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Oder sie stirbt

Oder sie stirbt

Titel: Oder sie stirbt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gregg Hurwitz
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untereinander. Außerdem fährt von denen bestimmt keiner in einem Mercury Sable mit getönten Scheiben herum. Als ich meinem Kontaktmann beim LAPD das Nummernschild durchgegeben habe, hieß es … rate mal! … Das Kennzeichen gebe es gar nicht.«
    Er senkte die Stimme, und ich merkte, dass ich mich automatisch zu ihm beugte. Der Geruch des Vans – Erdnüsse, Kaffee, verbrauchte Luft – verursachte mir langsam Beklemmungen, aber jetzt hatte er mich an der Angel, und ich würde nicht gehen, bevor er nicht zu Ende erzählt hatte.
    »Da wurde ich natürlich neugierig«, fuhr Joe fort. »Als der Wagen wegfuhr, bin ich hinterher. Ich hab ihn an einer Ampel verloren, aber er parkte nur zwei Straßen weiter an der Starbright Plaza, einer von diesen blöden Geschäftsstraßen in Riverside, nicht weit von den Filmstudios entfernt. Da sind im Erdgeschoss überall Läden drin und oben Büros. Ich bin zu dem Wagen gegangen und hab auf der Windschutzscheibe einen Hertz-Aufkleber entdeckt.«
    Wieder ein Hertz-Leihwagen. Wie das Auto, zu dem Sally die Fahrgestellnummer zurückverfolgt hatte.
    »Jemand hatte die Nummernschilder ausgetauscht. Ich hab noch einen kurzen Rundgang gemacht, aber da waren bloß Büros, und ich fand nichts, was irgendwie verdächtig wirkte. Ich hab den Wagen noch eine Weile beobachtet, aber dann wurde es mir irgendwann langweilig, und ich bin wieder gegangen.«
    »Starbright Plaza war das?«
    »Genau. Mehr kann ich dir leider nicht erzählen.«
    Ich zog die Tür auf, nahm erst mal einen tiefen Atemzug frische Luft und trat dann auf die Straße. Als ich gerade mein Auto aufschließen wollte, hörte ich den Van hinter mir stotternd anspringen.
    »Hey«, rief mir Joe mit rauher Stimme zu. »Wenn du’s überlebst, hätte ich die Story gern exklusiv.«
    Als ich mich umdrehte, tuckerte er schon davon.

[home]
    43
    S tarbright Plaza war ein grässlich langweiliges zweistöckiges Gebäude – braunes Holz und beigefarbener Putz. In dem Namen lag eine unbeabsichtigte Komik, aber in der Gegend um Warner Bros., Universal und Disney kam das öfter vor.
Superstar Reifen und Felgen. Blockbuster Gartencenter. Red Carpet Motel mit
KOSTENLOSEM
Kabelfernsehen in allen Zimmern.
    Sämtliche Parkplätze waren belegt, also entschloss ich mich, den kostenpflichtigen Parkplatz vor dem Café am anderen Ende des Komplexes zu nutzen. Keiner der Gäste nahm Notiz von mir, obwohl ich ihre Gesichter ängstlich scannte und nach Anzeichen des Wiedererkennens suchte. Schon erstaunlich, wie autistisch einen so eine gute Dosis Angst machen kann.
    Der junge Mann, der den Parkplatz bewachte, reichte mir einen Hochglanz-Flyer mit Keith Conners finsterem Gesicht darauf.
    Diesen Juni können Sie sich fürchten.
    Diesen Juni können Sie sich nirgends mehr verstecken.
    Diesen Juni …
    THEY’RE WATCHING
.
    Ein Autofahrer drückte höflich auf die Hupe. Ich war einen Moment lang weggetreten, während ich halb auf der Straße stand. Durch den feinen Nebel der Außenklimaanlage trat ich auf den Gehweg, betrachtete die Läden und Büros und spürte etwas von dem Frust, den auch Joe empfunden haben musste. Wie soll man eine solche Geschäftsstraße nach etwas Verdächtigem absuchen?
    Zwei Arbeiter trugen ein großes Fenster aus einer Glaserei, wie die Statisten in einem Film von Stan Laurel und Oliver Hardy. Da ich annahm, dass sämtliche Läden im Erdgeschoss – von der chemischen Reinigung bis zum Hallmark-Laden – unverdächtig waren, ging ich gleich zur Treppe. Ein FedEx-Bote, der auf seinem elektronischen Clipboard herumdrückte, kam heruntergelaufen und sah nicht einmal hoch, als ich beiseitetrat, um ihn vorbeizulassen.
    Auf dem Gang, der am Obergeschoss entlangführte, befanden sich unzählige Türen und Fenster. Manche standen sogar offen, aber ich war ja noch nicht mal ganz sicher, wonach ich eigentlich suchte. Abgetrennte Arbeitsplätze, Poster an der Wand, junge Männer, die beim Telefonieren ihre Qigong-Kugeln kreisen ließen, Ein-Dollar-Aktien und Sportgeräte verkauften und den Kunden bequeme Zahlung in drei Raten zusicherten. Ich ging an einem windigen Versicherungsbüro vorbei, dann an einem Laden, der Filme verkaufte, die nie im Kino gelaufen, sondern sofort ins DVD -Regal gewandert waren. Im Fenster hingen Filmplakate mit riesigen Insekten, die Großstädte verwüsteten. Manche Büros waren wohl überstürzt geräumt worden, dort hingen noch nackte Kabel von der Decke und aus den Wänden, und in einer Ecke lag noch ein

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