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Oder sie stirbt

Oder sie stirbt

Titel: Oder sie stirbt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gregg Hurwitz
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von Walen gesagt.«
    »Genau. Also, die Leute benutzen dieses superintensive Unterwassersonarsystem, das sind 300  Dezibel …«
    » 235 «, korrigierte Trista.
    »Weißt du, um wie viel das über der menschlichen Schmerzgrenze liegt? Um das Zehnfache.«
    »Das Vier-Komma-Dreifache«, sagte Trista mit kaum verhohlener Gereiztheit. Langsam begriff ich, was sie für eine Funktion hatte.
    »Das ist so laut wie eine startende Rakete …« Er legte eine kurze Pause ein, um Tristas Blick aufzufangen, aber offensichtlich hatte er sie diesmal korrekt zitiert, »… deswegen ist es kein Wunder, dass die Wale stranden. Sie bluten aus den Ohren, kriegen Blutungen überall im Gehirn. Das Sonar kann auch bewirken, dass … dass Luft in ihrem Blut …«
    »Sie kriegen Embolien«, sekundierte ich, denn ich dachte mir, dass Trista vielleicht auch mal eine Pause brauchte.
    »… und stell dir bloß vor, wie viele andere Meerestiere zu Tode kommen, von denen wir noch nicht mal
wissen.
« Er wartete mit geradezu rührendem Eifer auf meine Reaktion.
    »Nicht auszudenken.«
    Er schien meine Ironie gar nicht zu bemerken. »Tja, und ich bin ein dämlicher Schauspieler von sechsundzwanzig Jahren und mache in einer Woche mehr Kohle als mein Vater in seinem ganzen elenden Arbeitsleben. Es ist ein Wunder, und ich weiß, dass ich es nicht verdient habe, denn niemand hat so etwas verdient. Was mache ich also? Ich kann mich bemühen, wirklich etwas Gutes zu tun. Und dieser Film ist mir echt wichtig. Das ist ein Herzensprojekt.« Er warf seiner Lebensberaterin einen beifallheischenden Blick zu, den Trista ihm jedoch nicht gönnen wollte.
    Unsere Feindseligkeiten hatte er einfach geflissentlich übergangen, für ein kurzes Gutmenschengeplauder. Er benutzte mich, um sein neuestes Material auszuprobieren, die umweltfreundliche Neuverpackung des Keith Conner, die ihm auf dem roten Teppich, wo es wirklich wichtig war, den entscheidenden Vorsprung verschaffen sollte. Aber jetzt war die Schauspielerei vorbei, und es wurde Zeit fürs Geschäftliche. Keith schien das zu spüren und streckte mir die Hände entgegen. »Was zum Teufel machst du eigentlich hier, Davis? Prozessieren wir nicht gegeneinander?« Er knipste sein fotogenes Lächeln an. »Wie steht es überhaupt in diesem Prozess?«
    »Ich bin gekommen, um dein Haus zu beschlagnahmen.«
    Trista blickte nicht auf, aber sie hielt sich die Hand vor den Mund. Keith schmunzelte und forderte mich mit einer Handbewegung auf, weiterzureden.
    »Ich hab hier was, was dir gehört.« Damit hatte ich sofort seine ganze Aufmerksamkeit. Ich zog eine DVD aus der Tasche, einen Rohling aus meinem Büro, und hielt sie in die Höhe.
    »Was ist das?«
    »Sieht aus wie eine CD , Keith«, half Trista.
    Sie gefiel mir, und es gefiel mir auch, sie anzusehen.
    »Ja, aber was ist da drauf?«, wollte er wissen.
    »Ich weiß nicht«, erwiderte ich. »Hast du mir die nicht durch einen Boten überbringen lassen?«
    »Ich soll dir eine DVD geschickt haben? Davis, ich hab nicht mal mehr an dich gedacht, seit ich dich gefeuert hab.« Er machte eine Geste, als wollte er an eine unsichtbare Schar von Unterstützern appellieren. »Alle haben gesagt, dass du ein bisschen verrückt bist, aber Mann, was soll’s.« Sein Blick wurde hart. »Was ist da drauf? Ist das irgend so ein Scheiß von diesem Paparazzo-Arsch, der mir schon die ganze Zeit hinterherläuft? Bist du etwa gekommen, um mich zu
erpressen?
«
    Vielleicht hatte ich seine schauspielerischen Fähigkeiten doch unterschätzt? »Nein.« Ich warf ihm die Hülle zu. »Sie ist leer.«
    Tristas Interesse war jetzt doch so weit geweckt, dass sie die Zeitschrift auf die gebräunten Knie sinken ließ.
    Keith kam allmählich in Fahrt. »Was hat der Bote denn gesagt?«
    Ich ging zum Schein auf die Story ein. »Dass man ihm aufgetragen hat, die DVD zu bringen, weil du bei Dreharbeiten in New York bist.«
    »Nein, ich war die ganze Zeit hier, verdammt noch mal. Die Produktion für
Ins kalte Wasser
ist angelaufen.«
    »Ins kalte Wasser?«,
wiederholte ich.
    »Ich weiß«, seufzte Trista. »Das ist der Titel, den Keiths Manager sich ausgedacht hat. Dem mussten wir zustimmen, bevor Keith bei dem Projekt einstieg und dafür sorgte, dass wir grünes Licht bekamen.«
    »Produzentin-Lifestyle-Beraterin? Das ist eine ziemlich ungewöhnliche Kombi, sogar für diesen Teil der Stadt.«
    »Sie arbeitet mit der Umweltschutzgruppe zusammen, die hinter der ganzen Produktion steht. Sie weiß alles über

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