Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen

Odd Thomas 4: Meer der Finsternis

Titel: Odd Thomas 4: Meer der Finsternis Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dean R. Koontz
Vom Netzwerk:
ich mich von der Tür zurück, schlüpfte in ein Klassenzimmer und schloss die Tür. Da sie ein Fenster hatte, fiel Licht vom Flur herein, weshalb ich mich an die Seite in den Schatten stellte.
    Ich lauschte auf die Schritte von Hoss Shackett, hörte jedoch nichts.
    Normalerweise trieben Kojoten sich lediglich dort herum, wo Wohngebiete an Canyons und flaches Buschland angrenzten. Nur selten wagte sich einer bis ins Zentrum einer Stadt vor.
    Mehr als einen oder höchstens zwei hatte ich nie so weit von ihrem gewohnten Revier entfernt gesehen. Das im Nebel lauernde Rudel war absolut ungewöhnlich.
    Noch merkwürdiger als die Tatsache, dass die Tiere sich so weit von der Wildnis entfernt hatten, war ihre Zahl. Zwar waren Annamaria und ich vorher von einem sechsköpfigen Rudel bedroht worden, aber zu noch größeren Gruppen fand diese Spezies sich sonst nicht zusammen.
    Kojoten jagten allein, bis sie sich zum ersten Mal paarten, und danach blieben sie zusammen. Im Lauf des Jahres gab es dann eine Zeit, in der die ganze Familie zusammen jagte, bis die Jungen sich allein auf den Weg machten.
    Ein Weibchen warf jeweils drei bis zwölf Welpen. Manche wurden tot geboren, andere starben innerhalb weniger Tage. Deshalb bestand eine große Familie aus acht bis zehn Tieren.
    So trügerisch der Nebel und so lebhaft meine Fantasie auch waren - ich war davon überzeugt, dass hinter der Tür mindestens zwanzig Kojoten gelauert hatten, vielleicht sogar wesentlich mehr.

    Wenn sie, wie Annamaria behauptet hatte, nicht nur das waren, wonach sie aussahen, was waren sie dann noch ?
    Egal, was sie sein mochten - Mama Shacketts Lieblingssohn war wahrscheinlich noch tödlicher als alle Kojoten vom Pazifik bis zum Mississippi. Dass er mich derart lautlos verfolgte, machte mich zunehmend nervös.
    Mit abgeschirmter Taschenlampe erforschte ich meine Umgebung, um etwas zu finden, was als Waffe dienen konnte. Ein Klassenzimmer für den Religionsunterricht würde diesbezüglich allerdings kaum so ergiebig sein wie ein Waffenschrank oder die Handtasche von Birdie Hopkins. So lädiert der Chief auch war, bewegte er sich vermutlich nicht so langsam, dass ich ihn mit einem Zeigestock zur Unterwerfung zwingen konnte.
    Bei meinen Forschungen kam ich zu einer weiteren Tür, die ebenfalls ein Fenster hatte. Es war mit einer Jalousie geschlossen, und als ich diese einen Spalt weit hochzog, sah ich, dass es hier ins nächste Klassenzimmer ging. Vielleicht litt man unter Lehrermangel und musste zwei Gruppen gemeinsam unterrichten.
    Ich schlich mich durch die Tür, die ich hinter mir offen ließ, um kein unnötiges Geräusch zu machen und mich rascher zurückziehen zu können.
    In beiden Zimmern stand ein hoher, schmaler Schrank, in dem ich mich hätte verstecken können. Auch unter den Lehrertischen, schweren alten Büromöbeln mit Schubkästen links und rechts, war genügend Platz, um sich darunterzukauern.
    Falls Hoss Shackett sich mit der Durchsuchung des Gebäudes allerdings jede erdenkliche Mühe gab, was zu erwarten war, und falls er womöglich sogar Unterstützung herbeirief, würde man mich in einem dieser Verstecke sicherlich finden.
Die einzige Frage bestand dann noch darin, ob er mich erst mit seinem Schlagstock verprügelte und dann erschoss - oder umgekehrt.
    Weil es aus dem zweiten Klassenzimmer direkt in ein drittes weiterging, war anzunehmen, dass es zwischen allen Räumen direkte Verbindungstüren gab. Womöglich konnte ich, während Hoss Shackett sich der Tür mit den Kojoten näherte, auf diesem Weg in den ersten Flur zurückgelangen, und dann durch die Kirche flüchten.
    Etwas ächzte. Ich knipste die Taschenlampe aus und erstarrte.
    Das Geräusch kam nicht aus meiner Nähe. Mir war nicht klar, ob es im Flur entstanden war oder in einem der Räume, die hinter mir lagen.
    Natürlich hätte ich zu einem Fenster gehen können, um zu untersuchen, ob man es aufmachen konnte. Ich wusste jedoch, dass mich dort dasselbe Rudel sich die Lefzen leckender Kojoten erwartet hätte wie vor der Tür, um mich zu einem gemeinsamen Spaziergang durch die Wildnis einzuladen. So lockten sie bekanntlich Haushunde ins Verderben.
    Nachdem ich noch eine kleine Weile erstarrt stehen geblieben war, taute ich auf und knipste die Taschenlampe wieder an. Die Finger über die Linse gelegt, trat ich zur Tür zum nächsten Klassenzimmer.
    Als meine Hand schon auf dem Türknauf lag, hielt ich inne.
    Ob es nun an meiner Intuition oder an meiner zu stark stimulierten

Weitere Kostenlose Bücher