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Oder sie stirbt

Oder sie stirbt

Titel: Oder sie stirbt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gregg Hurwitz
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Buchstaben bestand: VerLOgENe SCHlamPe.
    Nun hatten sich ihre Betrügereien an einsamen Herzen im Internet und die Todesdrohungen doch gerächt. Und wieder mal ließ sich der eiskalt durchgeführte Mord perfekt mit dem persönlichen Hintergrund des Opfers erklären.
    Je mehr ich herauszufinden versuchte, umso mehr geriet alles außer Kontrolle. Mittlerweile hatten meine Probleme eine ganz andere Größenordnung. Ich war der Hauptverdächtige im Mordfall Keith Conner. Nachdem ich die Polizisten auf die Spur dieser Frau gebracht hatte, musste es für sie so aussehen, als wäre Deborah Vance ein wichtiger Teil meiner paranoiden Wahnvorstellungen. Ich konnte unmöglich am Tatort bleiben. Vielmehr musste ich schleunigst wieder ans andere Ende der Stadt, schön brav sein und ein wasserdichtes Alibi präsentieren. Ich musste fliehen. Aber ich konnte den Blick einfach nicht von ihr abwenden.
    Wie sie so verletzlich und hoffnungslos auf dem Boden lag, war sie wieder Elisabeta. Und wieder hätte ich alles getan, um ihr zu helfen. Ich kniete mich neben sie und zog ihr den Bademantel über die entblößte Brust. Aber dann fiel mir nichts mehr ein, was ich noch für sie hätte tun können.
    Eine Schublade des kleinen Apothekerschränkchens stand immer noch halb offen. Ich starrte sie eine Weile an, bevor ich aufstand.
    Die Schublade selbst war nicht größer als eine Visitenkarte, und tatsächlich lag ein einzelnes elfenbeinfarbenes Rechteck aus dickem Papier darin. Ich zog es heraus, las den Namen und biss mir auf die Lippe, um den Schock zu verwinden. Das konnte doch nicht sein. Andererseits passte alles perfekt zusammen.
    Ich ging zurück ins Badezimmer, griff mir ein Papiertaschentuch, wischte die Türklinke und die Oberflächen ab und stieg dann wieder aus dem Fenster. Auf Zehenspitzen schlich ich zwischen den Kakteen hindurch bis zur Straße und blinzelte in den strahlend hellen Tag, der in so krassem Kontrast zu dem stand, was ich gerade miterlebt hatte. Mein Herz musste sich erst einmal wieder beruhigen. Das benutzte Taschentuch warf ich in einen Gully.
    Als ich einen halben Block weiter war, zog ich die Karte noch einmal aus der Tasche, um mich zu vergewissern, dass es kein böser Traum war.
    Joe Vente.

[home]
    42
    E r saß im hinteren Teil des Vans auf einem Drehstuhl, an dessen Rändern schon die Polsterung herausquoll. Blinzelnd betrachtete er mich über die Visitenkarte hinweg, die ich ihm gerade in die Hand gedrückt hatte, nicht ohne ihm erklärt zu haben, wie ich daran gekommen war. Er hatte sich in einem Park in der Nähe des Sepulveda Boulevard mit mir verabredet, und ich hatte mein Auto nur verlassen, um direkt in seinen Van zu steigen. Ich war völlig durch den Wind, bemühte mich aber, es mir nicht anmerken zu lassen. Doch ich konnte tun, was ich wollte, das Bild der Leiche auf dem Boden, die beeindruckend blauen Augen, die plötzlich wie aus Glas schienen, konnte ich nicht abschütteln.
    »Ich kann … ich kann das überhaupt nicht glauben«, sagte Joe schließlich. »Du hast die auch getroffen? Die mit dem kranken Kind? Und der Geldtasche?«
    »Ja. Und dieselben Typen, die mich dort hingeschickt haben, haben auch den Mord im Hotel Angeleno inszeniert.«
    »
Darauf
lief das also alles hinaus? Auf Keiths Ermordung?« Er klatschte sich mit den Handflächen auf den Kopf, eine Geste des Entsetzens, die irgendwie kindlich wirkte. »Aber … warum denn ausgerechnet wir?«
    »Denk mal drüber nach.«
    »Ich kann im Moment nicht denken.«
    »Wir waren beide sauer auf Keith Conner. Wir haben beide einen Prozess mit ihm laufen. Paparazzo und Filmstar? Es liegt doch auf der Hand, dass ihr zwei euch ungefähr genauso gut leiden konntet wie er und ich.«
    »Wir waren also beide potenzielle Sündenböcke für den Mord?« Joe stieß einen Pfiff aus und fuhr sich mit den Fingern durchs strähnige Haar. »Wow. Um ein Haar hätte es mich getroffen.«
    Stattdessen hatte es mich erwischt. Er konnte weiterhin als freier Mann seine Fotos schießen, während ich einen Wettlauf mit der Zeit gewinnen musste, um mein Leben zu retten. Die Tatsache, dass Joe Vente umsichtiger gehandelt hatte als ich –
das
war schon eine bittere Pille.
    »Was ist denn?« Joe musterte mich prüfend. »Wohl noch nie ’ne Leiche gesehen, was?«
    Ich folgte seinem Blick. In meinem Unterarm zitterte ein Muskel. Ich legte die Hand darauf und drückte zu, bis es schmerzte. Als ich losließ, war mein Arm wieder ruhig. »Wann hast du Elisabeta

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