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Oder sie stirbt

Oder sie stirbt

Titel: Oder sie stirbt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gregg Hurwitz
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dass das Schloss eingerastet war.
    Das Gebäude war im spanischen Kolonialstil gehalten und hatte sich ohne Rücksicht auf die Grundstückspreise in L.A. wuchernd ausgebreitet. Links sah ich eine Reihe von offenen Garagentüren, wahrscheinlich sollte die Luft bei der Wärme ein bisschen zirkulieren. Drinnen standen zwei Coupés mit Elektroantrieb, die gerade luden, drei Hybridautos und noch ein paar andere Wagen mit alternativen Antriebsarten. Eine private Fahrzeugflotte – je mehr man ausgibt, umso mehr kann man sparen. Schwankend öffnete sich die riesige Haustür, durch die problemlos ein Tyrannosaurus gepasst hätte. Ein verlorenes kleines Mädchen, das in der gigantischen Eingangshalle noch viel verlorener und kleiner wirkte, erwartete mich mit einem Klemmbrett in der Hand. Sie hatte eine unglaublich blasse Haut und einen so langen Hals, als hätte sie ihn mit diesen Ringen gestreckt, wie sie bei bestimmten afrikanischen Stämmen üblich sind. Sie trug die ewig gelangweilte Miene eines Fotomodells zur Schau.
    »Mr. Conner ist hinten. Folgen Sie mir bitte.«
    Sie führte mich durch das Foyer, in dem allein schon ein ganzes Haus Platz gefunden hätte, durch ein Wohnzimmer und mehrere Flügeltüren, bis wir an der Schwelle zu einem ausgedehnten Garten standen. Sie blieb stehen und winkte mich durch. Wahrscheinlich hätte sie sich selbst entzündet, wenn sie ins direkte Sonnenlicht getreten wäre.
    Keith schaukelte auf einem gelben Reifenschlauch mitten in seinem Swimmingpool, einer monströsen Kreation aus Wasserfällen, Springbrunnen und Palmen, die wie auf Inseln im Becken verteilt waren. »Hallo, du Flachwichser«, sagte er und paddelte an den Rand. Dann rief er an mir vorbei: »Bree, in der Poolbar sind keine Leinsamenchips mehr. Meinst du, du könntest die mal auffüllen?«
    Das verlorene Mädchen kritzelte etwas auf ihr Klemmbrett und verschwand.
    Zwei Rottweiler tollten hinten auf dem Rasen, ganz Lefzen und Sabberfäden. Natürlich lagen überall geknotete Taue zum Spielen für sie herum. Rechts entdeckte ich eine Frau im gelben Einteiler auf einem Teakholz-Liegestuhl, die gerade in einer Zeitschrift blätterte. Das blonde Haar, das von der Sonne fast weiß gebleicht war, hing ihr seitlich ins Gesicht wie die Schmalzlocke von Veronica Lake. Sie wirkte viel zu raffiniert für diese Art von Gesellschaft, und zu alt obendrein – sie war mindestens dreißig.
    Keith ließ sich auf den Stuhl neben ihr plumpsen und steckte sich eine Nelkenzigarette an. Die hatte ich ja nicht mehr gesehen, seit Kajagoogoo aufgehört hatte, die Radiosender zu blockieren.
    »Das ist Trista Koan, meine Lifestyle-Beraterin.« Keith legte ihr eine Hand auf den glatten Oberschenkel.
    Sie schob sie ohne großes Federlesen weg. »Ich weiß, mein Name ist zum Totlachen. Meine Eltern waren Hippies, die kann man kaum zur Rechenschaft ziehen.«
    »Was macht eine Lifestyle-Beraterin denn genau?«, erkundigte ich mich.
    »Wir arbeiten gerade an der Verbesserung von Keiths CO -Bilanz.«
    »Ich rette die Wale, Alter«, erklärte Keith. Seine Zähne waren eine einzige weiße Leiste, die einen fast blendete, wenn das Sonnenlicht darauf fiel.
    Meine Miene verriet wohl, dass ich den Zusammenhang nicht erkannte.
    »In L.A. ist Umweltschutz doch Thema Nummer eins, oder?«, sagte er und machte einen Lungenzug.
    »Neben Zweithaar, genau.«
    »Jetzt müssen wir die Leute einfach überall so weit bringen, dass sie so denken.« Er machte eine schwungvolle Armbewegung, die wohl die ganze Welt hinter seinem parkähnlichen Garten einschließen sollte. Die Geste litt ein bisschen unter der Rauchfahne, die seiner Hand mit der Zigarette folgte. »Es geht um das konstante Bewusstsein für die Problematik. Zuerst hab ich mich voll auf diese Autos mit Elektroantrieb eingeschossen, weißt du? Ich hab sogar einen Tesla Roadster bestellt. Genau wie Clooney. Die schreiben deinen Namen auf den Fensterrahmen …«
    »Aber das Problem ist …«, unterbrach Trista, um ihn zum Thema zurückzubringen.
    »Das Problem ist, dass Elektroautos immer noch Energie fressen. Also hab ich ein paar Hybridautos gekauft. Aber die brauchen immer noch Gas. Und dann bin ich umgestiegen auf …« Er warf Trista einen Blick zu. »… wie heißen die Dinger noch mal?«
    »Flexible Fuel.«
    »Warum nimmst du nicht den Bus?« Ich fand meine Bemerkung ziemlich witzig, aber weder er noch Trista lachten. Also hakte ich nach: »Und was war noch mal mit den Walen, Keith? Du hast doch irgendwas

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