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Odd Thomas 4: Meer der Finsternis

Titel: Odd Thomas 4: Meer der Finsternis Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dean R. Koontz
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gesprochen, und ein anderer war eingetroffen. Mörder, die an den Schauplatz ihres Verbrechens zurückkehrten, um die Spuren zu beseitigen, hätten nie auf sich aufmerksam gemacht, indem sie lautstark irgendwelche Türen aufgetreten hätten.
    Innerhalb des Hauses brüllten Männerstimmen: »Polizei!«
    Ich kletterte so rasch und leise aus dem Fenster wie ein erfahrener Einbrecher; ein Talent, auf das ich vielleicht nicht so stolz sein sollte, wie ich es bin.
    Seit ich vor wenigen Minuten ins Haus eingedrungen war,
schien der Nebel sich vervielfältigt zu haben. Er drängte sich in jeden Winkel der Nacht.
    Die Polizei war ohne Sirenen eingetroffen und auch ohne die Blinklichter auf den Streifenwagen einzuschalten. Nirgendwo blitzte es rot und blau.
    Wieder kam mir das Bild von außerirdischen Riesenschoten in den Sinn, aus denen Menschen strömten, die keine Menschen waren. Natürlich glaubte ich nicht, die örtliche Polizeibehörde sei mit Aliens bemannt, die sich als unsere Artgenossen ausgaben, aber offenbar waren zumindest manche der Beamten keine Musterbeispiele ihres Berufsstands.
    Weil ich am Strand Sam Whittles Portemonnaie mitgenommen hatte, ohne sein Geld einzustecken, hatten sie richtig vermutet, ich würde ihn eventuell aufsuchen, um ihm einige Fragen zu stellen. So, wie sie ins Haus eingedrungen waren, wussten sie bereits, dass sich darin zwei Leichen befanden. Das hieß, man hatte mich hineingelockt, damit man mir die Morde in die Schuhe schieben konnte.
    Indem ich aus dem Fenster gestiegen war, hatte ich meinen Verfolgern erst einmal ein Schnippchen geschlagen, aber leider war nicht anzunehmen, dass die ganze Mannschaft ins Haus eingedrungen war.
    Tatsächlich erschien an der vorderen Ecke des Bungalows der Lichtstrahl einer Taschenlampe, gebrochen vom Nebel.
    Bis zu mir drang der Strahl nicht vor. Während ich den Mann, der die Lampe hielt, noch nicht sehen konnte und gleichermaßen unsichtbar war, bewegte ich mich blindlings in die andere Richtung. Unter den Füßen spürte ich eine Rasenfläche.
    An der anderen Seite des Hauses tauchte ebenfalls ein Licht im Nebel auf.
    Um dieser doppelten Bedrohung zu entgehen, bewegte ich
mich dorthin, wo ich das Nachbargrundstück vermutete, ohne dort irgendwelches Licht zu sehen. Die Männer im Bungalow fanden zweifelsohne gleich das Fenster, das ich offen gelassen hatte, und dann dauerte es nicht lange, bis alle hier draußen nach mir suchten.
    Als ich mit Karacho in den hohen Maschendrahtzaun lief, der das Grundstück begrenzte, gab dieser ein singendes Geräusch von sich, als wollte er rufen: Da ist er, da ist er, da ist er!

23
    Um meinen Ruf als geschickter Einbrecher zu wahren, muss ich darauf hinweisen, dass vor dem Zaun keine Sträucher standen, die mich hätten warnen können. Das Ding war auch nicht mit Ranken bewachsen, deren Berührung mich kurz vor dem Aufprall aufgehalten hätte. Außerdem hatte der Maschendraht in etwa dieselbe Farbe wie der Nebel.
    Ich gehöre zwar nicht zu den Leuten, die meinen, das Leben als solches sei ungerecht und wir seien allesamt Opfer eines grausamen oder gleichgültigen Universums, aber dieser Zaun kam mir so unfair vor, dass ich mich am liebsten schmollend auf den Boden gehockt hätte, wären nicht meine Freiheit und möglicherweise auch mein Leben in Gefahr gewesen.
    Sobald der Maschendraht meinen Fehltritt verkündet hatte, sagte einer der Männer hinter mir: »Was war das?«, während der andere fragte: »Yancy, bist du das?« Dann suchten beide Lampen nach der Quelle des Geräuschs.
    Mir blieb nur der Weg nach oben, weshalb ich mich ans Klettern machte und hoffte, dass die Oberkante des Zauns nicht mit Stacheldraht umwickelt war. Der Maschendraht gab Töne von sich, als würde der Teufel an seiner Höllenharfe zupfen.
    Hinter mir brüllte ein Cop, der offenbar nichts gegen berufliche Klischees hatte: »Stehen bleiben oder ich schieße!«

    Sehen konnten die beiden mich wahrscheinlich noch nicht, und es war nicht anzunehmen, dass sie in einem Wohnviertel wild in der Gegend herumballerten.
    Dennoch zog sich beim Klettern mein Schließmuskel zusammen, als könnte er verhindern, dass eine Kugel im Rückgrat einschlug. Kein Wunder, schließlich weiß man nie, was in einem Universum passieren kann, das einem in einem kritischen Moment einen unsichtbaren Maschendrahtzaun vor die Nase stellt.
    Wenn jemand einen Schuss ins Rückgrat bekommt und nicht augenblicklich stirbt, so verliert er gelegentlich die Herrschaft über

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