Ich ließ die Hände oben. »Fragst du dich nicht, weshalb?«
    »Halt die Klappe, Miststück.« Devin stürmte auf mich zu, packte meinen Arm und drehte ihn mir auf den Rücken, wie ich es an dem Tag bei Dare getan hatte, als wir uns zum ersten Mal begegnet waren. Seine Finger gruben sich in meinen Ellbogen. Ich krümmte mich und biss die Zähne gegen die Schmerzen zusammen. »Verwirr ihn nicht.«
    »Warum nicht, Devin? Willst du nicht,

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