Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
October Daye: Winterfluch (German Edition)

October Daye: Winterfluch (German Edition)

Titel: October Daye: Winterfluch (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Seanan McGuire
Vom Netzwerk:
Haut sah gesprungen und versengt aus.
    Die Pistole, die ich gestohlen hatte, lag mit geöffnetem Magazin auf mir, sodass die Eisenkugeln herausfielen. Selbst durch meine Bluse fühlten sie sich noch bitterkalt an. Meine Tasse war auf dem Boden neben mir zerbrochen. Blut hatte das Moos ringsum dunkel gefärbt.
    Ich setzte mich auf, sammelte mit der Hand die Kugeln ein und schob sie ins Magazin zurück, bevor ich es zuklappte. Erst als alle außer Sicht waren, drehte ich mich zu Lily um.
    »Du bist gegangen«, flüsterte sie. »Ich habe dir gesagt, dass es gefährlich ist, aber du hast es trotzdem geta n … und du bist gegangen. Dein Körper blieb zurück, aber es war niemand mehr darin.«
    Ich starrte auf ihre verbrannte Hand. Eisen schmerzt Reinblütler schlimmer als Wechselbälger, und als Undine war Lily empfindlicher als die meisten; sie lebte nur deshalb im Fleisch, weil sie es so wollte. Für eine Undine ist Eisen wie Säure, und der Umstand, dass sie bereit gewesen war, es anzufassen, zeugte von mehr als bloßer Freundschaft. Bedauernd verdrängte ich den Gedanken. Ich könnte ja später darüber nachdenken, was sie für mich getan hatt e … und ob ich je in der Lage sein würde, es ihr zu vergelten.
    Langsam nistete sich ihre übliche Ruhe wieder in ihren Zügen ein, wenn auch ein gequälter Ausdruck in ihren Augen zurückblieb. »Hast du gefunden, was du brauchst?«
    Was ich brauchte? Ich sah die Pistole in meiner Hand und nickte bedächtig.
    »Ja, habe ich«, antwortete ich.
    »Und?« In ihrer Stimme schwang ein wartender, besorgter Unterton mit. Sie wusste so gut wie ich, was als Nächstes folgen würde, auch wenn sie nicht wusste, weshalb.
    Ich seufzte. »Kannst du mir ein Taxi rufen?«

Kapitel 26
    S chließlich rief aber nicht Lily das Taxi, sondern ich. Danny meinte, er könnte in fünfzehn Minuten hier sein, was mir genügte, zumal es mir noch Gelegenheit bot, in Schattenhügel anzurufen und eine knappe, zornige Botschaft bei dem Wichtel zu hinterlassen, der ans Telefon gegangen war. »Richte Sylvester aus, dass ich ins Heim gehe«, sagte ich. »Ich versuche, nicht zu sterben, bevor ich dort ankomme.«
    »Warte auf ihn«, forderte Lily mich auf, während sie beobachtete, wie ich den Hörer zurück auf die Gabel legte. »Du musst das nicht allein tun.«
    »Dafür ist die Zeit zu knapp, und es steht zu viel auf dem Spiel.« Wenn Devin bereit war, mich zu töten, um die Hoffnungslade in die Hände zu bekommen, wie lange würde es dann dauern, bis er anfing, nach ihrem Versteck zu suchen? Wie lange, bis Attentäter in den Büschen von Schattenhügel lauerten und gedungene Mörder den Hof der Katzen beobachteten? »Diese Geschichte endet jetzt.«
    »Ja«, sagte sie angespannt. »Das könnte durchaus sein.«
    Ich überlegte kurz. »Kannst du einen Boten zu Tybalt schicken?« Sie nickte. »Teil ihm mit, dass es Devin war und er den Grund kennt, sobald er darüber nachdenkt. Und sag ihm, dass es mir leid tut, ihn da mit hineingezogen zu haben.«
    »Tob y … «
    »Sag es ihm einfach.« Ich küsste sie auf die Stirn, verließ den Teegarten so rasch ich konnte, und begab mich zum Parkplatz, wo Danny mich abholen würde.
    Ich schaute nicht zurück.
    Danny bemerkte ziemlich schnell, dass ich es vorzog, die Fahrt schweigend zu verbringen. Vielleicht lag es auch an der Tatsache, dass ich die ganze Zeit über weinte. Die Straße vor dem Heim präsentierte sich verwaist, als wir eintrafen. Er nahm das Geld, das Lily mir für das Taxi gegeben hatte, und musterte mich mit besorgtem Blick. »Kommen Sie da drin klar? Brauchen Sie ein paar Muskeln?«
    Ich tätschelte ihm den Ellbogen. »Ich komme schon klar, Danny.«
    »Sind Sie sicher?«
    »Bin ich.«
    »Na schön. Wenn Sie mich brauchen, rufen Sie einfach an.« Damit verschwand er und raste mit quietschenden Reifen die Straße hinab. Ich sah ihm nach, bis ich mich vergewissert hatte, dass er weg war, bevor ich die Pistole aus der Hosentasche zog und mich der Tür zuwandte.
    Die Tür des Heims war häufig geschlossen, aber nie abgesperrt. Alles, was man tun musste, um hineinzukommen, war, dort sein zu wollen. Im vorderen Raum waren rund um die Uhr Teenager postiert, die dafür sorgten, dass es nur dann Ärger gab, wenn sie ihn anzettelten. Als ich jedoch den Türknauf drehte, geschah überhaupt nichts. Für mich war die Tür versperrt. Devin wusste, dass ich kam.
    »Hier ist October Daye!«, brüllte ich und hämmerte mit der Hand gegen die Tür. »Lasst mich

Weitere Kostenlose Bücher