Oder sie stirbt
der Reihe nach alles tun, was sie sagen?«
»Wir haben keine Wahl.«
»Man hat
immer
eine Wahl.«
»Bist du die Expertin für klare Entscheidungen?«
Sie fuhr herum. »Ich war nicht diejenige, die ihr Leben verkauft hat, um dann von einem scheiß Filmset gefeuert zu werden.«
Ich war so perplex, dass ich nur ratlos blinzeln konnte. Sie hielt ihre Hand dicht vor dem Körper und machte damit eine ungeduldige Bewegung:
Na los, komm schon, sag was.
Dann fing ich mich wieder etwas. »Alles klar. Du bist ja so viel vernünftiger und solider als ich. So solide, dass ein Anruf von irgend so einem Blödmann reicht, und schon verrätst du unsere Ehe.«
»Da hat es weiß Gott einiges mehr gebraucht.«
»Aha. Du meinst, ich hätte deine Gedanken lesen sollen? Hätte ich ahnen müssen, was für hässliche Gefühle sich insgeheim in dir aufgestaut haben?«
»Nein. Du hättest einfach nur in dieser Ehe anwesend sein müssen. Um kommunizieren zu können, muss man nämlich zu zweit sein.«
»Neun Tage!«,
schrie ich, so laut, dass wir beide erschraken. Ariana zuckte zusammen und trat einen Schritt zurück. Die Bitterkeit stieg mir in die Kehle, und ich konnte mich nicht mehr zurückhalten. »
Neun Tage
war ich weg. Weniger als zwei Wochen. Du konntest keine neun Tage warten, um mit mir zu reden?«
»Neun Tage?« Die Farbe war wieder in ihr Gesicht zurückgekehrt. »Du warst ein ganzes
Jahr
weg. Du bist in der Minute verschwunden, als dich diese Agentin zum ersten Mal angerufen hat.«
Tränen stiegen ihr in die Augen, sie drehte sich um und rannte hinaus. Ich wischte mir mit der Hand über die Wange, senkte den Kopf und zählte langsam bis zehn.
Dann lief ich ihr nach.
Als ich durch die knarrende Tür ins Gewächshaus trat, fielen wir uns in die Arme. Sie schlang mir die Arme um den Hals, presste mir die Stirn an die Wange und drückte so fest zu, dass es fast weh tat. Ich lehnte meinen Kopf an ihren, und wir atmeten die feuchte Luft ein. Dann lösten wir uns ein bisschen verlegen voneinander, und Ariana ließ stumm einen Finger kreisen, um mir zu bedeuten, dass wir das kleine Treibhaus absuchen sollten. Wir hoben Blumentöpfe hoch, krochen unter Regale, fuhren mit den Fingern über Ablagen und suchten und suchten. Die durchsichtigen Seitenwände machten uns die Arbeit leichter. Als wir fertig waren, blickten wir uns über den schmalen Aluminiumtisch hinweg an.
Unser Wortwechsel im Haus, ebenso sehr für die Kameras wie trotz der Kameras, unsere linkische Umarmung, der gleichmäßige Blick des Eindringlings, mein Entsetzen, als ich die erste Überwachungskamera entdeckte, die Grundrisse, auf denen noch ein Dutzend weitere Abhöranlagen eingezeichnet waren – der ganze Druck explodierte in diesem ersten Moment relativer Privatsphäre. Ich drosch mit der Faust auf den Tisch, wobei ich eine Delle im Aluminium hinterließ und mir den Schorf an den Knöcheln erneut aufriss. Zwei Terrakotta-Blumentöpfe kippten um und zerschellten. »Diese Arschlöcher sind in unser Haus marschiert. In unser
Schlafzimmer.
Ich habe auf Vorrichtungen
geschlafen,
die sie im Sofa hinterlassen haben. Was zum
Teufel
wollen die eigentlich von uns?« Ich starrte auf die Scherben und wartete darauf, dass meine Wut verebbte. Gut gemacht, Patrick. Tolle Idee, erst mal mit einem Wutanfall zu reagieren.
»Sie haben alles gehört«, sagte Ariana. »Jeden Streit. Die ganzen Kleinigkeiten. Was ich dir Dienstagabend am Esstisch gesagt habe. Alles. Verdammt noch mal, Patrick.
Verdammt noch mal.
Wir hatten keine Spur von Privatsphäre mehr.«
Ich atmete tief durch. »Wir müssen uns was ausdenken, wie wir da wieder rauskommen.«
Ihre Lippen zitterten. »In was stecken wir da überhaupt drin?«
»Es hat nichts mit einer Affäre zu tun. Auch nichts mit meinen Studenten. Und auch nichts mit einem angepissten Filmstar. Ich weiß nicht, wer diese Typen sind, aber es sind Profis.«
»Worin?«
»Hierin.«
Die Stille wurde nur durch das leise Surren des Ventilators gestört. Ich wischte mir die Hand an meinem Hemd ab und hinterließ einen dunkelroten Streifen. Ariana sah auf die aufgerissenen Schorfstellen und meinte: »Oh.
Oh.
Auf die Art hast du also …« Sie atmete tief durch und nickte. »Gibt es sonst noch etwas, was ich wissen sollte?«
Ich erzählte ihr alles von Jerry bis Keith, Sally Richards und dem Stiefelabdruck, wie ich gelogen hatte, als ich dem Anrufer erklärte, ich stünde auf dem Gully, und dass er es nicht gemerkt hatte.
»Sie beobachten
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