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Oder sie stirbt

Oder sie stirbt

Titel: Oder sie stirbt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gregg Hurwitz
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einer Mischung aus Erleichterung und Enttäuschung auf die dunklen Gebäude. Geschlossen. Fall erledigt also.
    Die Scheibenwischer arbeiteten mit doppelter Geschwindigkeit, um mir freie Sicht zu gewähren. Ich war nur noch wenige Straßen von zu Hause entfernt, als ich einem plötzlichen Impuls gehorchte und mit zitternden Nerven einen U-Turn auf den Ventura Boulevard machte. Dort fand ich schließlich ein Internetcafé, das nachts geöffnet hatte.
    Wenige Minuten später saß ich gemütlich hinter einem Computer. Es roch nach starkem Kaffee, und ich konnte dem Geplänkel von zwei MySpace-Usern zuhören, die ihre Piercings verglichen. Ich loggte mich in meinen Gmail-Account ein, und während die Seite aufgebaut wurde, musste ich mich konzentrieren, um meinen flatternden Atem zu beruhigen.
    Nichts von ihnen. Nur ein Pop-up von Billig-Viagra und eine Spam-Mail von Anwalt Felix Mgbada, der mich dringend um Hilfe bat, um die Angelegenheiten seines reichen Verwandten in Nigeria in Ordnung zu bringen. Ich atmete tief aus und lehnte mich auf dem klapprigen Stuhl zurück. Gerade wollte ich mich wieder ausloggen, als ein leises Pling eine neue Mail im Posteingang verkündete. Keine Betreffzeile. Sie wussten, dass ich gerade online war.
    Meine Handflächen waren pitschnass. Ich klickte auf die Mail. Nur ein Wort.
    Morgen.

[home]
    27
    I ch wurde vom Geräusch einer laufenden Dusche geweckt. Ich brauchte einen Moment, bevor ich wusste, wo ich war. Im Obergeschoss. In unserem Bett. Und nebenan machte sich Ariana fertig.
    Neue E-Mail. Heute.
    Ich hatte die ganze Woche nicht gewaschen, deswegen war das einzig tragbare saubere Kleidungsstück ein trendiges lachsrosafarbenes Hemd, das ich einmal völlig überteuert in einer Melrose-Boutique gekauft hatte, für eine Vorführung, zu der mich meine Agentin eine Woche nach Verkauf meines Drehbuchs eingeladen hatte. Damals war ich weder cool, noch hatte ich das Geld, um mir so etwas zu leisten. Und jetzt war ich noch uncooler und noch abgebrannter, also wäre ich mir in diesem Hemd unter normalen Umständen ziemlich doof vorgekommen. Aber meine Vorahnungen wegen der nächsten Mail hatten gerade alle anderen Gefühle in den Hintergrund gedrängt.
    In meinem Arbeitszimmer schaltete ich den Computer ein und loggte mich ein. Mir war fast schlecht vor Aufregung. Selbst wenn ich hier keine Mail öffnen wollte, konnte ich zumindest nachsehen, ob in meinem Posteingang etwas auf mich wartete. Aber da war nichts. Ich klickte auf »Aktualisieren«. Und noch einmal. Ich kritzelte ein paar Sätze für meine morgendliche Vorlesung zusammen, aber dann schweifte meine Aufmerksamkeit wieder ab, und ich schaute auf den Bildschirm. Immer noch nichts.
    Nebenan wurde das Wasser abgedreht, und ich spürte ein kurzes Unbehagen. In der Hoffnung, dass die Arbeiten meiner Studenten mich besser ablenken würden, zog ich eine Arbeit aus dem wachsenden Stapel und begann zu lesen. Doch die Worte zogen einfach nur an mir vorbei, und auch die nächste Arbeit konnte mich nicht fesseln. Und, was noch schlimmer war, ich fand das alles plötzlich völlig sinnlos. Worte auf einer Seite. Wie sollte ich Interesse für einen fiktiven Plot aufbringen, wenn ein ganz realer Plot nur eine Mail entfernt war?
    Meine Hand zuckte zur Maus. Ich zog sie wieder zurück. Sie glitt wieder zur Maus. Aktualisieren. Nichts Neues. Ich trommelte mit dem Bleistift auf einen Notizblock und versuchte, mich wieder auf meine Lektüre zu konzentrieren und mich für die Entwicklung der Charaktere zu interessieren.
    Ariana streckte den Kopf ins Zimmer. »Bad ist frei.«
    Hastig schloss ich den Internetbrowser. »Super, danke.«
    »Willst du mit mir frühstücken? Ich finde, nachdem wir sogar im selben Zimmer geschlafen haben, sind wir wohl intim genug miteinander, um zusammen eine Schüssel Cornflakes zu vertilgen.«
    Ich grinste. »Bin schon fertig. Ich komm gleich runter.«
    »Was machst du denn da?«
    Ich blickte auf meinen fast leeren Notizblock. »Ich mach nur noch schnell eine Arbeit zu Ende.«
     
    »Hast du eine Affäre?« Julianne legte einem Studenten die Hand auf den Nacken und schob ihn aus dem Weg, während wir zusammen durch den Flur liefen.
    Ich war etwas außer Atem, nachdem ich gerade die Treppen vom Computerraum hochgerannt war – dort hatte ich mich in meinen Gmail-Account eingeloggt, um vor dem Unterricht eine Viertelstunde auf mein leeres Posteingangsfach zu glotzen. Ich spürte die Hitze in meinen Wangen. »Nein«, erwiderte

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