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Oder sie stirbt

Oder sie stirbt

Titel: Oder sie stirbt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gregg Hurwitz
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in den Aufenthaltsraum?«, erkundigte sie sich.
    »Nein, ich hab’s eilig.«
    »Soll ich dich zu deinem Auto begleiten?« Sie drängelte sich energisch durch einen Pulk entgegenkommender Studenten, um mit mir Schritt halten zu können. »Ach komm, ich bin schon ganz wild auf die nächste Folge. Außerdem stehst du so was von tief in meiner Schuld, nachdem ich gestern Nachmittag deine ganzen Kurse übernommen habe.«
    »Hab ich doch gleich gewusst, dass mich das mehr kostet als einen Starbucks-Kaffee.« Wir trappelten die Treppe hinunter. Als wir beim Auto ankamen, hatte ich sie einigermaßen auf den laufenden Stand gebracht. Jerrys Namen und seinen Arbeitsplatz nannte ich nicht, aber ansonsten bekam sie einen Überblick über alles, was in der Zwischenzeit passiert war. »Du bist doch Journalistin«, sagte ich. »Wo zum Teufel muss man anfangen, wenn man der CIA auf den Zahn fühlen will?«
    »Du meinst, für den Fall, dass sie sich für
They’re watching
rächen wollen?« An ihrer Miene konnte ich sehen, für wie wahrscheinlich sie diese Möglichkeit hielt. Es ging aber auch ganz schön weit – dass ein Aushilfsdozent an der Hochschule für Film beziehungsweise sein triviales Drehbuch wichtig genug sein sollte, um die Aufmerksamkeit der CIA auf sich zu ziehen. »Ich kann versuchen, was für dich rauszufinden, vielleicht bei dem Medienbeauftragten, den die Hollywood-Produzenten ansprechen. Aber wenn es die CIA
ist,
die dir hier eins auswischen will, warum sollten sie dann so plötzlich wieder einen Rückzieher machen?«
    »Was meinst du mit Rückzieher?«
    »Sie haben dir gezeigt, wo die Wanzen und Kameras versteckt waren, und dir gesagt, dass du sie entfernen sollst. Sieht doch ganz so aus, als wollten sie dich jetzt wieder in Ruhe lassen.« Nun konnte ich aus ihrer Miene eine gewisse Ungeduld herauslesen, weil ich gar so begriffsstutzig war.
    Ich dachte an Arianas Worte im Gewächshaus – dass alles, was bis jetzt geschehen war, nur die Vorbereitung war. »Sie bereiten sich nur auf die nächste Runde vor«, widersprach ich. »Was auch in dieser Mail stehen wird.«
    »Warum sollten sie dann den Vorteil aufgeben, dich überwachen zu können?« Sie strich sich die roten Locken glatt und machte sich einen Zopf mit einem Gummi, den sie am Handgelenk getragen hatte. Mit so straff zurückgenommenen Haaren sah sie umwerfend hübsch, aber auch irgendwie streng aus, wie eine Comic-Heldin, die sich unerkannt unter uns Normalbürger mischen wollte. Ihr weites schwarzes T-Shirt minderte die Wirkung etwas, aber es reichte doch, dass ein Student seinen klapprigen alten Hyundai abbremste, um sie anzugaffen. Natürlich bemerkte sie ihn gar nicht, sie war völlig auf mich konzentriert. »Ich glaube, sie wollen etwas anderes bezwecken. Vielleicht sogar Vertrauen aufbauen. Es ist ein
Dialog.
«
    Ich musste daran denken, wie der Eindringling vor mir davongerannt war, obwohl er kräftig genug gewesen wäre, um mich in meine Einzelteile zu zerlegen. Der Konflikt war nicht auf die körperliche Ebene übergegangen, zumindest noch nicht. Aber wir waren auf jeden Fall Gegner. Oder?
    »Sie haben dich nicht bedroht«, insistierte Julianne. »Jedenfalls nicht explizit.«
    »Nur implizit, auf ungefähr sechs verschiedene Arten.« Ich schloss mein Auto auf und warf meine vollgestopfte Aktentasche auf den Beifahrersitz. »Ich muss jetzt los. Erzähl bitte niemandem von dieser Geschichte.«
    »Hör mal …« Sie hielt mich am Arm zurück. »Ich meine nur … vielleicht hast du so eine Art Test bestanden.«
    »Und zwar? Was an dieser ganzen Story sieht für dich nach einem bestandenen Test aus, bitte?«
    »Angenommen, es
ist
die CIA . Vielleicht waren sie von deinem Drehbuch beeindruckt. Und das hier ist … ich weiß nicht … ihre Art, dich für ihre Arbeit zu rekrutieren.«
    Trotz meiner Angst spürte ich, wie Stolz in mir aufwallte. »Fandest du es so gut?«
    »Hey, wir reden hier über einen US -Geheimdienst«, meinte sie, »die haben nicht so hohe Ansprüche.«
    Einen Moment lang erschien mir die Idee fast plausibel. Wollte ich es glauben, weil es weniger bedrohlich war oder weil es mir so schmeichelte? Ich schüttelte den Gedanken ab. »Nichts an dieser Sache kommt mir irgendwie vor wie ein Spiel. Sie sind richtig massiv in unser Leben eingedrungen. Der Typ vom Sicherheitsdienst, der unser Haus überprüft hat, hat gesagt, diese Geräte seien technisch auf dem allerneuesten …«
    »Natürlich hat dieser Sicherheitstyp alles in

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