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Odd Thomas 4: Meer der Finsternis

Titel: Odd Thomas 4: Meer der Finsternis Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dean R. Koontz
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Chief sich in einem verzweifelten Zustand befand, war er womöglich zu dem Schluss gekommen, dass er den Pfarrer doch umbringen musste. Schließlich hatte dieser mitbekommen, wie man mich verhaftet hatte.
    Nach allem, was seither geschehen war, ergab es zwar keinerlei Sinn mehr, Reverend Moran zu ermorden, falls es überhaupt je sinnvoll gewesen war. Aber so funktionierte ein Psychopath wie der Chief - er konnte sich jahrelang völlig
normal verhalten, bis ihm das plötzlich nicht mehr möglich war.
    Um den Pfarrer zu finden und zu warnen, trat ich aus der Küche in den Flur und hörte Stimmen. Rasch ging ich weiter, bis ich zu einer nur angelehnten Tür kam, wo ich stehen blieb, als ich des Reverends Stimme erkannte.
    »Der Herr ist mit uns, Melanie.«
    Eine Frau stieß ein leises Lachen aus. Sie hatte eine melodische Stimme, die bei bestimmten Wörtern an ein Vogelzwitschern erinnerte. »Mein lieber Charlie, der Herr ist immer mit uns. Da, nimm.«
    »Eigentlich sollte ich als Pfarrer ja nichts trinken.«
    »Bekanntlich hat selbst Jesus ein gelegentliches Schlückchen nicht verschmäht, Charlie. Prost!«
    Gläser klirrten, und nach kurzem Zögern öffnete ich die Tür und trat ein. Offenbar war dies Reverend Morans Arbeitszimmer.
    Der Reverend, der neben seinem Schreibtisch stand, trug sportliche Hosen, einen braunen Rollkragenpulli und ein schickes Jackett. Er hob den Blick von dem Cocktail in seiner Hand und sah mich verblüfft an. »Todd!«
    »Ich bin nicht hier, um Ihnen etwas anzutun«, sagte ich.
    Die neben ihm stehende Frau war attraktiv, wenngleich ihre Frisur schon seit zwanzig Jahren außer Mode war.
    »Mrs. Moran?«, fragte ich, und als sie nickte, sagte ich: »Sie brauchen keine Angst zu haben.«
    Zu meiner Überraschung zog Reverend Moran eine Pistole aus seinem Jackett, und zu meiner noch größeren Überraschung erschoss er damit seine Frau.
    Dann richtete er die Pistole auf mich. »Sie hat den ersten Cocktail gemixt«, sagte er erklärend. »Deshalb hätte sie vorgeschlagen, ich solle den zweiten mixen.«

    Ich stand mit offenem Mund da.
    »Und sobald ich damit beschäftigt gewesen wäre, hätte sie ihre eigene Pistole gezogen und mich erschossen.«
    »Aber … sie … das war doch … Ihre Frau!«
    »Achtzehn Jahre lang. Deshalb wusste ich auch genau, was sie vorhatte.«
    »Tot. Sehen Sie doch! Tot. Wieso?«
    »Da die Sache derart in die Hose gegangen ist, wäre nicht genug Geld für uns beide geblieben.«
    »Aber … Sie … Ihre Kirche … Jesus …«
    »Die Kirche werde ich vermissen. Meine Gemeinde natürlich auch.«
    »Die Bomben? Gehören Sie … etwa dazu?« Irgendjemand beendete mein Gestammel, indem er mir die flache Hand so brutal an den Hinterkopf klatschte, dass ich vorwärts taumelte und neben der Toten auf den Boden stürzte.
    Als ich mich auf den Rücken drehte und nach oben blickte, ragte über mir der Chief mit seiner mutierten rosa Zucchininase auf. »Du wusstest doch, dass er dazugehört, du Schwachkopf. Deshalb bist du ja hierhergekommen, um herumzuschnüffeln!«
    Bei meinem ersten Besuch in der Kirche war ich mit dem Hund aus einem ungewöhnlich dichten Nebel gekommen, der mehr als ein Nebel gewesen war. Wie die Ankündigung einer völligen Zerstörung war er mir vorgekommen.
    Wenn es sich bei meinem blinden Gang durch den Nebel tatsächlich um eine Art Vorahnung gehandelt hatte, dann war es im Rückblick ganz logisch, dass ich an einen Ort gelangt war, der so eng mit der Verwirklichung dieser grässlichen Vision zu tun hatte.
    Shackett richtete die Pistole auf mich. »Keine Sperenzchen!«

    Mit dröhnendem Schädel blickte ich zu ihm empor. »Bin dazu auch nicht aufgelegt«, murmelte ich.
    »Leg ihn um!«, sagte Reverend Moran.
    »Keine herumfliegenden Möbel«, knurrte Shackett warnend.
    »Ja, Sir. Natürlich nicht.«
    »Sobald sich was bewegt, mache ich dich kalt.«
    »Kalt. Ja. Hab verstanden.«
    »Leg ihn um!«, wiederholte der Pfarrer.
    »Du hast mich schon mal reingelegt«, sagte Shackett.
    »Das tut mir leid, Sir.«
    »Halt die Klappe!«
    »Ja, Sir.«
    »Siehst du meine Pistole, du Schwachkopf?«
    »Ja, Sir.«
    »Wo ist meine Pistole?«
    »Vor meiner Nase, Sir.«
    »Wo sie auch bleibt.«
    »Hab kapiert.«
    »Wie lange braucht man wohl, um abzudrücken?«
    »Einen Sekundenbruchteil, Sir.«
    »Siehst du den Stuhl da?«
    »Ja, Sir.«
    »Wenn sich der Stuhl bewegt …«
    »Bin ich tot.«
    »Siehst du die Schreibtischgarnitur da?«
    »Die sehe ich, Sir.«
    »Wenn sich die

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