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Oder sie stirbt

Oder sie stirbt

Titel: Oder sie stirbt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gregg Hurwitz
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Das liegt ganz erheblich über dem gesetzlichen Grenzwert.«
    »Überrascht Sie diese Zahl?«, erkundigte ich mich.
    »Nicht im Geringsten. Wir wissen es im Grunde alle. Das hier beweist nur, dass sie es auch wissen.« Er blickte noch einmal auf den Bildschirm. »Außerdem haben sie unsere Daten auch gestohlen. In unserer Firma muss ein Maulwurf sitzen, darum wird man sich auch kümmern müssen.« Er redete mit sich selbst, ich saß nur zufällig daneben. Bis jetzt hatte er seinen Ärger zurückgehalten, aber nun runzelte er zornig die grauen Augenbrauen. »Wenigstens stimmen die Daten, die sie gestohlen haben.« Plötzlich schien er sich meiner Gegenwart wieder bewusst zu werden. »Wir haben ein überlegenes Produkt«, erklärte er. »Aber Innovation braucht ihre Zeit. Veränderungen sind schwierig. Da gilt es, Bündnisse zu berücksichtigen, Partnerschaften, eine gewisse Trägheit des Marktes. Wir mussten das Bewusstsein der Öffentlichkeit für dieses Thema schärfen und zum richtigen Zeitpunkt Druck ausüben. Diese Dokumentation gehörte dazu. Geschäftliche Interessen erzeugen manchmal die abwegigsten Bündnisse.«
    »Mit ›Produkt‹ meinen Sie das Sonarsystem, das Sie entwickeln?«
    »Mehr oder weniger. Wir entwickeln Messwandler und Sonarsysteme für U-Boote und Schiffe. Genau wie Festman Gruber.«
    »Warum sind Ihre Geräte überlegen? Weil sie den Walen nicht schaden?«
    Er lachte. »Glauben Sie nicht, ich tue das bloß, weil ich so gerne Wale streichle. Wir haben diverse Gründe, und die Rettung der Wale steht nicht unbedingt an erster Stelle unserer Hitliste. Aber unser System ist tatsächlich weniger schädlich für die Umwelt. Das ist ein enormer PR -Vorteil, verstehen Sie? Und damit wird das Ganze ein gutes Geschäft. Wie steht es mit Ihren physikalischen Kenntnissen?«
    »Dürftig.«
    »Okay, ich will es Ihnen in Kurzform erklären: Das Sonarsystem von Festman Gruber ist ganz traditionell: niedrige Frequenz, hoher Output – hohe Intensität eben. Und diese hohe Intensität stört die Wanderbewegungen der Wale, lässt ihre Trommelfelle platzen, die ganze Greenpeace-Litanei. Natürlich leugnet Festman jeglichen Zusammenhang.«
    »Wie die Zigarettenindustrie den Lungenkrebs.«
    »Wie jeder schlaue Geschäftsmann. Die Aktionäre haben es nicht gern, wenn ständig schmutzige Wäsche gewaschen wird. Das Wichtigste ist …«, er deutete auf seinen Laptop, »… dass man sich nicht mit heruntergelassenen Hosen erwischen lässt.«
    »Wie ist es möglich, dass das Sonarsystem Ihrer Firma in so niedrigen Dezibelbereichen arbeiten kann?«
    »North Vector hat ein Sonar entwickelt, das mit niedriger Frequenz, aber eben auch niedrigerer Intensität arbeitet, ungefähr nach dem Vorbild von Fledermäusen. Wir kombinieren sich überschneidende Signale aus mehreren Quellen, um die Übertragungsreichweite zu steigern, ohne dabei die Intensität der Signale steigern zu müssen. Das bedeutet einen ungeheuren strategischen Vorteil, denn auch wenn es aktiv ist, ist es schwer zu entdecken, aufzuzeichnen oder zu orten, selbst mit hochspezialisierter akustischer Ausrüstung.«
    »Und was könnte dieses kleine Meisterstück der Handwerkskunst so einbringen?«
    »Ungefähr 3 , 9  Milliarden Dollar. Pro Jahr. Fünf Jahre lang.« Er nahm die Hände vom Knie und breitete sie aus wie die Glücksradfee. »Aber wer interessiert sich schon für Geld, wenn es um das Wohlergehen unserer Meeressäuger geht?«
    Ich hätte ihm gern eine geistreiche Antwort gegeben, aber dann fiel mir wieder Trista in ihrem Bungalow ein, mit den Fotos von den sezierten Walen, und von Keith Conner unter der Golden Gate Bridge, wie er die Hand auf einen Grauwal legte. Und ich hielt den Mund.
    »Die Nationale Sicherheitsbehörde verfügt über ein buchstäblich unbegrenztes Budget«, fuhr er fort. »Wenn die mehr Geld brauchen, dann drucken sie eben welches. Aber sie zahlen ungern zweimal für dasselbe, gerade, wenn es um solche Summen geht. So was sieht vor dem Senatsausschuss einfach schlecht aus. Und Festman hat eben einen langfristigen Vertrag für diese Sonarsysteme. Egal, wie viele Vorteile wir bieten können, wir sind noch nicht an der Reihe. Aber dieses Dokument …« Er blickte noch einmal bewundernd auf den Bildschirm. »… oder genauer gesagt, die Bedrohung, die von diesem Dokument ausgeht, ist genau der Faktor, der gewisse Prozesse beschleunigen könnte.«
    »Könnte Festman Gruber nicht einfach behaupten, dass es gefälscht ist?«
    »So weit

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