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Oder sie stirbt

Oder sie stirbt

Titel: Oder sie stirbt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gregg Hurwitz
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wird es nicht kommen. Diese Schlacht ist vorbei, bevor der erste Schuss abgegeben wurde.«
    »Warum?«
    »Weil ich dafür sorgen werde, dass den richtigen Leuten in den richtigen Positionen klarwird, dass sie auf der Seite der Verlierer stehen, wenn sie Festman unterstützen. Senatoren. Staatsanwälte. Kabinettsmitglieder.«
    »Wie wollen Sie das anstellen?«
    »Es gibt eine Macht, die ist stärker als alle Bomben, alle Gesetze und alle Parlamente. Nämlich die Macht, die Sie haben, wenn Sie zum Hörer greifen und die richtige Person am anderen Ende der Leitung haben.«
    »Wird die Regierung da nicht gegensteuern?«
    »Ich bin die Regierung.«
    »Sie sind ein privates Unternehmen«, widersprach ich.
    »Genau.«
    Ich nickte langsam. »Ich merk schon, ich bin einfach nicht zynisch genug, um in diesem Land zu leben.«
    »Versuchen Sie es doch mal in anderen Ländern«, gab er zurück. »Da werden Sie auch nicht optimistischer.«
    Ich zeigte auf seinen Laptop. »Können Sie Festman mit dieser internen Studie zur Strecke bringen?«
    »Das wollen wir gar nicht.«
    »Mr. Kazakov – nach allem, was ich durchgemacht habe, glaube ich nicht, dass Sie für uns beide sprechen können.«
    »Sie sind aus einem bestimmten Grund zu mir gekommen, Patrick. Ich weiß, wie man sich in diesen Gewässern bewegen muss.«
    Ich tippte mit dem leeren Glas gegen meinen Oberschenkel.
    »Man sollte seinen Gegner nicht demütigen«, fuhr er fort. »Denn dann bekommt man nicht, was man will. Man zeigt seine Karten und lässt ihm eine Rückzugsmöglichkeit. Dem Gegenüber eine Blamage zu ersparen, ist ein ungeheuer effektiver Schachzug, das unterschätzen viele. Wir werden diese Studie totschweigen und dafür sorgen, dass Sie von allen möglichen Anklagepunkten freigesprochen werden. Und zwar schön geräuschlos, hinter den Kulissen. Wir einigen uns auf ein, zwei Schlagzeilen, mit denen wir alle leben können. Die hohen Tiere bei Festman Gruber kommen nicht ins Gefängnis, sie verlieren nur das Spiel. Diese Runde jedenfalls.«
    »Und Sie bekommen Ihren Vertrag.«
    »Wie viel wollen Sie für diese CD ?«, fragte er.
    »Ich will kein Geld. Ich will meine Frau zurück.«
    »Dann wollen wir Ihnen Ihre Frau mal zurückholen.«
    »So einfach ist das nicht.« Ich stand auf, zog die zusammengefalteten Kopien aus der Tasche und warf sie ihm auf den Tisch – die Telefonrechnungen, Überweisungsaufträge, Kontoauszüge und Fotos, die die Verbindung zwischen Ridgeline und Festman Gruber bewiesen. »Hier steht wesentlich mehr auf dem Spiel. Und ich habe noch sehr viel mehr als nur diese interne Studie.«
    Ich erklärte ihm die Rolle von Ridgeline und was ich über ihre Beziehung zu Festman Gruber herausgefunden hatte.
    Als ich ihm von Arianas Entführung erzählte, brannte in seinen Augen das aufrichtige Gefühl seiner eigenen zweiundvierzig Ehejahre, und seine Hand umklammerte die Stuhllehne etwas fester.
    In diesem Moment betrat seine Frau leise das Zimmer, vordergründig, um das Teegeschirr in den Schrank zurückzuräumen, aber ihr Timing sprach dafür, dass sie unser Gespräch belauscht hatte. Sie zwang ihren Mann, sie anzusehen, und sein resignierter Gesichtsausdruck verriet, dass er die Entscheidung soeben aus der Hand gegeben hatte. Als sie sich wieder ins Schlafzimmer zurückzog, nickte er mir ernst zu.
    »Das verändert die Sachlage«, erklärte er. Er ließ sich auf den Stuhl sinken und rieb sich mit den Fingerspitzen die Schläfen. Sein silbriger Bart sah im Schein der Tischlampe grau aus. »Wenn Ridgeline Wind davon bekommt, dass Sie das Spiel zu manipulieren versuchen, werden sie aufräumen, verstehen Sie? Das machen sie schon die ganze Zeit. Aufräumen.«
    Ich musste das Grauen niederkämpfen, die ganzen Szenarien, was alles schiefgehen könnte, das Bild eines Tatorts.
    »Wenn ich meiner Frau helfen will, muss ich wissen, wie das Ganze funktioniert«, sagte ich. »Wer ist hier involviert und auf welcher Ebene? Hat der Geschäftsführer von Festman selbst Ridgeline angerufen und angeheuert?«
    »Der Geschäftsführer?« Er winkte ab. »Der Geschäftsführer hat davon überhaupt keine Ahnung. Das ist nicht so wie im Kino. Der setzt die Prioritäten für das Unternehmen und sagt dann ganz allgemein: ›Stoppen Sie Conners Scheißdoku.‹ Das ist alles. Brainstorming und Durchführung finden woanders statt.«
    »Wo?«
    »Das ist Aufgabe des Sicherheitsdienstes.«
    »Wem gegenüber ist der Sicherheitsdienst verantwortlich?«
    »Der Rechtsabteilung.

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