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October Daye: Winterfluch (German Edition)

October Daye: Winterfluch (German Edition)

Titel: October Daye: Winterfluch (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Seanan McGuire
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Gasse mit einer Pistole erwarten. Ich habe schon mit der Polizei zusammengearbeitet und mag sogar einige Beamte, was jedoch nicht bedeutet, dass ich die Polizei insgesamt mögen muss. Macht bringt in so gut wie jedem das Schlimmste zum Vorschein.
    Die meisten Türen im Flur waren geschlossen, aber diejenige Evelyns hatte man ein Stück weit aufgekeilt, gerade genug, damit die Polizisten ein- und ausgehen konnten, ohne jemandem etwas zu offenbaren, dem es unter Umständen gelungen war, sich an der Sicherheitskontrolle vorbeizumogeln. Ich blieb vor der Tür stehen und holte tief Luft. Da war sie nun: die letzte Gelegenheit, mich umzudrehen und davonzugehen.
    Die Tür ganz aufzuschieben erwies sich als nahezu unmöglich. Im Vergleich dazu gestaltete sich jedoch das Eintreten selbst enttäuschend schlicht. Wodurch es allerdings nicht einfacher wurde.
    Unmittelbar hinter der Tür stand ein Beamter. Bevor er sich ganz umgedreht hatte, holte ich meine Quittung hervor und leierte: »Herzbube stiehlt die Torte, packt sie ohne Worte.« Der Polizist erstarrte, und seine Miene wirkte ebenso leicht verwundert wie die seines Kollegen. Schmerz zuckte durch meine Stirn: Ich hatte mich überanstrengt, und die Kopfschmerzen folgten auf dem Fuß. Ich bemühte mich, sie zu ignorieren, senkte die Quittung und fragte: »Darf ich vorbei?«
    »Ja, gehen Sie«, antwortete er und wirkte nach wie vor wie benommen, als ich mich an ihm vorbeischob.
    Die Wohnung war in Rosatönen eingerichtet, die von einer dunklen, an Rot grenzenden Nuance bis hin zu einer blassen, fast cremefarbenen reichten. Evenings Blut passte wahrscheinlich bestens dazu, bis es anfing, zu trocknen und in ein hässliches Braun überzugehen. Den Leichnam sah ich nicht, sehr wohl hingegen das Blut, einige Tropfen davon auf dem Teppich in der Nähe der Tür. Der halbe Raum schien bereits in ordentlich beschriftete Plastiktüten verpackt worden zu sein, und was man nicht eingetütet hatte, wirkte im künstlichen Licht klein und knallig. Mord entreißt jedem seine Illusionen, ganz gleich, wie sorgsam sie erschaffen wurden.
    Überall waren Beamte, die wie Ameisen umherwuselten, während sie Beweise sammelten und Blutspritzer vermaßen. Ich betrachtete die Tüten, als ich das Zimmer durchquerte, und vergewisserte mich, dass sie keine Anzeichen auf Evenings wahre Natur entdeckt hatten. Ich brauchte mir keine Sorgen zu machen. Evening war alt und vorsichtig gewesen. Man würde nichts finden, aus dem mehr hervorging, als dass sie eine reiche Geschäftsfrau namens Evelyn Winters war, die irgendjemand aus einem unbekannten Grund ermordet hatte.
    Fast gegen meinen Willen bewegte ich mich auf den Leichnam zu. Das Gewicht von Evenings Bindung lastete schwer auf meiner Brust. Jedem Beamten, an dem ich vorbeiging, hielt ich meine zunehmend zerknüllte Quittung vor die Nase. Keiner versuchte mir zu untersagen, mich der Leiche zu näher n – oder was man dafür hielt. Wenn sich die Polizei bereits dermaßen ausgebreitet hatte, waren die Nachtschatten längst hier gewesen und wieder verschwunden. Ich würde mich also mit dem begnügen müssen, was sie zurückgelassen hatten.
    Fae-Fleisch verwest nicht, was nur logisch ist: Fae altern ja nicht über den Punkt der Reife hinaus, weshalb also sollten sie verrotten? Aber das bedeutet, dass etwas mit den Leichen geschehen muss, und jetzt kommen die Nachtschatten ins Spiel. Sie tauchen auf, wenn wir sterben, nehmen unsere Toten für ihre Tische mit und lassen Nachbildungen zurück. Ihre Spielzeuge verhalten sich genau so wie echte Tote. Sie bluten, stinken und verwesen mit einer Perfektion, die eine Menge über ihre Schöpfer aussagt. Nur ein einziger Umstand unterscheidet die Nachbildungen der Nachtschatten von unseren echten Toten: Sie sind menschlich. Ihre Ohren sind rund, ihre Augen normal, die Haut ist weiß, braun oder sonnengebräunt, aber niemals blau oder grün. Nichts an ihnen könnte uns verraten.
    Unsere echten Toten werden von den Nachtschatten verschlungen, und sie lassen an ihrer Stelle hübsche Fantasiegebilde zurück, um die in der Welt der Sterblichen getrauert werden kann. Ich weiß nicht, wann wir diesen Handel mit ihnen eingegangen sind, aber mittlerweile gibt es keinen Ausstieg mehr daraus. Und so eklig es erscheinen mag, es erfüllt seinen Zweck.
    Das Wissen, dass ich es nicht wirklich mit Evenings Leichnam zu tun hatte, machte die Sache nicht einfacher. Die Nachtschatten bilden nur nach, was sie sehen.
    Die Nachbildung lag

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