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Oder sie stirbt

Oder sie stirbt

Titel: Oder sie stirbt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gregg Hurwitz
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danke. Aufnahme läuft?« Mit seinem breiten, hübsch markanten Gesicht fixierte er mich. Er sah aus wie die Quintessenz eines Amerikaners, wie ein Bilderbuch-Footballspieler. »Ich bin Lieutenant DeWitt, und das ist Lieutenant Verrone.«
    Lieutenants. Ich war also befördert worden.
    Verrones Teint verriet, dass er ein Faible für Zigaretten und Alkohol hatte – gelbstichig, zerklüftet und kränklich. Wie er so dastand, erweckte er den Eindruck, dass er locker in ein Hosenbein von DeWitt gepasst hätte. Sein Schnurrbart zog sich in einem Bogen um seine Mundwinkel und erinnerte an eine Lenkstange, aber er war säuberlich getrimmt, zweifellos in Übereinstimmung mit den Regularien der Polizei.
    »Meine Frau«, krächzte ich.
    »Was ist mit ihr?«, erkundigte sich DeWitt.
    Verrone ließ sich auf den Stuhl in der Ecke fallen. Sein Hemd spannte sich über seinem Brustkorb und enthüllte einen überraschend muskulösen Körperbau. Er sah nur neben DeWitt so saft- und kraftlos aus.
    »Geht es ihr gut?«, fragte ich.
    »Ich weiß nicht«, antwortete DeWitt vorsichtig. »Haben Sie ihr etwas getan?«
    »Nein, ich …
nein!
« An meinem Handgelenk glänzte ein roter Striemen. Mein Kopf war noch nicht wieder richtig da, irgendwie kam mir alles so undurchsichtig und verwirrend vor. »Haben Sie … haben Sie sie nicht gesehen?«
    DeWitt ging auf den weißen Fliesen vor mir in die Hocke und sah mich an. Obwohl er so riesenhaft war, waren seine Bewegungen präzise und anmutig. »Warum hätten wir Ihre Frau sehen sollen?«
    Verrone starrte mich weiter an. An sich kein finsterer Blick, nur leidenschaftsloser Augenkontakt. Das einzig Bedrohliche daran war die reptilienhafte Starre. Seit er sich hingesetzt hatte, hatte er mich pausenlos angestiert und sich auch nicht mehr bewegt.
    Ich schüttelte den Kopf, um einen klaren Gedanken fassen zu können, aber das verstärkte nur meine Schmerzen. »Wie bin ich …?« Der Rest schaffte es nicht mehr vom Gehirn zum Mund.
    DeWitt beantwortete die Frage trotzdem. »Das war eine Blendgranate, ein militärisches Fabrikat. Wenn man berücksichtigt, dass der Druck im geschlossenen Wagen noch einmal höher ist, heißt das, dass Sie einer Druckwelle von mehr als zwei Tonnen pro Quadratzentimeter ausgesetzt waren. Sie hatten Glück, dass Sie keine schlimmeren Verletzungen erlitten haben.«
    Hatte der Angreifer die ganze Zeit schon vorgehabt, mich zu erledigen? Oder hatte er erst in dem Moment beschlossen, die Granate ins Auto zu werfen, als er mein Fleischmesser entdeckte? Sie hatten mich leben lassen. Das bedeutete, dass sie vielleicht noch Verwendung für mich hatten. Sie hatten garantiert sofort gemerkt, dass die CD , die ich dabeigehabt hatte, die falsche war. Vielleicht glaubten sie, dass ich sie immer noch zur richtigen CD führen konnte. In mir flammte eine wilde Hoffnung auf – wenn das der Fall war, dann ließen sie Ari am Leben, um sicherzustellen, dass ich weiter kooperierte.
    Wenn Sie mit den Bullen reden, stirbt sie.
    Als ich an die Drohung dachte, erschauderte ich, aber ich bemühte mich, mich wieder auf die Gegenwart zu konzentrieren. Ich musste es hier rausschaffen, ohne irgendetwas zu verraten, damit mich Arianas Entführer anschließend wieder kontaktieren konnten. Nichts davon würde einfach sein. Zuerst einmal musste ich dafür sorgen, dass man mich in ein Gebäude brachte, das nicht so streng bewacht wurde. Zum Beispiel in ein Krankenhaus. »Bin ich … Könnte ich bitte einen Arzt sprechen?«
    »Die Ärzte haben Sie direkt vor Ort untersucht. Sie waren bei Bewusstsein – können Sie sich nicht erinnern?«
    »Nein.«
    »Wir haben Sie hergebracht, dann sind Sie eingeschlafen.«
    »Wo sind wir hier überhaupt?«
    »Wir sind im Parker Center.«
    Im Hauptquartier des LAPD . Toll.
    »Ich gehöre in ein Krankenhaus. Ich war
bewusstlos.
Ich kann mich an überhaupt nichts erinnern.«
    DeWitt sah Verrone an und zog eine Augenbraue hoch. »Dann lesen wir ihm besser noch mal seine Rechte vor.«
    »Nein, das haben wir schon auf Band. Und unterschrieben hat er auch.« Verrones Mund bewegte sich kaum, und einen Moment fragte ich mich, ob er überhaupt gesprochen hatte. Seine Reglosigkeit grenzte ans Absurde.
    Ich versuchte aufzustehen, aber die Handschelle riss mich zurück auf die Bank.
    »Sie können mich nicht verhaften. Ich kann nicht … ins Gefängnis im Moment.«
    »Ich befürchte, dafür ist es jetzt ein bisschen zu spät«, meinte DeWitt.
    »Kann ich Detective Richards

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