Oder sie stirbt
den schwärzesten Farben gemalt. Du hast doch selbst gesagt, er ist von der Regierung. Oder war mal bei der Regierung. Die müssen uns doch von Berufs wegen erzählen, wie furchterregend die Welt ist. Das ist doch genetisch bei denen.«
»In dieser Situation muss mir wirklich keiner erzählen, wie furchterregend das alles ist.« Ich schlüpfte ins Auto. Der Benzinstandsmesser war bei einer meiner morgendlichen Attacken kaputtgegangen, der Zeiger stand ständig auf vollgetankt. Doch ein Blick auf den Kilometerzähler sagte mir, dass ich seit der letzten Tankfüllung fast dreihundertfünfzig Kilometer gefahren war. Ich hatte also gerade noch genug Benzin, um es zu meinem Treffen mit Punch zu schaffen.
Als ich schon losfuhr, klopfte Julianne noch einmal gegen die Scheibe, und ich hielt an. Sie beugte sich zu mir herab, und ihre milchweiße Haut wirkte fast durchsichtig im blendenden Sonnenlicht des Valley. »Wie ich schon sagte: Vielleicht sind sie hinter etwas ganz anderem her, als du glaubst.«
Ich trat aufs Gas, und unter meinen Reifen raschelte das trockene Laub. »Genau das befürchte ich auch.«
Obwohl ich schon spät dran war, drehte ich eine Runde um die Tiefgarage, um sicherzugehen, dass mir niemand folgte. Als ich Ariana auf dem Handy anrief, nahm sie gleich beim ersten Klingeln ab.
»Geht’s dir gut?«, fragte ich.
»Ja, ich bin zu Hause geblieben. Ich wollte ein bisschen aufräumen. Außerdem hätte ich mich wahrscheinlich sowieso nicht auf die Arbeit konzentrieren können. Wie ist es bei dir?«
»Du bist
zu Hause
geblieben? Ariana …«
»Ich weiß, ich weiß, ich sollte vorsichtig sein. Aber es sieht ja wohl nicht so aus, als wollten sie die Tür eintreten und mich über den Haufen schießen, sonst hätten sie es doch schon getan. Die ganze Vorgeschichte deutet nicht auf solche Pläne hin.«
Ich starrte auf mein eigenes Mobiltelefon, das ausgeschaltet auf dem Beifahrersitz lag. Am liebsten hätte ich Ariana gleich die Nummer des Prepaidhandys gegeben, von dem aus ich sie gerade anrief, aber ihre Leitung war nicht sicher. Ich bog in die Parkgarageneinfahrt.
»Okay«, meinte ich. »Aber sei …« Doch da brach die Verbindung ab. Fluchend fuhr ich bis zur dritten Parkebene und stellte den Camry auf einen Platz ganz hinten. Punch saß auf einer Bank beim Aufzug und las eine Zeitschrift. Während ich zu ihm hinüberlief, warf ich einen nervösen Blick auf meine Schuhe, wie um mich zu vergewissern, dass meine Kenneth Coles sich in den letzten dreißig Sekunden nicht wieder in meine GPS -Nikes verwandelt hatten.
Ich setzte mich neben ihn, sah aber in die andere Richtung. Der Treffpunkt war prima – jede Menge Autos und Fußgänger, reichlich Hintergrundgeräusche sowie ein Dach, das uns für Google Earth und auch für seine ehrgeizigeren Brüder unsichtbar machte. Aber in mir klang die Frage nach, die mir die elektronische Stimme gestellt hatte:
Haben Sie noch Fragen, was unsere Fähigkeit angeht, in Ihr Leben zu treten und zu tun, was wir wollen?
War es dumm von mir gewesen, hierherzukommen? Oder überhaupt Nachforschungen anzustellen? Aber ich konnte nicht anders. Sie verlangten blinde Unterwerfung, aber das garantierte weder meine noch Arianas Sicherheit.
Punch starrte weiter in seine Zeitschrift. »Ich hab bloß angerufen, um dir mitzuteilen, dass ich mich über Keith Conner erkundigt und ziemlich seltsame Antworten bekommen habe.«
»Zum Beispiel?«
»Zum Beispiel, warum ich überhaupt Fragen zu Keith Conner stelle und dass ich das gefälligst lassen soll. Weißt du, diese Art von Recherche ist unanständig und illegal. Die Polizisten, mit denen ich befreundet bin, dürfen nicht einfach mal schnell im Computer nachsehen, was irgendjemand auf dem Kerbholz hat. Und schon zweimal nicht, um mir einen Gefallen zu tun. Aber normalerweise wird das nicht überprüft, so was fällt keinem auf. Dummerweise ist es aber aufgefallen, als meine Freunde unerlaubterweise einen Blick in den Computer geworfen haben. Jeder einzelne Zugriff. Und zwar sofort. Meine Kumpels wurden zur Sau gemacht, und ich konnte mir hinterher was anhören. Irgendjemand hat da ein Auge drauf, und das ist kein Tee trinkender PR -Berater des Filmstudios. Das wird von der Polizei selbst überwacht, wenn nicht sogar von höherer Stelle. Willst du mir jetzt endlich mal verraten, in was für eine Geschichte du da reingeschlittert bist?«
Ich erzählte ihm mehr oder weniger dieselbe Version, die ich schon Julianne präsentiert
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