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Oder sie stirbt

Oder sie stirbt

Titel: Oder sie stirbt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gregg Hurwitz
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unterstrichenen Telefonnummern, aber sie sagten mir nichts.
    Ich fuhr los und machte mich auf die Suche nach einem Starbuck’s. In Brentwood musste man dazu ganze vier Blocks weit fahren. Ich parkte den Range Rover direkt davor, nah genug, um ihr WLAN nutzen zu können, dann warf ich neurotischerweise ein paar Münzen in die Parkuhr, obwohl die kostenpflichtige Zeit längst vorbei war. Durch ein Fenster erspähte ich eine Wanduhr über der Espressomaschine – 22.05  Uhr.
    In nicht mal sechzehn Stunden würde Ridgeline meine Frau umbringen.
    Das Geplauder der Gäste und der Duft von aromatischem Kaffee setzten mir plötzlich zu, denn dadurch merkte ich, wie weit ich inzwischen von einem normalen Leben entfernt war. Ich zog mir die Krempe meines Huts noch tiefer ins lädierte Gesicht, wandte Licht und Wärme den Rücken zu und eilte zurück zum Auto. Türen zu, Laptop an, und voilà – da war sie schon, meine Internetverbindung.
    Die Google-Bildersuche spuckte mir eine ganze Reihe von Fotos von Gordon Kazakov aus.
    Nach ein paar Mausklicks wusste ich, dass er Geschäftsführer von North Vector war – das NV des raffinierten Logos –, ein Unternehmen, das zu den tausend erfolgreichsten in ganz Amerika gehörte und – Überraschung! – auf Verteidigungstechnologien spezialisiert war. Des Weiteren gehörten ihm zwei Fußballmannschaften in Osteuropa, eine Billigfluglinie mit Hauptsitz in Minneapolis und ein historisches Anwesen in Georgetown. Doch das Interessanteste war sicher die Information, die ich in einem erst kürzlich erschienenen Artikel des
Wall Street Journal
entdeckte. Obwohl North Vector offiziell nichts dergleichen angekündigt hatte, sah es fast so aus, als stünde die Firma kurz davor, ein revolutionäres Sonarsystem auf den Markt zu bringen.
    Ein Konkurrenzprodukt, das – dem geheimen Dokument zufolge – mit seinen Dezibelwerten nicht nur innerhalb des gesetzlichen Rahmens blieb, sondern die Höchstwerte sogar noch weit unterschritt. Nach der Grafik zu urteilen, fiel der Vergleich der Produkte nicht gerade schmeichelhaft für Festman Gruber aus.
    Die Muskeln in meinem Genick hatten sich mittlerweile so verhärtet, dass sie sich fast taub anfühlten, als ich sie etwas durchkneten wollte. Mit geschlossenen Augen ging ich alles durch, was ich wusste, und suchte nach dem winzigen Riss, in den ich meinen Keil treiben könnte.
    Ridgeline hatte von Festman Gruber den schmutzigen Auftrag bekommen, dafür zu sorgen, dass nichts die Verträge von Festman störte, bis die Senatsabstimmung abgeschlossen war. Doch Ridgeline schien seinen Auftraggebern immer mehr zu misstrauen. Erst behielten sie Nachweise der illegalen Handlungen, die sie im Auftrag von Festman begingen. Sie gingen sogar so weit, sich eine vertrauliche interne Studie zu beschaffen, die nachwies, dass das Sonarsystem von Festman außerhalb der gesetzlichen Vorgaben arbeitete. Wenn man dieses Dokument nur in die richtigen Hände spielte, konnte es Festmans Finanzen weit gefährlicher werden als Keith Conners Doku.
    Ich massierte mir die Schläfen, während ich weiter überlegte. Mir fiel ein, was Ariana an dem Abend gesagt hatte, als wir unseren ersten Drohanruf bekamen und die Kameras in den Wänden entdeckten. Wir saßen im Gewächshaus und gingen unsere nicht existierenden Alternativen durch, bis sie irgendwann verzweifelt sagte:
Wir kennen einfach niemanden, der mächtig genug wäre, uns zu helfen.
    Einen Moment lang starrte ich auf Gordon Kazakovs Handyrechnung. Dann wählte ich die kursiv gedruckte Nummer in der Kopfzeile. Es klingelte fünfmal. Siebenmal. Hatte er keine Mailbox?
    Ich wollte gerade auflegen, als sich eine Stimme meldete. Weich wie Bourbon.
    »Spreche ich mich Gordon Kazakov?«, fragte ich.
    »Wer ist da?«
    »Der Feind Ihres Feindes.«
    Eine kurze Pause. »Und wer ist mein Feind?«
    »Festman Gruber«, antwortete ich.
    »Ich würde gerne wissen, wie Sie heißen, Sir.«
    Ich musste tief durchatmen. »Patrick Davis.«
    »Ich weiß, dass Festman sich mit Ihnen beschäftigt hat.«
    Woher konnte er das wissen? Doch ich wollte den Anruf unbedingt beenden und mein Sanyo wieder ausschalten, bevor man mich über mein Handy orten konnte. Also kam ich gleich zum Thema. »Ich habe etwas, was Sie gerne hätten.«
    »Ich werde mich mit Ihnen treffen.«
    »Das wird schwierig«, meinte ich. »Wohnen Sie nicht in Georgetown?«
    »Ich halte mich gerade in Los Angeles auf«, antwortete er. »Ich habe meiner Frau versprochen, dass

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