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Odd Thomas 4: Meer der Finsternis

Titel: Odd Thomas 4: Meer der Finsternis Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dean R. Koontz
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Chief nicht vor Entsetzen oder Schmerz aufgeschrien hatte, überlegte ich, ob er die Biester wohl absichtlich hereingelassen hatte, damit sie ihm bei der Suche nach mir halfen.
    Das war allerdings völlig unlogisch. Selbst Kojoten, die mehr waren als das, wonach sie aussahen, waren trotzdem Kojoten, und schurkische Polizeichefs waren Menschen. Wilde Tiere und Menschen taten sich aber nicht zu einer speziesübergreifenden Bande zusammen, um sich gemeinsam zu bereichern, nicht einmal in Kalifornien.
    Offenbar übersah ich etwas. Na ja, wäre nicht das erste Mal gewesen.
    Während ich das Tor in der Altarschranke aufriss und hindurchging, gratulierte ich mir selbstgefällig zu meiner Kombinationsgabe und meinem raschen Handeln. Wenn ich die Kirche gleich durch die Tür der Sakristei verließ, dann streiften die sabbernden Kojoten immer noch verwirrt durchs Nebengebäude und den Gang, und für mich war der Weg frei zu dem Mercedes, der auf der Straße parkte.
    In der Sakristei knirschte das Glas des Fensters, das ich
eingeschlagen hatte, unter meinen Füßen. Offenbar war Hoss Shackett vorher in der Nähe gewesen, hatte das Geräusch der zerbrechenden Scheibe gehört und war mir durch dasselbe Fenster in die Kirche gefolgt.
    Wieso er in der Nähe gewesen war, wusste ich nicht und brauchte ich auch nicht zu wissen. Neugier war der Katze Tod, das hatte ich mir heute schon einmal eingeschärft. Jetzt ging es nur darum, zum Mercedes zu gelangen und abzuhauen, bevor der Chief sah, welches Fahrzeug ich benutzte.
    Ich entriegelte die Sakristeitür und trat hinaus auf den Hof, der mit den gefährlich abstrakten religiösen Skulpturen bevölkert war. Durch den Nebel hindurch sah ich im vorher dunklen Pfarrhaus gegenüber hinter vielen Fenstern Licht brennen.
    Vielleicht war Reverend Charles Moran von einer armen Frau aus seiner Gemeinde geweckt worden, die keine Haferflocken mehr für ihre sechs verwaisten Nichten hatte, mit denen sie ihr Häuschen teilte; und nun machte er sich bereit, ihr eine Kiste Räucherlachs und einen Kasten Mineralwasser zu bringen.
    Was immer er mitten in der Nacht tat, es brauchte mich nicht zu interessieren. Das änderte sich rasch, als ich auf dem Weg zur Straße die gelben Augen des Kojotenrudels sah, das hinter dem Kirchturm hervorkam. Da ich nicht in die Sakristei zurückkonnte und da das Pfarrhaus die nächste Zuflucht bot, beschloss ich, Reverend Moran zu fragen, ob er seinen mildtätigen Ausflug wohl noch ein wenig aufschieben konnte.
    Vielleicht waren die Kojoten von den merkwürdigen Skulpturen auf dem Hof ebenso geschockt wie ich, denn statt mich direkt zu verfolgen, liefen sie an mir vorbei auf die Tür des Pfarrhauses zu. Wahrscheinlich wollten sie sich dort
auf die Hinterbeine setzen, um mich zähnefletschend zu erwarten.
    Da ich zur intelligentesten, wenngleich unvernünftigsten Spezies auf unserem Planeten gehörte, änderte ich meinen Plan. Statt ebenfalls zur Vordertür zu laufen, machte ich mich auf den Weg zur Rückseite des Pfarrhauses, die ich zu erreichen hoffte, bevor die Biester merkten, was ich tat.
    Sie liefen lautlos durch die Nacht, was völlig untypisch für sie war. Normalerweise stießen jagende Kojoten ein klagendes Geheul aus, einen gespenstischen Todesgesang, der das Blut gefrieren ließ.
    Während ich die Stufen zur hinteren Veranda hochsprang, spürte ich, dass die schweigenden Räuber meine Finte durchschaut hatten und sich von hinten näherten, um mich am Hosenboden zu packen.
    Da ich keine Zeit hatte, um höflich anzuklopfen, drehte ich gleich am Knauf und stieß erleichtert die Luft aus, als ich feststellte, dass die Tür nicht abgeschlossen war.

46
    Ich stand in der Küche des Pfarrhauses. Die Außentür hatte ich abgeschlossen und hoffte, dadurch ausreichend vor den Kojoten geschützt zu sein. Die Küche war sauber und modern eingerichtet; dass sie sich in einem Pfarrhaus befand, war durch nichts erkennbar.
    Am Kühlschrank haftete eine Sammlung hübscher Magnetschildchen, die erbauliche, wenn auch nicht unbedingt religiöse Botschaften enthielten. Auf einem stand: JEDER TAG IST DER ERSTE TAG DEINES LEBENS, was mir wie ein Vorwand vorkam, auf ewig infantil zu bleiben.
    Ich wusste nicht, wie ich nun weiter vorgehen sollte.
    Diese Lage kannte ich zur Genüge.
    Vielleicht war Hoss Shackett auf dem Weg zu Reverend Moran gewesen, als er gehört hatte, wie die Fensterscheibe drüben an der Sakristei zerborsten war. Dann konnte er jederzeit hier auftauchen.
    Da der

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