Oder sie stirbt
sie Keith Conner kennenlernt. Das war natürlich, bevor das alles passierte, aber ich hatte mir auf den Wochenanfang noch ein paar geschäftliche Termine gelegt.«
Mein verblüfftes Schweigen musste Bände gesprochen haben, denn er fügte hinzu: »Der erste Tag der Produktion sollte der Montag sein.«
»Moment mal«, hakte ich nach. »Sie hatten mit diesem Film zu tun?«
»Mein lieber Junge«, lachte er, »ich wollte ihn finanzieren.«
[home]
55
N atürlich wohnte ein Gordon Kazakov im Hotel Bel-Air, mitten auf fünf bukolischen Hektar unbezahlbaren Landes. Mit den schützenden Bäumen, abgelegenen Pfaden und dem dahinplätschernden Bächlein, das weißes Rauschen produzierte, war die ganze Anlage ein Hort der Diskretion. Das Personal mit den gedämpften Stimmen hatte schon jede Art von Hoheit zu Gast gehabt, von Judy Garland bis zu Prinzessin Diana. Marilyn Monroe und Joe DiMaggio hatten sich manchmal hierhergestohlen, um der Öffentlichkeit zu entkommen, und jetzt schlich ich mich selbst ganz unhoheitlich hier hinein, vorbei an den Gästen mit Pelzen von der Ökofarm und blutrotem Lippenstift.
Ari und ich hatten hier einmal bei einem Abendessen unseren Jahrestag gefeiert, weil wir uns eine Übernachtung leider nicht leisten konnten. Ich war so eingeschüchtert von den Kellnern gewesen, dass ich viel zu viel Trinkgeld gab, was wahrscheinlich viel zu wenig war. Wir hatten uns hinausgeschlichen, uns überschwenglich bei allen bedankt, und danach war ich nie wieder hierhergekommen. Bis jetzt.
Nachdem ich bei Stone Canyon geparkt hatte, nahm ich den Weg am Bach entlang, um den Angestellten nicht zu begegnen. Ein Grüppchen aus vier Leuten überquerte eine Brücke, und ich schnappte Keith Conners Namen aus ihrer gemurmelten Unterhaltung auf, wie für meine Ohren bestimmt. Ich senkte einfach den Kopf und ging weiter, genau wie sie. Inzwischen hatte es aufgehört zu regnen, und die Luft war klar und von einem kräftigen Pflanzenduft erfüllt. Nachdem ich an drei Schwänen vorbeigekommen war sowie an ebenso vielen Schildern, die vor deren Temperament warnten, ging ich unter einer fast schon horizontal gewachsenen Platane hindurch, überquerte ein üppiges Wiesenstück und stand schließlich vor dem Privateingang zu Zimmer 162 . Teelichter flackerten auf jeder Stufe, was dem Ganzen sicher einen romantischen Touch verleihen sollte, aber mir waren die flackernden Schatten, die sie erzeugten, eher unheimlich. Mit meiner Entscheidung, Kazakov zu vertrauen, hatte ich Arianas Leben und meine Freiheit in seine Hände gelegt. Im Grunde war es gut möglich, dass er das LAPD angerufen hatte und sie alle schon dort drinnen auf mich warteten, während sie ihre halbautomatischen Waffen ölten und Campari schlürften.
Ich hatte viel zu gewinnen und alles zu verlieren.
Schließlich riss ich mich zusammen und erklomm die Stufen, um mich mit dem vereinbarten Klopfzeichen anzukündigen: erst zweimal, dann einmal und noch zweimal.
Durch die Holzwand hörte ich eine trockene Stimme: »Das war doch bloß ein Scherz.« Dann ging die Tür auf. Als ich sah, dass weder Gable noch sein SWAT -Team oder ein bezahlter Schlägertyp auf mich warteten, entspannte ich mich ein wenig. Kazakov stand in einem weißen Bademantel vor mir, auf einem Sofa am anderen Ende der riesenhaften Suite saß seine Frau.
Er rieb sich ein Auge. »Bitte, kommen Sie herein. Entschuldigen Sie meinen Aufzug, aber nach zehn Uhr abends werfe ich mich für niemanden mehr in Schale.« Er sah gut aus, wenn auch älter als auf den Fotos, vielleicht an die siebzig. »Brauchen Sie irgendwas dafür?«
Er klang so sachlich, dass ich einen Moment brauchte, bis ich kapierte, dass er von meinen Gesichtsverletzungen redete. »Nein, das geht schon, danke.«
»Kommen Sie. Das ist meine Linda.«
Sie stand auf, strich sich den Designer-Jogginganzug glatt und schenkte mir einen femininen Händedruck. Tatsächlich schien sie in seinem Alter zu sein – bemerkenswert in dieser Konstellation – und beeindruckte mich mit ihrem anmutigen Gebaren und ihren intelligenten Augen. Wir wechselten ein paar höfliche Worte, was unter den Umständen grotesk sein mochte, aber allein ihre Gegenwart erzwang eine gewisse Etikette. Dann warf sie ihrem Mann einen Blick zu. »Möchtest du einen Tee, Schatz?«
»Nein danke«, sagte er.
Als sie sich zurückzog, zwinkerte er mir zu und griff in die Minibar. »Zweiundvierzig Jahre. Wissen Sie, was das Geheimnis ist?«
»Nein«, meinte ich, »das weiß
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