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Oder sie stirbt

Oder sie stirbt

Titel: Oder sie stirbt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gregg Hurwitz
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Sie also gefragt, ob sie Ihre Fingerabdrücke nehmen dürften, damit man hinterher behaupten kann, es sei mit Ihrem Einverständnis geschehen, obwohl Sie dachten, dass Sie es müssten.«
    »Genau.«
    »Man kann Sie für eine Befragung auf der Polizeistation behalten, ohne Sie zu verhaften – allerdings nur für eine bestimmte Zeit.«
    »Hallo, könnte es sein, dass ich grade mit Ihnen geredet habe?«, meldete sich Gable.
    »Jaja«, beschwichtigte ich. »Ich bin gleich fertig.«
    »Wenn die offiziellen Aufnahmeformalitäten bis jetzt noch nicht gelaufen sind, dann heißt das wohl, dass die Staatsanwältin noch zögert, Sie anzuklagen«, meinte Sally.
    »Warum?«, fragte ich.
    »Um es mal milde auszudrücken: Dieser Fall ist richtig, richtig seltsam, und dann sind … waren da noch Valentine und ich mit unserer alternativen Darstellung der Ereignisse. Eine weitere Blamage kann sie sich nicht leisten, das heißt, sie geht jetzt ganz langsam vor und passt auf, dass sie ja keine falsche Bewegung macht. Wer weiß, wann Sie angeklagt werden – sie wird ganz bestimmt nicht sofort losstürzen, sondern schön abwarten, bis alles beisammen ist. Mit der Anklage von Robert Blake haben sie auch ein Jahr gewartet, und Sie wissen ja, was daraus geworden ist.«
    »Legen Sie jetzt auf«, verlangte Gable.
    Ich umklammerte den Hörer. »Aber diese neuen Sachen, die ich Ihnen gerade …«
    »Ich weiß«, sagte Sally, »aber ich will Sie nicht anlügen. Diese E-Mails, seien sie jetzt fingiert oder nicht, sind ziemlich belastend. Die Staatsanwältin überlegt, ob sie Sie sofort anklagen soll, und die Tatsache, dass sie den Fall dem Morddezernat übertragen hat, zeigt deutlich, wohin sie tendiert.«
    Gable seufzte tief und kam auf mich zu.
    »Hören Sie, Frank, ich muss aufhören«, sagte ich eilig. »Können Sie …«
    »Die Staatsanwältin mit Ihren neuen Informationen anrufen? Wenn sie sich wirklich als hieb- und stichfest erweisen, ja. Solche Beweise könnten das Zünglein an der Waage sein – so dass sie erst mal vorsichtig bleibt und mit der Verhaftung abwartet.«
    Ich musste an den bulligen Gefangenen denken, der uns auf dem Flur begegnet war, und an seine Scheinattacke. Wenn es ganz dumm lief, musste ich mir diese Nacht eine Zelle mit Männern seines Kalibers teilen. »Wie lange werden Sie brauchen?«
    »Geben Sie uns zwei Stunden. Dann zwingen Sie sie zum Handeln.«
    Ich musste mich anstrengen, nicht allzu verzweifelt zu klingen. »Woher soll ich bitte schön wissen, wie ich …«
    »Sie müssen Sie offiziell anklagen oder Sie gehen lassen«, erklärte Sally.
    »Aber ich will lieber kein Risiko eingehen …«, widersprach ich. Gable starrte mich an, also verstummte ich.
    »Das ist Ihre einzige Chance«, beharrte sie. »Zwei Stunden. Aber bis dahin haben wir entweder etwas für die Staatsanwältin, oder Ihre neuen Spuren waren nichts wert.«
    Gable griff ungeduldig nach dem Telefon, aber ich drehte mich weg. Ich umklammerte den Hörer so fest, dass mir die Finger weh taten.
    »Woher soll ich wissen, was Sie erreicht haben?«
    »Das werden Sie nicht wissen.«
    Gable drückte den Daumen auf die Gabel und trennte uns.
     
    Nach einer Stunde und siebenundfünfzig Minuten auf dem harten Holzstuhl des Vernehmungszimmers war ich völlig fertig und verkrampft im Rücken. Gable und sein Partner hatten mich nach jedem nur denkbaren Aspekt meines Lebens befragt, und ich hatte aufrichtig und stimmig geantwortet, während ich gegen meine Panik ankämpfte und mir den Kopf zerbrach, wie ich es anstellen sollte, wenn die Zeit reif war. Bis jetzt hatte Gable bewusst alles als Frage formuliert. »Würden Sie wohl in diesen Raum mitkommen?« Solange ich mitmachte, bestand keine Notwendigkeit, mich zu verhaften, und ich ließ mir nicht anmerken, dass ich das Spiel durchschaute. Vorerst.
    Gable ging vor mir auf und ab, und ich erhaschte wieder einen Blick auf seine Armbanduhr. Ich hatte Sally und Valentine ihre zwei Stunden gegeben, um nach Beweisen zu suchen, die mich entlasteten, und um mit der Staatsanwältin zu sprechen. Jetzt galt es, die Frage zu forcieren – war ich noch frei, oder würde ich in einer Zelle landen?
    »Bin ich eigentlich verhaftet?«
    Gable blieb stehen und zog eine Grimasse. Dann sagte er vorsichtig: »Das habe ich nie behauptet.«
    »Aber Sie haben sich schon so verhalten.«
    »Am Tatort haben Sie gesagt, dass Sie bereit wären, mit Detective Richards und Valentine zusammenzuarbeiten. Sie haben eingewilligt, mit

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