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Oder sie stirbt

Oder sie stirbt

Titel: Oder sie stirbt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gregg Hurwitz
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aufschlägt?«, schlug Ariana vor. »Vielleicht haben sie die ans Studio geschickt, und jetzt drängen die auf eine schnelle, streng vertrauliche Lösung.«
    »Der Gedanke ist mir auch schon gekommen. Vielleicht haben sie noch etwas anderes, was uns helfen könnte.«
    »Und zwar?«
    »Ich weiß nicht.« Ich merkte, dass ich aufgeregt klang, und versuchte, mich wieder etwas zurückzunehmen.
    »Was auch immer sie haben, sie versuchen, dich für ihre Pläne einzusetzen«, meinte Ariana.
    »Oder es will mich jemand dazu benutzen, anderen Leuten zu helfen.«
    Ihre Hand, die immer noch in meiner lag, versteifte sich. Nach ein paar Schritten ließ ich sie los. »Was ist denn?«, fragte ich. »Woher willst du wissen, dass das nicht der Grund ist?«
    »Weil du es so unbedingt glauben willst«, erwiderte sie.
    Mein Lachen hatte einen bitteren Unterton. »In erster Linie will ich diesen Arschlöchern ans Leder, die so in unsere Privatsphäre eingedrungen sind. Aber im Moment kriege ich am meisten raus, wenn ich ihr Spiel nach außen hin mitspiele. Und je mehr wir rauskriegen, umso eher erfahren wir, was zum Teufel hier eigentlich abgeht.«
    »Hast du deinen Schülern nicht auch schon beigebracht, was Hybris heißt?«
    »Ich habe ihnen beigebracht, dass ein Charakter Einfluss auf die Handlung nehmen muss. Er muss selbst über sein Schicksal bestimmen. Er kann nicht einfach nur auf äußere Einwirkung reagieren.«
    »Es geht also hauptsächlich darum, die Leute, die dich reinlegen wollen, selbst reinzulegen?« Sie starrte mich skeptisch an. »Was heute Abend passiert ist, hat dir also nicht mehr bedeutet?«
    Der altbekannte Frust stieg in mir hoch. »Natürlich. Das war die erste sinnvolle Tat, die ich seit ich weiß nicht wann vollbracht habe.«
    »Es geht nicht um Sinnvolles. Für Doug Beeman war sie sinnvoll, für dich war es nichts. Du hast nichts getan, außer Wasser dazugeben und einmal umrühren, fertig.«
    »Ich habe sogar ganz massiv Einfluss auf sein Leben genommen.«
    »Aber du hast es nicht verdient«, beharrte sie.
    »Na und? Egal, ob ich wider Willen da reingeraten bin, egal, was für eine Scheißangst ich beim Reingehen hatte – wieso soll es keine gute Tat sein, ihn von diesen quälenden Schuldgefühlen zu befreien? Und wenn das Studio irgendwie einen Wink bekommen hat, dass es mich lieber in Frieden lassen sollte, ist das doch wohl auch positiv. Warum bist du denn so zynisch?«
    »Einer von uns muss es sein, Patrick. Ich meine, schau dir doch mal an, wie du dich da reinschmeißt. Wie lange hast du kein Wort mehr geschrieben? Ein halbes Jahr? Du hast dich monatelang für überhaupt nichts mehr interessieren können. Und jetzt wirfst du dich plötzlich auf dieses … Abenteuer, als wäre das deine große Chance, deine Schreibblockade zu überwinden.«
    »Was ich hier mache, kann man doch nicht mit Schreiben vergleichen«, gab ich wütend zurück.
    »Findest du es
besser
als Schreiben?«
    »Nein«, gab ich zurück, »im Gegenteil.«
    »Du solltest dein Gesicht sehen, wenn du das sagst.«
    Ich schwieg. So grässlich die vergangene Woche auch gewesen war – war ich nicht doch ein wenig erleichtert, dass diese Typen mir endlich etwas zu tun gegeben hatten? Wann hatte ich zum letzten Mal so viel Aufmerksamkeit genossen wie bei meinem Besuch bei Beeman?
    Die Grundschullehrerin aus der Sackgasse kam mit ihren zwei Rottweilern vorbeigeschlendert, und wir mussten kurz stehen bleiben, lächeln und ein paar freundliche Sätze mit ihr wechseln. Ein junges Pärchen auf der anderen Straßenseite war gerade im Wohnzimmer damit beschäftigt, ein riesiges Bild aufzuhängen. Der Mann krümmte sich unter dem Rahmen, seine schwangere Frau stützte sich mit der einen Hand im Rücken ab und dirigierte ihn mit der anderen. Ein Stückchen weiter nach links. Nach links. Jetzt wieder nach rechts.
    So ein Leben hatte ich auch einmal gehabt. Und es hatte mir auch genügt, bis mein Drehbuch gekauft wurde, bis Keith Conner und Don Miller ins Bild kamen und aus dem toten Winkel zuschlugen. Jedes Mal, wenn ich dachte, ich hätte den Weg zurück in mein altes Leben gefunden, war ich wieder auf der falschen Spur. Was ich hatte, war mehr, als sich ein Mensch wünschen konnte, aber ich hatte keine Ahnung, wie ich wieder damit leben sollte.
    Nachdem ich Beemans Wohnung verlassen hatte, war ich zunächst völlig high gewesen, aber die Hochstimmung verflog allmählich. Die Erlösung, die sich buchstäblich vor meinen Augen abgespielt hatte, war so

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